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LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

Titel: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Fitz
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Jochen, der die ganze Zeit nur zugehört hatte.
    Er fand langsam wieder zu sich, immer wieder verfiel er in einen komaartigen Zustand. Aus dem unruhigen Schlaf schöpfte er wieder neue Kraft. Alpträume suchten ihn in den kurzen Schlafperioden heim, tote Menschen, ein kleiner Junge, der sich vor der Welt fürchtete und nur Schmerz und Leid erfuhr. Es war so, als hätte Jochen es selbst einmal erlebt oder gehört. Er lief, seinen Gedanken hinterher jagend, immer wieder verlor er den Faden. Sein Vater stützte ihn, körperlich.
    Jochen hasste die Verletzlichkeit, die die Einsamkeit mit sich brachte, der Wahnsinn, der ihn unentwegt bedrängte, als seine Gedanken aller Logik zum Trotz wie ein Schwarm wild gewordener Bienen in seinem Kopf herumschwirrten und das Bild des kleinen Jungen hinterließen. Es war kein richtiges Bild, er sah kein Gesicht, nicht einmal die Umrisse, er sah auch nicht die Silhouette des Jungen, nein, es war nur ein Gefühl, eine Erscheinung. Plötzlich kam alles ihn ihm wieder hoch, die Emotionen, die Gefühle, die Erinnerung. Seine Hand ertastete das Buch, das er von dem sterbenden Mann bekommen hatte.
    „Pa, ich muss dir etwas erzählen.“ Es war nur ein leises Wispern. Er zog den viel zu großen Mantel enger um seinen nackten Körper. Trotz der Bekleidung fühlte er sich nackt.
    „Gleich, Jochen. Michael, wie weit ist es denn noch?“, erkundigte Raphael sich jetzt etwas lauter.
    Wie aufs Wort glitten die Türen auf.
    Sie erreichten den zweiten Stock, der Raum war groß und in grellem Gelb gestrichen, überall standen kitschige Vasen, die den teuren chinesischen Porzellan-Vasen nachempfunden waren. Die Plagiate fielen Raphael sofort als solche auf. „Passt mir auf die Vasen auf“, sagte Michael warnend, als er den Blick seines Freundes registrierte, „die sind nämlich ...“
    Raphael merkte, wie ihm die Kinnlade herunterfiel, als er sich ertappt fühlte, was er denn für ein Kunstbanause war, legte vor Verlegenheit seine Stirn in Falten und trat einen Schritt beiseite.
    „Echt?“, piepste Lisa und machte auch einen großen Schritt von einer der Vasen weg.
    Michael sah die beiden schelmisch an. „Ihr seid mir zwei Experten.“ Ein lautloses Lachen drang aus seinem Brustkorb. „Echte Vasen“, er schüttelte mit dem Kopf. „Ja, die sind aus China, aber das war's auch schon. Kommt mit, ihr Hinterwäldler“, er winkte seine Freunde in ein Zimmer, welches sich auf der linken Seite des fast runden Raums befand. Die leicht eckige Lokalität wurde von fünf weiteren Türen umsäumt, so als stünden sie in einer Arena aus Türen, die alle auf ihre eigene Art verziert waren. Lisa kam das Ganze nicht ganz stimmig vor, jemand hatte zu viel Geld und gar keinen Geschmack gehabt, auch kein Händchen für Stil und Stimmigkeit. Auch der geflieste Boden war von grellen Ornamenten verziert, die von dunkelrot ins dunkelgrün übergingen. 'Davon kriegt man Augenkrebs' , dachte sie und folgte den Männern.
    Michael grinste immer noch. „Kommt schon rein, und fasst mir keine der Vasen an.“ Schmunzelnd bat er seine Gäste herein.
    „Für dich gibt es wohl keine Situation im Leben, die nicht passend für einen derben Witz wäre.“ Raphael stützte dabei seinen Sohn immer noch.
    „Ich bin ein Rechtsmediziner, habe es verlernt, mich in der Gesellschaft der Lebenden richtig zu benehmen.“
    ‚Passender würde nichts zutreffen‘, dachte Morgenstern. Sein Freund war schon immer schlagfertig und der einzige Mensch, der sich Raphael widersetzte und immer eine Schippe oben drauf legen konnte.
    „Reden tun meine Patienten auch sehr selten“, fügte er noch hinzu, als er die Doppelflügeltür ganz aufschloss. „Und so unpassend sind meine Witze nicht, wenn ihr wüsstet, was dieses Haus schon alles gesehen hat.“
    Lisa trat unbewusst einen Schritt zurück, Raphael hingegen sah seinen Freund fragend an. Michael winkte ungeduldig seine Freunde herein.
    „Jawohl, meine Lieben, ein Bordell für gut betuchte Männer und Frauen. Hier wurde dem ältesten Handwerk nachgegangen, wusstet ihr, dass das Wort Bordell ‚Bretterhütte‘ bedeutet?“ Er trat rückwärts in das kaum beleuchtete Zimmer. „Ganz danach sieht es hier nicht aus, was? Darum heißt es jetzt Etablissement, klingt ja auch cooler, geht aber noch schweinischer zu als damals. Kommt nur rein in die gute Stube“, sagte er seinen Freunden, alle drei durch die Tür winkend, er selbst blieb im Türrahmen stehen. „Keine Angst, in dem Zimmer hier gibt

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