Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
im Spiel mit den Kindern niemals um Erreichen geht - es geht um Sein. Wer versucht, Lust oder Spaß zu erreichen, der wird nie ankommen.
Wie oft stehen wir hilflos und gehemmt vor unseren Kindern, wenn sie einfach nur mit uns toben und spielen wollen? Wie oft ereilt uns Scham oder Anspannung, wenn wir uns bemühen, besonders gute Liebhaber zu sein?
Die Lust hat so wenig ein Ziel wie das Spiel unserer Kinder.
Aber nirgendwo gibt es mehr Spaß, Tiefe und Nähe zu erleben.
Kürzlich rutschte es mir im Gespräch mit einem Klienten heraus:
»Wenn Sie wissen wollen, was für ein Liebhaber Sie in einer dauerhaften, nahen Beziehung sind, dann schauen Sie sich an, wie Sie mit Ihren Kindern spielen. « Wenn wir die Eltern werden wollen, die wir von ganzem Her280
zen sein wollen, wenn wir wirkliche Lust und Erfüllung erleben wollen, dann müssen wir das Leben im Moment wieder erlernen.
Eigentlich sind wir irgendwie immer auf der Jagd. Eigentlich fehlt uns immer irgendetwas. Vielleicht denken Sie, dass ich übertreibe.
Dass Sie doch eigentlich ganz zufrieden sind. Mag sein. Eigentlich...
Aber irgendwo dreht sich alles im menschlichen Leben um Fortkommen, um Weiterentwicklung, um Erreichen. Das gehört schließlich zum Gang der Dinge, sagen Sie. Ja, stimmt.
Weiterentwicklung und Evolution sind die Dynamik des Menschseins. Aber das Erreichenwollen ist das Problem an der Sache. Es führt uns heraus aus dem Moment, aus unserem Alltag und weg von seinen unzähligen kleinen Abenteuerspielplätzen. Wer von uns macht es sich schon einfach mit seinem Leben? Wer akzeptiert, dass er gerade betrogen wurde oder seinen Job verloren hat? Wer geht auf die Suche nach dem Guten, nach der Chance zur Weiterentwicklung, die das Leben für uns in dieser scheinbaren Blockade versteckt hat? Wer lässt sich von der Strömung des Flusses mitnehmen? Wir alle sind am Paddeln. Entweder weil uns der Verlauf des Flusses nicht passt oder sein Tempo.
Heute weiß ich, dass absolut jede Blockade, jeder Widerstand meines Lebens im Nachhinein Segen mit sich gebracht hat. Aber ich weiß, wie lange ich dafür gebraucht habe, um das zu verstehen. Ich weiß, welche Bärenkräfte ich entwickelt habe, um das Leben aufzuhalten oder ihm gefälligst etwas anderes abzufordern als das, was es mir gerade bescherte. Wenn uns etwas nicht passt, dann wollen wir sofort etwas anderes. Wir spüren dieses innere Ziehen aus Angst oder
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Mangel, und schon jagen wir nach Erfolg, körperlichen Freuden oder Selbstbestätigung. Und wir hoffen und flehen inständig, dass etwas davon uns Glück bescheren oder uns von unseren Angst- und Mangelgefühlen befreien kann. Aber egal, was wir auch versuchen, alle Erlösung ist kurzlebig und verlangt nach mehr. Fast immer sind wir Teilnehmer des nie zu gewinnenden Wettlaufs gegen uns selbst: »Wenn ich erst einmal dieses erreicht oder jenes verändert habe, dann ...« Kaum sind wir beim »dann« angekommen, sagen wir uns wieder: »Wenn ich noch dieses erreiche oder jenes verändert habe, dann ...« Immer befinden wir uns so gedanklich in der Zukunft, niemals in der Gegenwart.
Aber nur in diesem Moment, jetzt, hier, liegt die Möglichkeit auf Erfüllung verborgen. Nur hier in diesem Moment kann ich mich entscheiden, das zu sein, was ich jetzt gerade bin - und genau das dann aus vollem Herzen vollkommen anzunehmen.
Nur hier, in diesem Moment, kann ich mich ganz in mich hineinfallen lassen und das Gute in mir fühlen, ganz egal, was in meinem Leben gerade geschieht. Unser Verstand suggeriert uns immer, dass wir hier und jetzt nicht ins Glück gelangen können.
Dass die Zugangstür irgendwo in einem imaginären Zustand in der Zukunft zu suchen ist. Dass zuallererst irgendetwas passieren muss. Dass es Zeit braucht, damit wir dieses oder jenes verstehen, erlernen, klären, vollenden, lösen oder finden, bevor wir dieses oder jenes sein oder haben können, um dadurch endlich glücklich, erfüllt und zufrieden zu sein. Die Wahrheit aber ist, dass nichts von alldem uns mehr in die Nähe von Zufriedenheit und Freiheit bringen kann, als wir es in unserem Inneren bereits jetzt
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sind. Alles, was uns von unserer momentanen Zufriedenheit und Erfülltheit abhält, sind unsere Urteile und Vorstellungen darüber, wie etwas zu sein hat.
Ein Leben in Gottvertrauen
Aus diesem Grund sollten wir uns jeden Tag ganz praktisch darin üben, all unsere Urteile, Erwartungen und Vorstellungen wie ein Detektiv aufzuspüren. Lernen wir mit der Zeit, sie
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