Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn
dachte.
»Alles klar bei dir, Kumpel?«, fragte Rhys. Vor ihnen tauchte bereits die orange-cremefarbene Fassade des Hotels auf, die sich leuchtend vom strahlend blauen Himmel abhob.
»Ich brauch nur endlich mal wieder ein Mädchen.« Owen fing allmählich an, sich wie eine gesprungene Schallplatte anzuhören, aber Rhys hielt es für klüger, ihn nicht darauf hinzuweisen. »Und du auch, Alter«, fügte Owen hinzu.
»Ja, ja. Daran erinnert mich Hugh schon ungefähr hundertmal am Tag«, antwortete Rhys genervt. Hatte Hugh keine Familie, um die er sich während der Feiertage kümmern musste?
Sie schlenderten zu der großen Poolanlage und bekamen im Eingangsbereich von einer gelangweilt aussehenden Angestellten zwei dunkelblaue Badetücher gereicht.
»Da drüben ist Elsie und die neben ihr muss ihre Freundin sein.« Owen blickte zu zwei Mädchen hinüber, die am Pool lagen. Die eine hatte lange wasserstoffblonde Haare und die andere kurze braune. Aus der Ferne sah es so aus, als hätte keine der beiden ein Oberteil an.
»Owen, Schnuckelchen!«, rief die Brünette. »Schwingt eure Knackärsche hierher!«
Rhys zuckte zusammen. Meinte Owen das wirklich ernst mit diesen Mädchen? Die Braunhaarige klang exakt wie Nicola, die Frau seines Cousins Archie. Seit der Heirat trug sie den Titel Herzogin von Kent, was sie allerdings nicht daran hinderte, rosa Jogginganzüge von Juicy Couture und riesige goldene Kreolen zu tragen und sich auf Familientreffen immer hemmungslos mit Wodka-Cola Light zu betrinken. Es war einer der vielen Skandale der Sterlings.
Und vermutlich noch nicht mal der schlimmste.
»Na los, nicht so schüchtern! Stell uns deinen Freund vor, scheint ja ’n echtes Sahneschnittchen zu sein!«, schrillte die Blonde aggressiv. Rhys hätte am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht.
»Hab ich dir zu viel versprochen, oder was?« Owen zog sich eilig sein Shirt über den Kopf, watete in das flache Ende des Pools und schwamm zu den beiden hinüber. Rhys zögerte einen Moment lang, dann knöpfte er sein Hemd auf, streifte es ab und legte es ordentlich zusammen. Vielleicht würden sie ja verschwunden sein, wenn er damit fertig war.
»Hi!«, sagte die Blondine, die plötzlich neben ihm auftauchte, und wrang ihre Haare über seinen Ledersandalen von Reef aus. Ihr hässliches silber-goldenes Triangel-Bikinioberteil war mindestens drei Nummern zu klein für ihre riesigen Brüste. Als sie ihn anlächelte, entblößte sie ein entsetzlich schief stehendes Gebiss. Kelsey hatte einen leicht überstehenden Schneidezahn, der sich hartnäckig der Zahnspange widersetzt hatte, die sie während der Mittelstufe tragen musste, was bei ihr aber hinreißend aussah. Dieses Mädchen hier schien noch nie in ihrem Leben eine Zahnarztpraxis von innen gesehen zu haben. »Meine Freundin Elsie da drüben hat mir erzählt, dass sie deinen Kumpel gestern kennengelernt hat. Voll super, dass ihr gekommen seid. Ich heiß Isobel, aber alle nennen mich Issy, sogar meine Mum. Und du?« Issy musterte Rhys erwartungsvoll von oben bis unten.
»Ich bin Rhys.« Er streckte ihr die Hand hin und sie schüttelte sie begeistert. Ihre blutroten Gelnägel waren mindestens vier Zentimeter lang. »Ähm, ja dann, äh, leisten wir den beiden mal Gesellschaft, oder?« Rhys stieg in den Pool und schwamm auf die Swim-up-Bar zu, wo Owen und Elsie sich schon auf die im Wasser stehenden Hocker gesetzt hatten. Er wollte auf keinen Fall länger als nötig mit Issy allein sein.
»Hallo!«, rief er gequält fröhlich und quetschte sich zwischen Owen und Elsie an die nur wenige Zentimeter aus dem Wasser ragende Theke.
»Hey, ich bin Elsie. Meine Freundin Issy hast du ja schon kennengelernt.« Sie warf ihm einen anerkennenden Blick zu. »Owen hat echt nicht zu viel versprochen.«
»Ähm, ja, danke.« Issy und Elsie? Die Namen würde er nie auseinanderhalten können. Rhys machte dem Barkeeper ein Zeichen. Wenn er das hier durchstehen wollte, brauchte er einen Drink. »Einen Mimosa, bitte.«
»Krieg ich auch einen?«, fragte Issy und setzte sich neben ihn, nachdem Elsie ihr ihren Platz überlassen und sich auf die andere Seite von Owen gesetzt hatte.
»Sicher.« Er wollte schließlich nicht unhöflich sein.
»Und ich einen Sex on the Beach«, hauchte Elsie und sah Issy vielsagend an, woraufhin die beiden in wieherndes Gelächter ausbrachen. Die sich sanft in der lauen Luft wiegenden Palmen und das türkisfarbene Wasser kamen Rhys vor wie die Hintergrundkulisse für einen
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