Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
Vom Netzwerk:
hatten und den sie später wiedergefunden hatte, lag ja auf ihrem Tisch. Mehr als einmal hatte sie sich dabei ertappt, wie sie ihn zeichnete, schon halb damit fertig war, ehe sie es überhaupt bemerkte.
    Liza erzählte Major Dawson davon, als sie ihm das Geschenk brachte, das sie für ihn auf dem Kunstgewerbemarkt gekauft hatte. Sie wollte unbedingt mit ihrer Ausbildung dort weitermachen,wo sie aufgehört hatte, fragte sich aber, ob die Träume sie dabei nicht stören würden.
    »Manchmal rührt eine Reise, besonders wenn sie einen an einen Ort führt, der so weit vom gewöhnlichen Lebenskreis entfernt ist, allerlei in der Seele auf. Haben Sie je zuvor hellsichtige Träume gehabt?«
    »Nein. Aber ich habe oft von Katastrophen geträumt – von Sandstürmen und Zyklonen, von Krieg und davon, dass Menschen, die ich kenne, erstochen werden. Aber nichts davon ist je eingetreten.«
    »Nun, das alles hat vielleicht gar nichts zu bedeuten. Aber ich frage mich, ob Sie mir einen Gefallen tun könnten. Würde es Ihnen etwas ausmachen, noch ein paar zusätzliche Tests zu machen? Damit möchte ich eine Theorie überprüfen. Ich würde nämlich gern herausfinden, ob bestimmte Erfahrungen und Orte eine Wirkung auf Menschen mit einer außergewöhnlich großen Intuition haben. Besonders auf jemanden, der so jung ist wie Sie, der mitten in einem   … « Er unterbrach sich plötzlich.
    »Mitten in was?«
    »Entschuldigung«, sagte der Major. »Das geht mich nichts an.«
    »Bitte verraten Sie mir, was Sie sagen wollten.«
    »Nur, dass Sie mitten in einem Übergang zu sein scheinen.«
    »Einem Übergang? Wohin?«
    »Ah, das weiß ich nicht. Aber Sie scheinen mir seit Ihrer Reise verändert zu sein. Nun   … « Er nahm das Geschenk in die Hand, das sie in braunes Seidenpapier gewickelt und mit einem orangefarbenen Band verschnürt hatte. »Was haben wir denn hier?«
    Es war kein teures Geschenk, nur ein kleiner handgeflochtener Korb mit einem Deckel, aber der Major war entzückt. »Das stelle ich sofort auf meinen Schreibtisch«, sagte er.
    Die Geschenke, die man anderen mitbrachte, waren eindeutigeine der besten Seiten des Reisens, überlegte Liza. Rani liebte ihre Sandalen mit den pfauenblauen Kristallen. Die Freude über das Seidentuch, das sie Mrs   Hart mitgebracht hatte, hatte Liza ein wenig über die Erkenntnis hinweggeholfen, dass ihre alte Freundin nun ans Bett gefesselt war und dem Ende ihres langen Lebens nahe zu sein schien.
    Die zweite Testreihe, die ihr der Major vorlegte, war komplizierter als die erste. Es wurden ihr ganz spezielle Szenarien vorgelegt, die mehr Menschen als Gegenstände oder Orte umfassten. Obwohl die Tests sehr viel detaillierter waren und der Major sie aufforderte, ihre Antworten genau zu formulieren und sie sehr viel spezifischer zu machen, fand Liza die Aufgaben nicht unbedingt schwieriger. Schließlich brachte der Major ihr wieder sein Miniaturtheater, das Liza bereits in der ersten Testreihe fasziniert und schwer geprüft hatte. Jetzt aber fiel ihr die Aufgabe sehr viel leichter, die Menschen in der Schachtel einzuschätzen.
    Nachdem sie in zwei Fällen die Schuldigen korrekt identifiziert und auch das Opfer einer geplanten Entführung entdeckt hatte, bat der Major sie, ein Stirnband anzulegen, dessen Sensoren mit dem Motherboard des Theaters verbunden waren. Liza wurde klar, dass nun genau die Situation eingetreten war, vor der sie sich am meisten gefürchtet hatte, als ihr seinerzeit der gespenstisch begeisterte Dr.   Branning vorgeschlagen hatte, sich als Seherin zu betätigen. Aber Major Dawson war nicht Dr.   Branning, und Liza hatte inzwischen keine Angst mehr. Sie war neugierig und wollte unbedingt sehen, wohin die verbesserte Genauigkeit ihrer Voraussagen sie führen würde.
    Mit dem Stirnband um den Kopf schaute Liza die Miniaturfiguren in der transparenten Kiste an. Diesmal verschwand der Schuldige, sobald sie ihn identifiziert hatte.
    »Schauen Sie weiter hin«, sagte der Major.
    Das tat Liza, und im Laufe der nächsten paar Minuten gelang es ihr, noch zwei Komplizen zu entdecken, die ihr vorher entgangen waren.
    »Wow.«
    »Wirklich wow. Ihr Können vertieft sich, Liza. Sie haben großes Potenzial, eine hervorragende Seherin zu werden. Sie haben bereits etwas Erfahrung mit den Anarchisten bei der Blackfriar-Brücke gesammelt. Ich würde Sie gern speziell mit dem Team gegen Terrorismusbedrohung zusammenarbeiten lassen, das ich leite. Interessiert Sie das?«
    »Ja!« Nichts würde

Weitere Kostenlose Bücher