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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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nächsten zwei Tage frei hatte. Der Abend erstreckte sich vor ihnen wie ein langes goldenes Band, zog sie näher und immer näher zueinander hin. David fühlte wohl das Gleiche, denn während sie spazierten, zog er sie an sich, fuhr ihr mit den Lippen durchs Haar und murmelte: »Ich kann dich noch nicht gehen lassen, Liza.«
    In seiner Stimme erkannte sie das tiefe, süße Verlangen, das sie selbst verspürte. Sie legte ihm den Arm um die Taille und spürte seine Muskeln unter dem Stoff, seine Wärme und seinen Herzschlag. »Dann lass mich nicht gehen, David. Lass mich nie wieder los.«
    Sie waren nun schon eine ganze Weile spaziert und nicht mehr in den dichten Menschenmengen des West Ends gefangen. David blieb stehen und wandte sich ihr zu. Sanft löste er ihren Arm von seiner Taille. »Liza   … «
    »Ich meine das ernst, David. Ich will dich auch nicht gehen lassen.« Wieder spürte sie seinen inneren Kampf, fühlte, dass er sie begehrte und gleichzeitig zurückstieß. »Ich will mit dir zusammen sein, David.«
    »Liza, bitte.« Er wich abrupt von ihr zurück.
    Ohne seine warme Nähe spürte sie, wie kühl die Nachtluft war, und zitterte. »Warum dann all das hier?«, fragte sie mit lauter werdender Stimme. »Das Theater, das Abendessen, die Ohrringe? Bin ich eine Art Forschungsprojekt für dich? Erdmädchen 101? Wenn du mich nicht wirklich magst   … «
    »Ich mag dich mehr, als du ahnen kannst, Liza. Das hier hat nichts mit dir zu tun.«
    Die Kälte schwand, und plötzlich durchflutete sie Wut, heiß und brennend. »Nichts mit mir zu tun? Für dich vielleicht nicht. Für mich hat es alles mit mir zu tun.«
    »Es tut mir leid«, sagte er. Er machte einen Schritt auf sie zu. »Du zitterst. Lass mich dich in ein Taxi setzen und   … «
    »Spar dir die Mühe!« Liza wandte sich um und ging so schnell sie konnte, bewegte sich bewusst im Schatten, sodass er sie nicht sehen konnte. Sie spürte, wie ihr die erste heiße Träne über die Wange kullerte. Das war das Letzte, was sie sich gewünscht hatte, und es war geschehen. Sie versuchte, die vergangenen Minutennoch einmal vor ihrem inneren Auge ablaufen zu lassen, aber sie ergaben einfach keinen Sinn. Wie hatte alles so falsch laufen können und noch dazu so schnell?
    Einige Blocks später begriff sie, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie war. Sie war einfach im Dunkeln von ihm weggelaufen, wild entschlossen, David abzuschütteln. Jetzt war sie ganz allein in einer düsteren, fremden Straße. Sehr weit konnte sie eigentlich nicht gegangen sein, sagte sie sich. Sie würde einfach weitergehen, bis sie an eine geschäftigere Straße kam, sich ein Taxi nehmen und nach Hause fahren.
    Als sich ein Schatten aus der Dunkelheit löste und auf sie zugeeilt kam, dachte sie zunächst, es wäre David, und eine Welle der Erleichterung durchflutete sie. Aber es war nicht David. Es war jemand, der ihre Tasche packte und sie anschrie, sie solle bloß keinen Mucks von sich geben. Sie konnte das Gesicht nicht erkennen, aber es war ein riesiger Kerl.
    »Mehr hast du nicht zu bieten, Schätzchen?«, fragte er, leerte ihre Tasche aus und schleuderte sie in den Rinnstein. Er hielt die wenigen Scheine in die Höhe, die sie mitgenommen hatte. »Das ist ein verdammt mageres Ergebnis für einen ganzen Abend Arbeit. Was hast du denn sonst noch, das einen armen Schlucker trösten könnte?«
    Liza zitterte vor Furcht, wollte aber nicht klein beigeben. Wenn der Kerl merkte, dass sie Angst vor ihm hatte, wusste er, dass er alles mit ihr machen konnte.
    Sie würde es nicht schaffen, vor ihm wegzulaufen, nicht in Ranis silbernen Sandalen. Also zwang sie sich, den Kopf zu heben und ihm in die Augen zu schauen oder zumindest dahin, wo sie seine Augen vermutete, wenn sie sein Gesicht hätte sehen können.
    Bei dieser Bewegung musste das Laternenlicht sie gestreift haben,denn er sagte: »Ah, diese Perlenohrringe, auf die alle Mädchen so scharf sind. Genau das Richtige.«
    Ihre Orbitperlen! Die Ohrringe, die
David
ihr geschenkt hatte.
    Die riesige, schmutzige Pranke des Mannes langte nach ihr. Sie hörte ihren eigenen durchdringenden Schrei: »Nein!«, kreischte sie und fasste sich instinktiv ans Ohr, um die Perlen zu schützen.
    Sie war sich später nie sicher, was sie als Nächstes gesehen hatte: das Aufblitzen der Messerklinge oder den zweiten Schatten, den Schatten, von dem sie wusste, dass es David war, der auf sie zurannte.
    »Nein, David!«, rief sie. »Er hat ein Messer!«
    »Klappe!«,

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