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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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Warteliste für ein Haus. Vor einigen Jahrzehnten kamen dann die Vorhersagen, dass unsereZivilisation sich auf einen kompletten Stillstand zubewegt und irgendwann während der nächsten zweihundert Jahre aussterben wird. Die Zentralregierung verabschiedete ein Notstandsgesetz zur Neubevölkerung. Es geht dabei vollkommen demokratisch zu: Jeder Bürger, ganz gleich wer, muss heiraten und spätestens bis zum einundzwanzigsten Geburtstag mit der Zeugung von Nachkommen beginnen. Ich hatte wegen meiner Arbeit bisher ungewöhnlich viele Freiheiten, aber nun rückt mein zwanzigster Geburtstag näher. Von diesem Moment an werden mein Name und mein Lebenslauf im Partnersuchdienst der Regierung veröffentlicht.«
    »Und was ist, wenn es nicht klappt? Wenn du keine Partnerin findest?«
    »Die Regierung sucht jemanden für dich. Niemand ist im Alter von einundzwanzig Jahren noch unverheiratet.« David legte eine Pause ein. »Und selbst wenn das nicht wäre, so erlaubt Omura niemandem, länger als zwei Jahre auf einem Einsatz zu bleiben. Das Risiko, dass man ›unangemessene Bindungen‹ an die Menschen von dem anderen Planeten eingeht, ist sonst zu groß. Nun, damit haben sie sicher recht.«
    Der Gedanke daran, dass David mit einer anderen zusammen sein würde, sein Leben mit ihr teilen, Kinder mit einer anderen haben würde, mit einer anderen Freuden und Leiden und Erfahrungen ansammeln würde, bis jegliche Erinnerung an Liza ausgelöscht war, bereitete ihr mehr Schmerzen, als sie sich je hätte vorstellen können.
Das ist unmöglich
, dachte sie.
Kein System kann so grausam sein
. Außer dem logischen Omura, wo alles zum größeren Wohl des Ganzen zu geschehen hatte.
    »Hast du   … hast du schon jemanden gefunden? Ist es Mia?« Liza konnte nicht anders, sie musste einfach Salz in die offene Wunde streuen. Wer würde Mia nicht lieben? Die hoch aufgeschossene,wunderschöne Mia. Die glückliche Mia, die ihr ganzes Leben mit David verbringen würde.
    »Mia? Auf keinen Fall. Sie ist wie eine Schwester oder so ähnlich. Sie ist der Grund, warum wir beide uns überhaupt wiedersehen konnten.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Die Narbe, die du ertastet hast? Hinter meinem Ohr? Da hat man mir einen Chip eingepflanzt, Liza. So was haben wir alle. Dieser Chip sendet laufend meine Koordinaten nach Omura. Wäre ich allein an all die Orte gegangen, an denen du und ich zusammen waren, dann hätte das Verdacht erregt. Aber solange Mia sich irgendwo in der Nähe aufhält, sendet ihr Chip die gleichen Koordinaten, und man geht auf Omura davon aus, dass wir zusammen sind.«
    Liza schniefte. »Das war nett von ihr.«
    David lachte leise. »Sie zahlt mir nur einen Gefallen zurück. Glaub mir, ich habe das Gleiche oft genug für sie getan.«
    Eine weitere Einzelheit vom Vorabend kam Liza wieder in den Sinn – ein Bild, wie Mia zwei rote Strahlen auf Davids Kopf abfeuerte, genau an die Stelle, wo der Chip war.
    »Und das Ding, das sie gestern benutzt hat? Du bist ganz steif geworden. Ich dachte, du wärst tot.«
    »Mias Erfindung«, sagte David. »Sie nennt es den Kracher.«
    »Was macht er?«
    »Chips sind als Technologie nicht sonderlich stabil. Sie können durch fehlerhafte Daten, korrumpierte Firmware, sogar durch lokale Viren geschädigt werden. Sie schalten sich dauernd ohne erfindlichen Grund offline. Mias Kracher setzt einen Chip absichtlich offline, ohne dass irgendjemand auf Omura den Grund kennt. Sobald man offline ist, können sie einen so lange nicht mehr verfolgen, bis sie den Chip neu konfiguriert und die Datenwieder neu aufgebaut haben, was etwa sechsunddreißig Stunden dauert. Dann haben sie dich wieder.«
    »David?«
    »Mmm?« Seine Stimme war beinahe schläfrig, als hätte das Erzählen seiner Geschichte ihn ermüdet.
    »Wenn es nicht Mia ist, gibt es sonst jemanden auf Omura? Eine Frau, zu der du zurückgehen möchtest?«
    »Nein.«
    »Dann bleib hier.« Sie legte ihm die Hand auf den Arm und schaute ihm in die Augen. »Die Erde ist ein guter Ort. Wenn die Zeit gekommen ist, dann bleib hier.«
    »Das ist nicht gestattet, Liza. Niemand kann dem Gesetz zur Wiederbevölkerung entkommen.«
    »Dann lass dich von Mia offline schalten. Wir fliehen.«
    »Sie bauen den Chip wieder auf.«
    »Kannst du ihn dir nicht entfernen lassen?«
    »Nur, wenn mein Gehirn mit entfernt wird. Der Chip, äh, entwickelt kleine Fäden, wie Tentakel, die überall in meine Hirnhaut gewachsen sind.« »Das ist ja barbarisch.«
    »Es ist effizient. Und nur

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