Liebe bringt die höchsten Zinsen
leise hinzu: „Warum hast du mir das angetan?"
„Frauen fragen immer ‚warum, warum'? Ihr solltet lieber weniger diskutieren und stattdessen mehr machen!"
Leise und eindringlich drohte er: „Wenn du jetzt nicht unterschreibst, nehme ich dir auch das Haus weg." Ratlos blickte Stefanie zu ihrer Schwester. Aber auch sie wusste nicht mehr weiter. Stefanie ließ ihre Situation Revue passieren: Da sitze ich nun in einem kroatischen Bankgebäude. Statt die Bank vor einem Ganoven zu retten, verspiele ich wohl auch noch Haus und Garten. Ich habe keine Chance mehr, das Erbe vor Bertones Zugriff zu bewahren.
Aber alles in ihr lehnte sich dagegen auf. Ihr Blick fiel auf den Dolch, der vor Bertone auf dem Tisch lag, ihr Kampfeswille erwachte: Ich werde Anzeige erstatten, sobald ich wieder draußen bin. Vermutlich hatte Daniel mit seiner skeptischen Prognose Recht.
Daniel! Ich hätte ihn mitnehmen sollen. Vielleicht wäre ihm ja doch noch etwas eingefallen.
Stefanie griff nach dem antiken Messer auf dem Tisch. Sie bekam es zu fassen, bevor die Sicherheitsleute eingreifen konnten. Sie hob es kurz in die Höhe und legte es mit einer betont langsamen Geste demonstrativ vor sich auf den Tisch zurück – in Reichweite, als wollte sie damit sagen: Ich bin nicht mehr die Wehrlose, ich bin bereit zu kämpfen.
Bertone blickte irritiert auf die Waffe. Ein Wächter trat leise - und von Stefanie unbemerkt - hinter sie und ergriff den Dolch. Sie war erneut entwaffnet.
Daniel! Er fehlt mir. Wenn er jetzt nur bei mir wäre, sehnte sie sich.
In diesem Augenblick klingelte das Handy, das der Journalist ihr mitgegeben hatte. Hoffnungsvoll drückte Stefanie die Gesprächstaste: Es war - Daniel!
„Frag bitte nichts. Tu nur, was ich dir sage", forderte er.
Wenn in aussichtsloser Situation neue Hoffnung keimt, verzichten die meisten Menschen auf Streit, Rechthaberei und Diskussionen. Auch die streitbare Stefanie.
„Sag dem Verbrecher, er bekommt zehn Minuten, um deine Forderungen zu erfüllen. Zehn Minuten, keine Minute län ger. Und sag ihm, dass du auch seine Fünf-Prozent-Beteiligung an der Waldenberg-Bank zurückverlangst."
Stefanie war verblüfft, aber Daniels Stimme erlaubte keine Rückfragen. Sie folgte seinen Anweisungen, wiederholte den vorgegebenen Satz: „...und auch deine Fünf-ProzentBeteiligung an unserer Bank will ich zurück."
Der Minutenzeiger an der Wanduhr rückte vor.
Sie war gespannt, was jetzt passieren würde. Dachte Daniel allen Ernstes, dass Bertone bei einer solchen Forderung einknicken würde?
Bertone prustete los vor Lachen und auch sein Sicherheitsmann musste grinsen.
Sie nahm das Handy wieder dicht ans Ohr. „Die Herren amüsieren sich..."
„War nicht anders zu erwarten; aber das Lachen wird ihnen gleich vergehen. Hör mir genau zu und stelle mir, ja mir, die folgende Frage."
Stefanie runzelte die Stirn, wiederholte aber dennoch seine Frage ins Telefon: „Daniel, was bedeutet es, dass ‚Trojaner gegen Silvio im Anmarsch sind'?"
Daniel musste lachen: „Perfekt."
Bertone war sichtlich irritiert. Die Uhrzeiger waren vorgerückt.
Der Betrüger hatte nur noch neun Minuten.
„Sag ihm, dass in jeder Sekunde, die er untätig verstreichen lässt, Gelder von seinen geheimen Konten in Übersee abfließen."
Gehorsam gab Stefanie diese Information weiter.
Bertone erwiderte lachend: „Da müsstet ihr schon die Fähigkeiten von Einstein, Bill Gates und Nostradamus gemeinsam haben. Vielleicht habt ihr schon 'mal etwas von PINNummern und Passworten gehört?"
Jetzt verlangte Daniel: „Greif in deine Kostümjacke. Darin liegt ein gelber Zettel. Sage niemandem, woher du ihn hast. Falte ihn mit einer Hand auseinander und behalte das Mobiltelefon am Ohr. Lies den Ganoven die erste Zeile auf diesem Zettel vor." Stefanie zückte den Zettel und faltete ihn mit einer Hand auseinander. Es war das Blatt mit der Botschaft, die Bertones Frau ihr zugesteckt hatte. Stefanie las die Zahlenkolonne ab, die ganz oben stand: „130-998 998 883 889."
Erstmals schaute Bertone fassungslos. Sein Blick wanderte von Stefanie zu Kathi und wieder zurück. Daniel verlangte: „Und jetzt lies die zweite Zeile." Mit dem Telefon am Ohr folgte Stefanie erneut Daniels Anweisung: „564 SB 286 774".
Nur noch acht Minuten.
Verwundert und mit aufkeimender Hoffnung schaute sie
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