LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
Verlust ihres Sohnes hinwegkommen könnten.
Das Ganze war gelogen und erfunden, Sebastian schämte sich dafür erbärmlich vor seiner Frau und Tochter.
„Solange es legal ist, werden wir es zusammen durchstehen müssen“, gab sie ihm diesen Satz mit auf den Weg. Und küsste ihn gierig auf den Mund. Sie zeigte ihm damit, dass sie ihn liebte und auf ihn warten würde, auch seine Entscheidung akzeptierte. Offiziell arbeitete Sebastian bei der Polizei, jedoch nicht wirklich, er benutzte sie für seine Mission. Er hatte seinen eigenen Boss. Es war Gabriel.
Nun waren schon viele Wochen vergangen, er fuhr immer wieder zu einem mehrstöckigen grauen Haus, in dem seine kleine Familie eine kleine Wohnung gemietet hatte und sah zu, wie seine kleine Tochter mit seiner Frau spazieren ging. Manchmal musste er mehrere Stunden warten, wenn er sie sehen wollte. Sein Boss verbot ihm, seine Frau sehen zu dürfen. Er tat es trotzdem, heimlich. Morgen, wenn alles gut ging, durfte er nach Hause. Der dicke Rick wird seine Familie nie mehr sehen dürfen, armer Rick.
Die Einsamkeit und das Töten formten aus ihm einen brutalen Sebastian, würde er in sein altes Leben zurück finden? Manchmal staunte er selbst über seine Aggressivität. Wie leicht fiel ihm das Töten anderer Menschen. Auch wenn er wusste, dass seine Opfer den Tod mehr als verdient hatten, war ihm mehr als bewusst, dass es falsch war. Mit der Zeit stumpfte er immer mehr ab, wurde zu einem gefühllosen Tier, einer Bestie.
„Hey, was soll das? Pass doch auf, du Kretin“, kreischte der Mann von der Rückbank.
Sebastian sog scharf die Luft durch die Zahnlücke, die er nun dank dem Mann in Schwarz nach einem brutalen Fausthieb hatte. Rechtzeitig schaffte Sebastian es noch, den Wagen unter Kontrolle zu bekommen, schnell drehte er am Lenkrad bis zum Anschlag nach links, dann wieder nach rechts. Der schwarze Mercedes spuckte Steine. Die Limousine blieb glücklicherweise auf der unbefestigten Waldstraße, ohne gegen einen der dicken Bäume zu krachen und fuhr sicher auf dem schmalen Weg weiter. Nur einige Äste schnappten gierig nach dem Wagen und verursachten knirschende Geräusche.
„Es war eine Wildsau“, versuchte er sich zu verteidigen. Er wollte nicht sterben, nicht so kurz vor der Ziellinie. Der unheimliche Wald versuchte ihn und seinen Fahrgast zu verschlingen. Einerseits sehnte Sebastian sich danach, einzuschlafen, um nie wieder zu erwachen. Er liebte seine Familie mehr als sich selbst. Darum musste Sebastian weiter kämpfen.
„Fahr einfach weiter“, fauchte ihn Vater Gabriel an. „Und pass jetzt gefälligst besser auf.“
Sebastian nickte. Im Rückspiegel sah er nur die roten Lichter. Er durfte ab sofort keine Fehler mehr machen. Sie fuhren noch etwa zehn Minuten, dann sahen sie schon die Außenbeleuchtung des Gebäudes. Es war ein aus Stein gebautes massives altes Haus. Gabriel ließ es restaurieren, es war nicht groß, Vater Gabriel hatte niemandem, mit dem er das Haus teilen konnte, bis auf seine fünf Jünger. Jesus hätte auch nur fünf oder vier gehabt, es waren auch keine Jünger, sondern seine Begleiter, pflegte er immer zu sagen.
Bartholomäus, Tadeus, Iskariot, Zelotes und Judas. Judas war auch sein Freund, sein bester. Er warnte ihn vor den Soldaten und begleitete ihn bis zu seinem Tod. Heute nannte ihn Vater Gabriel Judas? Sebastian lief es bei dem Gedanken immer noch kalt über den Rücken. Vor dem Haus standen zwei weitere Autos, also waren die restlichen vier auch schon da.
„Ich hoffe, die haben besser gearbeitet als du, mein Freund.“ Wie aus dem Nichts kam die Stimme des Bösen. Im Auto war es stockdunkel, sodass Rattengesicht seinen Boss nur hören konnte. Ihn fröstelte. Sebastian hatte schon immer Angst vor dem Unsichtbaren, und obwohl im Wageninneren wie immer konstante zwanzig Grad Celsius herrschten, zitterte er am ganzen Körper.
*****
Die zermürbten Polizisten waren ihrem Freund dankbar dafür, dass sie sich in einem warmen Zimmer aufhalten durften. Auch wenn hier früher weiß Gott was getrieben wurde.
„Hier“, Gregor reichte Lisa ein Smartphone, „es ist sauber, habe es geflasht.“
Lisa nickte anerkennend.
„Damit seid ihr wieder erreichbar“, fügte der junge Mann nicht ohne Stolz hinzu.
„So, jetzt zu eurem Spruch von gestern! Ihr sagtet, dieser war der Startspruch und damit begann die Odyssee, stimmt's? Wie spät ist es denn eigentlich?“, wunderte sich Gregor über seine
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