Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
lebendig, bevor wir uns trauen, das Risiko einzugehen, wahrhaft zu leben und zu lieben. Ich glaube, damit sind wir dieser Tage an einem Scheideweg angekommen. Die alten Systeme funktionieren nicht mehr. Unser ganzes Leben war ausgerichtet auf höher, schneller, weiter, größer. Die Basis dieses Systems war die Angst. Die Angst, nicht genug zu sein. Die Angst, nicht genug zu haben. Die
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Betrachtung unserer Beziehungen ging nur durch einen mehr oder minder unsichtbaren Filter von Konkurrenz. Bekomme ich genug Aufmerksamkeit und Zuwendung? Bekommt der andere mehr als ich? Kann ich hier zu viel verlieren, wenn ich zu viel investiere? Der Antrieb für viele unserer Handlungen war ein tiefes Gefühl von Wertlosigkeit, Mangel und Angst vor Verlust, das uns stets suggeriert hat: So wie wir sind, sind wir nicht genug. Also mussten wir uns anstrengen, etwas erreichen, etwas schaffen, noch mehr erreichen, noch mehr schaffen und uns noch mehr anstrengen.
Wir haben alles Mögliche erreicht. Täglich können wir immer schneller immer mehr erreichen. Aber wir fühlen uns nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil, das Leben fühlt sich für mehr und mehr Menschen an, als ob sie mit den Füßen im Moor stecken und mit jedem Versuch der Bewegung tiefer versinken. Die Verwechslung von Sieg mit Erfolg ist die zentrale Dynamik, die unser westliches System in die Sackgasse geführt hat, in der es jetzt steckt: Wir haben von Kind an gelernt, Siege zu sammeln nur jetzt stehen wir mit unseren Siegessammlungen allerorts ziemlich im Stau. Es gibt immer weniger Menschen, die uns applaudieren können, denn jeder unserer Siege produziert Verlierer. Sobald wir siegen, entsteht automatisch zur gleichen Zeit Verlust. In Zeiten, da wir alle die Welt immer mehr als ein zusammenhängendes System erkennen, treibt uns dieses Gewinner-Verlierer-Spiel
systematisch
in
die
Enge.
Gesellschaftssysteme, Unternehmen, Familien, Beziehungen, Individuen erstarren oder kollabieren darin.
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Es gibt nur Siege mit Verlierern
Ich betrachte deshalb die weltweite Krise dieser Zeit als unsere größte Chance zur Evolution. Wir alle müssen erkennen, dass wir in Beziehung stehen - und zwar zu allen und allem. Es gibt keine losgelösten Siege. Es gibt nur Siege, die andere zu Verlierern machen. Deswegen ist es geradezu lebenswichtig, dass wir alle lernen, Erfolg zu haben. Erfolg zu haben bedeutet, das Beste zu leben, was ich bin. Erfolg zu haben bedeutet, dass das wahrhaft Beste für mich auch gut für die anderen ist. Erfolg zu haben bedeutet, dass wir alle zusammenarbeiten. Dass wir alle eine neue Art von Beziehung lernen. Dass wir alle - Männer wie Frauen - wieder das gebende und nährende Prinzip der Mutter in uns entdecken. Dass wir unser Leben zu einem Erfolgskatalysator für alle machen, die mit uns in Berührung kommen. Wenn sich die Welt und das Leben anderer durch uns zum Besseren verändern, fühlen wir uns automatisch erfolgreich und erfüllt.
Wahrer Erfolg im Leben stellt sich ein, wenn wir unser Leben der persönlichen Heilung und Entwicklung widmen, so wie ich es in diesem Buch beschrieben habe. Dazu müssen wir uns weder in ein stilles Kloster zurückziehen, noch müssen wir uns gesundtherapieren lassen. Wir müssen uns ganz einfach dort, wo wir gerade sind, umschauen — in unseren Familien, an unseren Arbeitsplätzen, bei unseren Freunden. Wenn unser Leben sich bedrohlich, unsicher, leblos, gelähmt oder einsam anfühlt, sollten wir aufhören, Schuldige zu suchen - vielmehr sollten unsere zentralen Fragen lauten: Was habe ich zu geben, was ich noch nicht gegeben habe? Wo ge362
be ich nur aus falsch verstandenem Pflichtgefühl? Wo gebe ich aus Höflichkeit und Angst vor Ablehnung? Wo gebe ich, um Anerkennung zu bekommen? All dieses Geben wird uns innerlich aushöhlen. Es wird uns immer mehr das Gefühl vermitteln, dass wir nirgendwo genug bekommen. Wahrhaft geben können wir nur, wenn wir bereit sind, das Beste für uns selbst zu empfangen. Um wahrhaft geben zu können, müssen wir uns zuerst selbst wertschätzen.
Ich habe festgestellt, dass die meisten Menschen Angst davor haben, ihre eigene Größe zu leben. Wir schrumpfen uns zusammen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner unserer selbst, nur um nicht aus der Norm zu fallen, um dazugehören zu können. So sorgen wir dafür, dass niemand uns kritisieren kann, dass wir niemandem wehtun, dass wir ja nicht anders sind als die anderen, deren Zustimmung und Zuwendung wir haben wollen. Oder wir
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