LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
unsichtbaren, ins schwärzeste Schwarz umhüllten Mann ausging und sich im Inneren ausbreitete.
„Wo habt ihr das verbotene Heft versteckt? SAGE es mir, und du wirst leben“, zischte die raue Stimme des schwarzen Mannes. Entsetzt nahm Sebastian auch andere Gestalten wahr, die sich um den Wagen postiert hatten. Alles war surreal. Sie trugen schwarze Kutten mit Kapuzen, die ihre Gesichter im Schatten verborgen hielten. Das schwache Licht der Straßenlaternen verlieh dem Ganzen einen Touch Hollywoods, dem Mann mit den ausgeschlagenen Zähnen gefiel die Situation, in der er sich momentan befand, ganz und gar nicht.
„Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, Herr.“ Höflich, ohne den Fremden zu erzürnen, nahm er das ihm unangenehme Gespräch auf. Das Zittern in seiner Stimme war nicht zu überhören. Am liebsten würde er den Mann anspringen und ihn mit bloßen Händen erwürgen.
Eine kalte Hand legte sich um Sebastians Hals und drückte leicht zu. Die Finger des Fremden waren ungewöhnlich kalt, zugleich angenehm weich und irgendwie beruhigend. Sebastian atmete durch die riesige Zahnlücke langsam aus, so als würde er sich einer Yogaübung unterziehen. Abrupt schlossen sich die Finger noch fester um seinen Hals und drückten ihm langsam die Luft ab. Er ließ es einfach mit sich geschehen, Sebastian wollte dem Ganzen ein Ende setzen. Durch seine Passivität wollte er einfach erdrosselt werden. Irgendwo aus der Ferne vernahm er benebelt vor Mangel an Sauerstoff die leisen, fast unhörbaren Worte des Fremden: „Denk an deine Tochter.“ Die Finger entspannten sich wieder. Sebastian fühlte sich auf einmal so, als hätte jemand ihm den Boden unter den Füßen weggezogen und einen Faustschlag in die Magengrube verpasst. „Bitte nicht“, mehr brachte er nicht heraus. Wusste sein Herr, dass er ihn verraten hatte? Würde sich die Geschichte von vor zweitausend Jahren wiederholen? Nannte er ihn deswegen Judas, wie den Verräter Jesu? Alles drehte sich vor seinen Augen.
„Führe uns zu Gabriel, er hat uns verraten, uns hintergangen, die Welt ist nicht bereit, die Wahrheit zu akzeptieren. Das Heft wird eure Welt zerstören, die Menschen brauchen ihre Götter, ihr seid noch zu primitiv, um den wahren Gott zu akzeptieren.“
„Wer seid ihr?“
„Wir sind die Hüter des heiligen Sterns, so, wie Gabriel einst einer war.“ Er legte eine Pause ein, damit Sebastian die Worte auf sich einwirken lassen konnte. Der gewünschte Effekt erwies sich als mehr als eindrucksvoll.
„Er war einer von euch? Was hat er denn mit dem Heft und dem darin versteckten Wissen vor?“ Der Eingeschüchterte zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub im Wind.
„Also bist du nicht in das Wissen eingeweiht?“
„Nein, verdammt ...“
„Dann darfst du leben. Unter einer Bedingung, nur wenn du uns den Aufenthaltsort deines Herrn verrätst.“ Manche Worte wurden mit viel Mühe und fast unverständlich ausgesprochen.
Düstere Gedanken krallten sich in seinem Kopf fest. Wer waren die Männer, konnte er seine Tochter nur durch den Verrat an seinem Herrn retten? Keine Frage, er würde es tun, wenn er keine andere Wahl hätte, Sebastian war schon sein ganzes Leben lang zu sich selbst und seinen Mitmenschen, die er liebte, aufrecht und ehrlich gewesen. Auch wenn all seine letzten Taten nicht für gut geheißen werden konnten, waren doch alle Menschen, die er aus der Welt geschafft hatte, allesamt böse. Untiere der Menschheit, böse Wesen. So gesehen tat Sebastian nichts Schlechtes, er reinigte die Welt von dem Bösen. Oder wurde er von seinem Herrn getäuscht? War er nur ein Spielzeug für seine Machenschaften? Sebastian befand sich in einer Zwickmühle zwischen zwei Mächten, die sich gegenseitig auszulöschen versuchten. Falls er noch einmal vor der Wahl stehen würde: seine Tochter durch den Tod der anderen oder sogar durch den seinen retten zu können, würde er sich ohne mit der Wimper zu zucken für das Leben seines Kindes entscheiden.
„Woher habe ich die Sicherheit, dass ihr meine Tochter am Leben lasst?“
„Interessiert dich dein Überleben nicht?“, antwortete der Fremde mit einer Gegenfrage.
„Nicht so wie das meines Kindes“, kam die Antwort prompt und brüsk.
„Sehr ehrenhaft. Nun ja, wir lassen dir auch dein Leben und werden die Untaten, die ihr begangen habt, deinem Boss ...“ Anscheinend suchte der Mann in Schwarz nach einem passenden Ausdruck, denn er murmelte einige Wörter in italienischen Sprache - oder war das
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