LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
noch viel mehr. Solche Menschen waren meist Genies, die nicht so leicht zu durchschauen waren. „Wo ist mein Sohn?“, fragte er heiser und mit belegter Stimme. „Im Himmel bei den Engeln!“ Raphael wollte schon aufschreien, hörte jedoch, wie der Fremde weitersprach. „Wenn dein Sohn noch mehr solche Faxen macht, oder wenn einer von euch aus der Reihe tanzt, werdet ihr euch nie, HAST DU ES VERSTANDEN: NIE WIEDERSEHEN!“, schrie der Fremde hysterisch und legte abrupt auf. Die weiteren Versuche, seinen Sohn erneut anzurufen, waren vergeblich. „Ihr Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar.“ Das war alles, was Raphael zu hören bekam. Tränen schimmerten in seinen Augen. Sein Kinn bebte. Nach dem dritten Mal gab er sein Vorhaben auf.
Raphael griff in seiner Wut nach dem Hammer, der immer noch auf dem Sessel lag, und drosch auf sein Handy ein, Kunststoff spritzte, wie kleine gefährliche Geschosse flogen die spitzen Teile in alle Richtungen. Lisa schnappte nach seiner Hand, die den Hammer fest umklammert hielt und zitterte. Raphael unternahm noch einen Versuch zum Ausholen, seine Partnerin ließ es nicht zu.
*****
Der wutentbrannte Typ tobte wie ein Tollwütiger, als Jochen langsam wieder zu sich kam.
„Was war denn das?“, schrie der Maskierte den verzweifelten jungen Mann an. „Wolltest wohl beweisen, dass du ganz dicke Eier in deiner nicht vorhandenen Hose hast? Das kann sich aber sehr schnell ändern!“ Sein Speichel spritzte in den Sonnenstrahlen die sich langsam den Weg durch den grauen Himmel und das schmutzige Fenster erkämpfen mussten. Der schaumige Sabber flog in langen Fäden aus seinem Mund wie bei kläffenden Hunden der Geifer. Er trat nach einem Gegenstand, welcher früher vermutlich ein Stuhl gewesen war, und der jetzt durch den brachialen Fußtritt in tausend kleine Stücke zerfiel.
Jochen konzentrierte sich auf die Umgebung. Sein Blick war trüb, der Verstand war klar. ‚ Es kann jetzt alles wichtig sein ‘, sagte ihm sein Unterbewusstsein. Essentiell, so die beliebte Bezeichnung der Ernährungswissenschaftler, ihm war speiübel. Er grinste, dem Maskierten zum Trotz. Was kann im Leben lebenswichtiger sein als das Leben selbst?
Ein Schlag gegen die Leber holte ihn aus seinem schwebenden Delirium wieder in die Welt des Schmerzes zurück.
Irgendetwas trübte ihm seinen Blick. Seine Augen waren überfordert, das Fokussieren gelang seinen Sehorganen nicht, da der Gegenstand sich zu nah an der Pupille befand. Als das verschwommene Etwas sich langsam von ihm entfernte, erkannte Jochen darin einen langen Nagel.
„Ich werde dich hier krepieren lassen. Wenn du noch ein einziges Mal etwas Falsches machst und dich nicht an das Szenario hältst, werde ich dich töten. Du wirst dann eine verdammte Nebenrolle spielen ... in meinem brutalen Roman. Hast du mich verstanden?“, zischte er. Urplötzlich schnellte er auf seine Geisel zu. Der Nagel bohrte sich in Jochens rechte Wange. Jochen wusste nicht mehr, was er zu tun hatte. War das jetzt eine Frage oder einfach eine Feststellung? Was erwartete der gehirnlose Verrückte von ihm?
„Ich höre dich nicht“, zischte ihm die Maske ins Ohr. Sein Atem roch absurderweise nach Minze.
Jochen verstand die Welt nicht. Konnte sich tatsächlich ein Mensch hinter solch einer Maske verstecken? Er hatte mit allem gerechnet, Verwesungsgeruch wäre ihm lieber gewesen, aber Minze...?
Jochen nickte vorsichtig, um sein Gesicht durch die unsicher ausgeführte Bewegung nicht gegen den Nagel zu drücken und sich nicht noch mehr als nötig zu verletzen.
Er hörte, wie sein Peiniger atmete, seine Lunge pfiff leise. Der aufgebrachte Mann schien krank zu sein. Etwas Blut tropfte wie zur Bestätigung aus seinem Mund. Jochen wurde es mulmig zumute. ‚Die Bestie hat nichts zu verlieren ‘, dachte er voller Pein.
Seiner Vorsicht zum Trotz drückte der Maskierte ihm den Nagel tiefer ins Fleisch, sodass ein warmer Strahl aus Blut den Boden unter seinen Füßen befleckte. Ein dicker Kloß drückte gegen seine Atemwege, Jochen rang nach Atem.
„Ich bin hier derjenige, der das Zepter in der Hand hält. Jede Eigeninitiative wird hart bestraft. Ich brauche keine Kreativität in meiner Regie...sind wir uns in der Hinsicht einig?“
Der Druck ließ nach, mit ihm auch der Schmerz. Jochen nickte und bestätigte es mit einem trockenen „Ja“.
Selbst dachte Jochen jedoch, ob er diesmal von seinem Vater auch im Stich gelassen würde? Wie schon so
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