LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
Verletzung auf, die Fingerkuppe war durch eine Brandverletzung verunstaltet. Der junge Mann war ein Junkie, seine beiden Arme waren gebrochen und wiesen bestimmte Arten von Stichverletzungen einer Nadel auf. Der Tote wurde mit Entsetzen von seinen Kollegen als der ältere Sohn des Staatsanwalts identifiziert. Der schlaksige Mann, der sie heute in seinem grauen, teuren Anzug begleitete, saß nun in der Ecke und heulte wie ein Baby. Er scherte sich nicht darum, dass der Boden dreckig und mit Blut besudelt war, es war ihm auch egal, dass sein feiner Stoff darunter litt. Der tote junge Mann war alles andere als ein Musterschüler und Sohn aus gutem Hause gewesen, auf den man hätte stolz sein können. Immer wieder wurde er von seinem Vater aus schrägen und kriminellen Sachen herausgezogen, man munkelte sogar, dass einige Unschuldige für ihn einsaßen, da der Vater ein erfolgreicher Jurist war und viele einflussreiche Leute kannte.
‚Stand damals bei den Morden von den fünf ausländischen Prostituieren nicht genau dieser junge Kerl unter Verdacht?‘, fiel es David wieder ein. Ihn schauderte. Vor ihm lag der Tote, der einem zerrupften Paradiesvogel mit gebrochenen Flügeln glich, da, und starrte an die Decke. Jemand hatte ihm die billige Maske abgenommen. Das Haar klebte nass an seiner hohen Stirn. Die Augen und der Mund waren vor Schmerz weit aufgerissen und das Gesicht verzerrt. ‚Hat ihn das Schicksal doch noch eingeholt und ihn für seine Verbrechen gerecht bestraft, war das die gerechte Strafe Gottes? Wieso trug er überhaupt diese billige Maske?‘
„ David?“ Ein Polizist stand unschlüssig vor ihm und wartete auf die Erlaubnis, weiterzusprechen. David konnte nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken, schaute dann erbost zu dem jungen Mann auf.
„Ja?“ David stand auf und legte verärgert die Stirn in Falten.
Der Polizist nestelte aufgeregt an seiner Uniform. „Ihr Boss, ich meine Dieter ….“ Irgendwie kannten alle seine Kollegen und auch er den Mann von der Spurensicherung, also seinen Chef, nur unter dem Vornamen.
David nickte und forderte somit den Polizisten auf, weiterzusprechen.
„Nun , der schwebt in Lebensgefahr, er wurde angeschossen und kämpft um sein Leben.“ Der Polizist sprach immer schneller, aus Angst, unterbrochen zu werden oder etwas zu vergessen. „Die Ärzte rechnen mit dem Schlimmsten.“ Er atmete tief durch, dieser Grünschnabel von Polizist hörte sich wie ein verschleimter quakender Frosch an . ‚Seine Kehle ist ausgetrocknet‘, vermutete David, 'so wie meine auch.' „Sie sagen, dass er es nicht überl...“ Weiter kam der junge Beamte nicht, seine Stimme brach mitten im Satz. Er wollte von Neuem ansetzen. David hob seine Hand und entließ den Mann mit einem Kopfnicken. Seine Augen schimmerten.
*****
Die Erde war aufgeweicht, auch hier auf der Anhöhe am abgebrannten Kloster. Überall gab es tiefe Reifenabrücke von unzähligen Einsatzfahrzeugen. Das Journalistenteam versteckte sich unter einer dicken Eiche. Sie wollten nicht von der Polizei weggejagt werden, darum verhielten sie sich wie die Einbrecher. Leider gab es zu viele Uniformierte hier. Sie schritten noch weiter ins Dickicht. Die dornigen Pflanzen griffen nach ihnen. Andreas fluchte vor sich hin, als er mehrmals auf dem glitschigen Untergrund ausrutschte. Er hielt eine kleine Taschenlampe, die ihnen als Wegweiser diente. Das Licht zitterte hin und her, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass Andi alles zu viel war und er vor Angst bebte. Nun standen sie dicht beieinander. Katharina übernahm die Führung.
„Wir schießen einige Fotos, und Benny, du hältst immer schön mit der Kamera drauf, ja?“ Katharina stand vor einer Truppe aus vier Leuten, sich eingeschlossen. Alle spürten das Kribbeln auf der Haut, in ihrem Leben passierten selten solche Sachen wie die Beteiligung an einer großen und gefährlichen Sache wie der hier. Ihre Zeitung verkaufte sich zwar nicht schlecht, dennoch, als Erste an einem Tatort zu sein, so etwas hatte es bei ihnen noch nie gegeben.
Dann liefen sie los. Sofort wurden sie von einem Polizisten angehalten und zurückgewiesen. Entmutigt schritten sie einige Schritte zurück zu ihrem Versteck. Irgendwo in der Ferne wurde der Himmel von einem Blitz erhellt. Der kühle Wind raschelte einschüchternd mit den Blättern der Bäume. Die Stimmung war mehr als gereizt. Ihre Mission war gescheitert. Andreas beweinte seine Mutter und auch sich selbst.
Unerwartet
Weitere Kostenlose Bücher