LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
fünfzehnten Geburtstag bekommen hatte, und den er stets bei sich trug. Er kämmte sich damit sein licht gewordenes, langes, vom Schweiß durchtränktes rötliches Haar Richtung Nacken aus seinem fast immer leichenblassen Gesicht, gleichmäßige rote Linien auf seiner Kopfhaut hinterlassend.
„Ich mache für heute Schluss“, informierte er seine weniger hübsche Kollegin. Ihr Name war Rita, Andreas war lange Zeit in sie verliebt gewesen, bis er erfuhr, dass sie verheiratet war. Er war so erzürnt darüber, dass er einige Tage lang kein Wort mit ihr wechselte, nur wie es schien, fiel es ihr nicht sonderlich auf, denn seine Verschwiegenheit war allen bekannt, schließlich gab er es auf.
„Okay“, war alles, was sie jetzt zu ihm sagte, ohne ihn dabei anzusehen. Sie war wie immer in ein Telefonat vertieft, welches mit Sicherheit nicht ihren Aufgaben, für die sie bezahlt wurde, entsprach.
Er hievte seinen fetten Körper auf die Beine, hoch aus dem bequemen Bürostuhl, der einen Tick zu klein für seine Statur war, und verließ das Büro.
A m Kaffeeautomaten holte er sich einen Kakao, der war nicht im Geringsten so gut wie bei der Mama. Egal, mit dem Getränk kam auch das erwünschte Gefühl des Zufriedenseins zurück, nur das zählte.
Guter Laune schritt er durch den Korridor, nahm heute ausnahmsweise die Treppe, ansonsten würde er so eine dumme Entscheidung sofort bereuen, die Treppen waren nichts für seine Knie. Weniger zu essen würde ihm gut tun, es war und blieb aber immer nur ein Wunschdenken. ‚Vielleicht nach der bevorstehenden Aktion von heute‘, überlegte Andi, als er sich langsam seinem Geländewagen näherte. Er würde seiner Mama irgendwie schonend beibringen müssen, dass er ab sofort keine Pfannkuchen mit Nüssen und Marmelade zum Frühstück mehr wollte. Vorerst durfte er nicht mehr an solch banalen Dinge wie das Essen denken, ab sofort galt seine Konzentration nur der einen Sache. Plötzlich stockte der zukünftige Starjournalist, wie angewurzelt blieb er vor seinem Vehikel stehen. ‚ Und wenn es sich um eine Falle handelte, oder, schlimmer noch, um einen fiesen Scherz meiner Kollegen?
Sei's drum‘ , winkte er den doofen Gedanken beiseite und fuhr los. In weniger als einer Stunde stand er am verabredeten Treffpunkt . 'Treffpunkt?' In dem anonymen Brief stand nichts von einer Verabredung. Er wartete geduldig. Schaute nach jedem Fahrzeug, es war bisher nur ein einziges, das an ihm vorbei fuhr. Nach einer Stunde des Wartens kamen die ersten Zweifel auf, ob es richtig war, was er da tat? Die Müsli-Riegel aus sieben Cerealien und weißer Schokoladenglasur waren inzwischen schon alle. Nach einer weiteren halben Stunde wollte Andreas noch eine halbe Stunde warten, danach würde er sein Vorhaben definitiv abbrechen. Ein weiteres Auto fuhr an ihm vorbei, es war nun das zweite in der ganzen Zeit, die er hier wartend verbrachte, zu seinem Verdruss war die dunkle Limousine alles andere als ein Pickup. Andreas kannte sich mit den einzelnen Automarken nicht sehr gut aus, es fuhren so viele ähnlich aussehende Fahrzeuge vorbei, dass man die im Einzelnen nicht unterscheiden konnte. Der angehende Journalist stempelte die Limousine als einen Japaner ab. Wie aus dem Nichts erschien ein grauer Pickup, ja, es war tatsächlich ein grauer Pickup mit verchromtem Rammschutzbügel. Der Ami wurde etwas langsamer, die getönte Scheibe an der Beifahrerseite glitt langsam herunter. Ein maskierter Mann winkte ihm zu. Es war eine grässliche Frauenfratze. Andi konnte nicht viel erkennen, denn der riesige Geländewagen fuhr einfach weiter. Seine Hände gehorchten ihm nur widerwillig, er wischte sich den Schweiß von der Stirn, streifte seine Haare, die ihn jetzt ziemlich nervten, energisch nach hinten und drehte den Schlüssel im Zündschloss, sein Baby sprang sofort an. In wenigen Sekunden konnte er die beiden einholen. Andi verschluckte sich fast und verlor kurz die Kontrolle über seinen Wagen. Das, was als Nächstes geschah, brachte den ohnehin überforderten Andreas aus der Fassung. Ein lautes Krachen durchbrach die Stille, Reifen quietschten, die metallene Verkleidung des Vorderwagens wurde unter lautem Gestöhn aufgerissen, er schleuderte auf der schmalen, schlecht gepflasterten Straße hin und her, blieb aber auf der Fahrbahn. Danach passierte das graue Monster den etwas kleineren schwarzen Japaner und fuhr weiter, ohne Anstalten zu machen, anzuhalten oder zu verschwinden, nein, er verhielt sich so, als
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