Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn
ziehen ließ, auf sie zu. Rhys war sich nicht sicher, ob er froh sein sollte, dass sein Freund ihn sozusagen rettete, oder stocksauer, dass er ihn überhaupt in diese Situation gebracht hatte.
»Und ich dachte immer, ihr Amerikaner seid ganz schlimme Finger. Aber der hier scheint eher zur schüchternen Sorte zu gehören«, sagte Issy und verzog enttäuscht das Gesicht, als wäre Rhys gar nicht anwesend. Er seufzte. Wenigstens hatte der Barkeeper sein Glas nachgefüllt, wahrscheinlich weil er Mitleid mit ihm hatte.
»Nur wenn man ihn nicht so gut kennt«, sagte Owen mit verschwörerischem Grinsen.
»Okay, was war der abgefahrenste Ort, an dem ihr’s schon mal getrieben habt?«, fragte Issy neugierig. »Also ich hab’s mit meinem Ex Ben auf der McDonald’s-Toilette gemacht. Und als wir wieder rauskamen, waren die Fritten noch nicht mal kalt geworden!«, berichtete sie stolz.
»Ja, aber dafür hattest du auch ’ne Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses oder wie der Scheiß heißt an der Backe und sechs beschissene Monate Hausverbot.« Elsie verdrehte die Augen. »Und das war nicht ihre erste, ich sag’s euch«, fügte sie beinahe triumphierend hinzu.
»Was ist mit dir, Rhys?«, fragte Issy.
»Also bei uns in den USA kann man auch Anzeigen wegen …«, begann Rhys.
»Oh Schätzchen, das hab ich doch gar nicht gemeint. Keine Ahnung, warum Elsie davon angefangen hat, sie weiß genau, wie mich das ankotzt.« Issy seufzte genervt. »Ich wollte wissen, was der krasseste Ort ist, an dem du’s schon mal gemacht hast?«
»Er arbeitet noch daran«, kam Owen ihm zu Hilfe.
Vielen Dank auch! Rhys warf ihm einen wütenden Blick zu.
»Soll das heißen, dass du’s noch nie gemacht hast?«, fragte Issy ungläubig.
»Ich … äh … meine Freundin und ich haben erst vor Kurzem Schluss gemacht.« Rhys blickte aufs Meer hinaus und wünschte sich fast, doch zu seinen englischen Verwandten gefahren zu sein, statt hier auf den Bahamas mit diesen durchgeknallten Engländerinnen zu hocken.
»Ohhhh, armes Häschen! Dann solltest du dich aber unbedingt von mir trösten lassen. Ich bin auch ganz lieb zu dir und außerdem eine echte Granate«, pries Issy sich an, als wäre sie bei einem Vorstellungsgespräch.
»Das ist sie echt. Und überhaupt nicht wählerisch, was Typen angeht. Da hatte sie schon viel Schlimmere als dich.« Elsie winkte großzügig ab und schlürfte den Rest ihres Drinks durch den Strohhalm.
Rhys spürte, wie er rot wurde. Natürlich hatte sie schon Schlimmere als ihn. Er wollte gerade etwas darauf erwidern, als Issy ihm zuvorkam.
»Puh, nach dem ganzen Alk muss ich erst mal ordentlich pinkeln gehen! Rhys, Schätzchen, passt du auf meinen Cocktail auf?«, fragte sie, während sie bereits aus dem Pool stieg, den Stoff ihres Bikinihöschens in der Poritze, was sie jedoch nicht zu stören schien. Einem ungeschriebenen Mädchen-Code gehorchend, stieg Elsie ebenfalls aus dem Pool und folgte ihr.
Rhys glitt vom Barhocker und schwamm auf die andere Seite des Pools, ohne darauf zu achten, ob Owen ihm nachkam oder nicht. Obwohl er nicht wirklich viel getrunken hatte, waren seine Schwimmzüge ungleichmäßig und das Wasser fühlte sich an wie flüssiges Blei. Als er am anderen Ende angekommen war, stützte er sich mit den Ellbogen am Beckenrand ab und schaute aufs blaue Meer hinaus.
»Das hab ich doch super für uns eingefädelt, oder, Alter? Die beiden sind total scharf auf uns!«, rief Owen und streckte Rhys die Hand hin, während er auf ihn zuwatete. »Stimmt irgendwas nicht?«, fragte er und ließ die Hand wieder sinken, als Rhys keine Anstalten machte, ihn abzuklatschen.
Irgendwas? Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.
»Issy ist ehrlich gesagt nicht so mein Typ«, seufzte Rhys, ohne den Blick vom Meer zu nehmen. Am Strand unten sah er, wie ein Pärchen am Wasser herumalberte. Das Mädchen zog ihren Freund ins Wasser, wo sie sich in den schäumenden Wellen küssten. Es sah aus wie in einem Liebesfilm.
»Bist du sauer, weil sie erraten hat, dass du noch Jungfrau bist? Damit wollte sie dich doch bloß aufziehen. Aber ansonsten scheint sie absolut kein Problem damit zu haben. Und hey, sie kommt aus England, genau wie du, also habt ihr doch schon etwas gemeinsam«, hielt Owen dagegen und schien hochzufrieden mit sich.
»Nein, das ist es nicht. Ich kann einfach nicht«, sagte Rhys und suchte fieberhaft nach einer guten Erklärung, damit Owen ihn ein für alle Mal mit der Sache in Ruhe lassen
Weitere Kostenlose Bücher