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Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
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nach Liebe und Zuwendung, aber jeder ihrer Versuche, auf sich aufmerksam zu machen, war vergeblich. Auch Schwäche wurde bei ihr nicht akzeptiert. Das Einzige, was ihr Aufmerksamkeit und Zuwendung von der Mutter brachte, war es, sich ebenfalls um den schwachen Bruder zu kümmern. So lernte sie als kleines Mädchen etwas, das die erwachsene Frau bis heute gefangen hält: Sie bekommt nur Zuwendung, wenn sie Männern hilft, Damit sie Männern helfen kann, müssen diese schwach sein. Wenn die Männer aber schwach sind, dann ist kein wirklicher Raum für die erwachsene Frau mehr da.
    Sie glauben, kein Mensch könne so wahnsinnig sein, sich die Szenen seiner Kindheit derart exakt nachzustellen. Sie glauben, unter solchen Halluzinationen würden gesunde Menschen nie leiden. Sie glauben, es grenze an ein Wunder, wenn wir stets genau die passenden Menschen träfen, die dieses alte Spiel nochmals mit uns spielen würden. Dieser Mechanismus ist vielleicht wahnsinnig, vielleicht wirkt er wie eine Halluzination, aber er bestimmt tagaus, tagein unser aller Wahrnehmung. Wir alle gestalten unser Leben genau so, wie es Christina tut: Egal, wer kommt - unmerklich bekommt er sofort eine Rolle übergestülpt, passend zu unserem alten und gewohnten inneren Film.
    In Christinas Fall ereilte dieses Schicksal in erster Linie den Ehemann und ihren Sohn, aber auch die anderen kleinen und großen Männer in ihrer Umgebung. In der unbewussten Hoffnung auf Zuwendung und Liebe wurden sie allesamt bemuttert. Da wir alle immer den für uns bequemsten Weg gehen, nahmen sie diese Annehmlichkeit an. Christina 105

    bekam ihren Platz in der Familie als Krankenschwester, Helferin und Pflegerin. Nähe hatte immer etwas mit Nichtkönnen und Hilfe brauchen zu tun. Nähe sorgte entweder für Abhängigkeit, oder mm(n) ergriff die Flucht. So nahm ihr Sohn mit der Zeit eine Art Schonhaltung ein, und ihr Mann trat den Rückzug an.
    Damit wurden die Männer dem ehemals von der Mutter bevorzugten Bruder so ähnlich, dass sie für die erwachsene Frau Christina mehr und mehr zum Objekt von Ohnmacht, Wut und Ablehnung geraten mussten. Sie wurden genau das, was Christina nie wieder haben wollte. Aber dies wurden sie vor allem im Zusammenspiel mit Christina. Ihre beiden Männer waren mit großem Potenzial und großer Intelligenz ausgestattet.
    Hätte Christina endlich den Mut gefunden, sie selbst zu werden und ihr eigenes Leben zu gestalten, wäre sie das Risiko eingegangen, für ihre eigenen Träume geliebt zu werden, hätte sie vor allem aufgehört, ihren Männern durch ihr bemutterndes Verhalten Schwäche zu suggerieren, wären alle in der Familie gewachsen und vorangegangen. Irgendwann im Laufe unserer Arbeit erkannte sie, dass sie in ihrer eigenen Familie exakt das wiederholte, was sie an ihrer Mutter so sehr ablehnte und was ihr so wenig wirkliche Zuwendung und Akzeptanz als Frau brachte.
    106

    Projektion - Ihr Partner ist das, was Sie

nicht wollen
    In der Geschichte von Christina gibt es gleich eine Reihe /on Verwicklungen und Übertragungen aus der Vergangenheit in ihre jetzigen Beziehungen. Vor allem entdeckt sie aber immer wieder bei allen Menschen um sie herum Bedürftigkeit, die dringend ihrer Hilfe bedarf, eine emotionale Bedürftigkeit, die sie sich selbst nie offen erlaubt. Nur manchmal zeigen ihre seltenen Tränen, wie leer, verletzlich und hilflos sie selbst ist. Für diesen Mechanismus gibt es in der klassischen Psychologie den Begriff der Projektion. Auf dem Weg zur eigenen Wahrheit ist es wichtig zu verstehen, was Projektionen sind: Das Wort »Projektion« kommt vom Lateinischen
    »proicere«, was so viel wie »fortwerfen« heißt. Wenn wir etwas projizieren, werfen wir etwas von uns auf einen anderen Menschen.
    Wir zwingen unsere Selbsteinschätzung oder unsere Geschichte einem anderen Menschen auf.
    Wir sagen dann: Der andere braucht Hilfe und Zuwendung, der andere ist schwach. Damit projizieren wir unsere eigene tiefe, aber ehemals ungestillte Bedürftigkeit nach Hilfe und Zuwendung, unsere eigene Schwäche auf einen anderen. Oder wir sagen: Der andere kümmert sich nicht, zieht sich zurück, ist rücksichtslos oder nie anwesend. Damit projizieren wir unseren eigenen Mangel an Fürsorge für uns und damit unsere eigene Unfähigkeit, uns zu kümmern, unseren eigenen hilflosen Rückzug, unser eigenes Abgespaltensein auf den anderen.
    Warum machen wir so etwas Verrücktes? Wie können wir 107

    es mit solcher Präzision überhaupt tun, ohne es zu

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