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LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

Titel: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Fitz
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seiner Kindheit gefiel es ihm, die Schwächeren zu ärgern und zu quälen, wieso dann auch nicht den Dicken? Ein bisschen Zeit hatten sie ja noch für das gemeine Spiel. „Es sei denn, du stellst dich zu dumm an. Dann werde ich kommen und dir deine Eier abschneiden und in dein Maul stopfen, danach werde ich zusehen, wie du deine mickrigen Nüsse verspeist. Hast du überhaupt welche?” Brosch nickte nervös.
    Sein Bauch rebellierte, es brodelte und rumorte in seinem Magen. Andreas rülpste laut. Er konnte seinen Mageninhalt kaum mehr zurück halten. Ein gurgelndes Geräusch entstieg seinem offenen Mund, er schluckte einmal wie ein Fisch an der Luft. Beim nächsten Mal würde er das nicht mehr schaffen.
    Der Wagen bremste, der Geruch nach Gummi kroch in die Nasen der beiden. Die Wagentür flog durch die Hand des Fahrers auf, und der fette Mann wurde aus dem Inneren des Pickups unsanft hinaus gestoßen.
    Auf allen Vieren krab belte er zum Straßenrand und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Ein warmer beschämender Strahl breitete sich über seine Beine aus, und die Hose wurde dunkler, seine Blase entleerte sich. So schrecklich wie jetzt hatte sich der nach Ruhm strebende Mann noch nie gefühlt.
    Ein brauner Umschlag landete neben ihm, einige Fotos rutschten aus dem Päckchen, Andi erkannte auf einem der Fotos die beiden Verfolger, die sie im Wald gelassen hatten. Im Affekt begann er, die Bilder mit seinen zittrigen Fingern wieder aufzusammeln, und steckte sie zurück in den Umschlag. Auch ein Hundert-Euro-Schein war dabei. Andreas stopfte die grüne Banknote samt den Fotos zurück in das Kuvert.
    „Ich werde mich später bei dir melden. Du schreibst genau das, was ich für dich vorbereitet habe, du findest alles im Umschlag. Hast du mich verstanden?“, schrie der Unbekannte den am Boden zerstörten Mann aus dem Wageninneren an. Andreas nickte nur und spuckte in langanhaltenden Stößen die gelbe ätzend brennende Galle. Sein Magen war leer.
    „Ich kann es als ein Ja verstehen?“
    Andi nickte umso heftiger. Die Angst schnürte ihm den Atem ab, sodass er dagegen ankämpfen musste. Sabber und Essensreste klebten an Mund und Kinn. Als Andi das Quietschen hörte und ihm der Gestank nach verbranntem Gummi noch intensiver in die Nase stieg, beruhigte er sich langsam und bekam wieder Luft. Das beschämende Gefühl blieb und kroch tiefer in seine Seele. Tiefe Spuren des Schams hinterließen einen bleibenden seelischen Schmerz, der schlimmer war als der des Fleisches. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Weg nach Hause zu Fuß zu bewältigen.
     
     
    *****
     
     
    „Wir sind wieder allein, denke ich“, flüsterte Raphael, als der Wagen aus seinem Blickfeld verschwand.
    „Bist du sicher?“
    „Nein. Aber wir können nicht für immer hier bleiben. Oder? Komm, du kleiner Angsthase.“ Er zwinkerte ihr ermunternd zu.
    Trotzdem sah Lisa einen Hauch von Panik, die seine Augen widerspiegelten.
    Als sie sich aus dem Versteck in die Lichtung trauten, war es ohrenbetäubend still. Kein Vogelgezwitscher, kein Aufflattern und auch kein Zirpen waren zu hören, der Wald war wie ausgestorben.
    „Raphael, hörst du das?“, flüsterte Lisa.
    „Was?“
    „Ein leises Quietschen oder Bimmeln.“ Mit einem Kopfnicken deutete sie in die Richtung, aus der sie das kaum wahrnehmbare Geräusch zu vernehmen glaubte.
    Der sanfte Wind weckte leise die Bäume, die Blätter begangen zu rascheln, so als wache das grüne Zauberwesen aus einem hundertjährigen Schlaf auf.
    Auf leisen Pfoten, wie Raubkatzen, schlichen die beiden der Geräuschquelle entgegen. Immer wieder blieben sie stehen, damit Lisa mit ihrem besseren Gehör das leise, unnatürliche Bing-Bing wahrnehmen konnte. So, als würde jemand mit einer kleinen Glocke läuten.
    „Oh Gott!“, schrie sie plötzlich auf und taumelte rückwärts, bis sie gegen ihren Partner lief.
    Hier waren sie schon vorbei gegangen, als sie in den Wald hinein liefen, stellte Raphael fest. Das skurrile und unmenschliche Gebilde aus Mensch, oder dem, was von ihm noch übrig geblieben war, und einer Holzkonstruktion, einem Kreuz ähnelnd, hatten sie dabei übersehen. Es stand etwas abseits im Wald und war von Bäumen umhüllt. Die Äste hingen tief, die Sicht war leicht verdeckt. Das Grün der Bäume raschelte, so als liebkosten die Blätter den nicht ganz jungen, von der Seele verlassenen Körper. Wie zauberhafte Waldwesen standen die riesigen Bäume über ihm und strichen über die tödlichen Wunden.

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