LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
die Antwort des angehenden Rechtsmediziners. „Als ich zu euch kam, war alles ruhig. Zu ruhig vielleicht, denn als ich euch verließ ...“ Seine Augen schlossen sich noch einmal, die Mutter wollte schon wieder etwas fragen, doch ihr Mann, der bis jetzt fast gar nicht aufgefallen war, sondern sich wie das schlichte Zimmer-Inventar verhielt, zog sie von ihrem Jungen zurück und mahnte sie mit seinem ernsten Blick zur Ruhe.
Verlegen tat die Frau, was ihr Ehemann von ihr verlangte und wich von ihrem Sohn zurück.
„Das Mofa stand vor der grünen Hecke“, half ihm Raphael auf die Sprünge, „stimmt's?“
„Ja, genau!“ Gregor riss seine Augen auf, ein Hauch von Erleichterung und Erleuchtung legte sich auf sein Gesicht, sodass seine Gesichtszüge sich glätteten. „Als ich dann die Box auf dem Gepäckträger festmachen wollte, die Box war bei dem starken Regen unhandlich, wurde ich von einem fremden, nicht auffälligen Mann angesprochen. Er wollte, dass ich ihm helfe, sein Motorrad aus dem Straßengraben heraus zu holen. Er sei von der Straße abgekommen, sagte er. Es regnete ja. Leider kann ich ihn nicht beschreiben“, löschte Gregor mit einem Satz die aufblitzende Hoffnung auf die Beschreibung des Täters oder seines Komplizen. Bevor irgendjemand nach dem Grund fragen konnte, fuhr der junge Mann fort:
„Er war in voller Montur.“
Raphael und Lisa legten synchron ihre Stirn in Falten.
„Er war komplett in schwarzer Motorrad-Ausrüstung gekleidet“, klärte er die Situation auf, „ sie war ohne Aufkleber noch wies sie sonst irgendwelche Auffälligkeiten auf.“
Die Beamten fluchten innerlich.
„Als wir dann einige Meter in eine Seitenstraße reingelaufen sind, mir wurde das ganze irgendwie …“ Er kaute kurz auf seiner Unterlippe.
„… nicht behaglich?“, half ihm Lisa auf die Sprünge.
„Ja vielleicht, auf jeden Fall war alles irgendwie nicht echt. Als ich ihn dann ansprechen wollte, wie lange wir noch zu laufen haben, rannte er einfach von mir weg.“
Seine Lippe, auf der er vorhin herumgekaut hatte, blutete leicht. Als seine Mutter wieder den Versuch unternahm, ihm das Blut mit einem Taschentuch abzuwischen, schob ihr Sohn ihre fürsorgliche Hand entnervt und fast schon grob von sich weg. „Mutter! Lass den Quatsch“, flog seiner hastigen Bewegung noch ein knapper Satz hinterher. Schwer aufatmend meldete sich Gregors Vater, sich an seine Ehefrau gewandt. Einige gedämpfte Worte in russischer Sprache bändigten die arme Frau dann endgültig. Sie war kurz vorm Weinen, stellte Lisa mitfühlend fest, die Männer achteten auf so etwas natürlich nicht. Die Stimme des Vaters war genauso angenehm wie die von Gregor, er wollte seiner Frau nichts Böses, nur manchmal konnte zu viel Liebe auch sehr störend und unangenehm sein. Zuerst schluchzte die Mutter, die sich ungerecht behandelt fühlte, kurz darauf kullerten auch schon die Tränen. Ihr Mann nahm seine Frau in den Arm und drückte sie liebevoll fest an sich, dabei lächelte er die Beamten versöhnlich an, sich für seine Frau entschuldigend.
„Was geschah danach, als der Unbekannte von dir weg lief?“, lenkte Raphael das Gespräch in die gewünschte Richtung.
„Ich ging zu Lisas Haus zurück.“ Als er den Namen Lisa aussprach, blickte er zu ihr hoch. Mit einem Kopfnicken bestätigte sie ihm, da ss er sie beim Vornamen anreden durfte. Beide lächelten sich dabei freundlich an.
„ Später sah ich, dass die Box, nein, der Deckel von dem Behälter war etwas verschoben“, fuhr er fort. „Ich habe mir nichts dabei gedacht, schob ihn wieder zurecht und wollte zurück zu Graziano fahren. Ich schaute mich noch einmal um, ich sah Niemanden, nach einem lauten Knall lag ich schon im Zaun, danach weiß ich nichts mehr. Bis ich dann hier im Zimmer aufwachte.“
„Also gut, es wird mir jetzt einiges klarer, dennoch bleibt die Sache finster und trüb“, nuschelte der Inspektor. „ Gut, jetzt zu der Maskerade von vorhin.“ Dabei schaute Raphael seinen Freund verschwörerisch an. Und winkte ihn zum Fenster. Als sich die Freunde entfernten, sah Lisa, wie die beleidigte Mutter ihrem Sohn den Handrücken tätschelte, der entnervte Sohn gab schließlich auf, sich zu wehren, und ließ es einfach geschehen. ' Gegen die Liebe seiner Mutter hat der Arme einfach keine Chance' , dachte Lisa, als sie sich den beiden Männern anschloss. Noch bevor Raphael zu einer Aufklärung ansetzte, meldete sich sein Handy. Kurz vorm Ausflippen blickte er auf das
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