Liebe, die der Teufel schenkt
Krach. Die Gitter wurden weggesprengt. Sie flogen uns ebenso um die Ohren wie die sich hinter ihnen befindlichen Einzelteile der Elektronik.
Ich hatte das Gefühl, die Wände würden anfangen zu wanken. Ein gewaltiges Brausen umtönte uns, als hätte die Hölle sämtliche Pforten geöffnet, und wir selbst verloren für Sekunden die Orientierung, so dass wir umherirrten wie zwei Betrunkene, die sich kaum auf den Beinen halten konnten.
Als es uns wieder besser ging, blieben wir stehen und warfen einen Blick zur Decke. Sie war normal.
Keine Durchsicht mehr, niemand sprach mit uns, nur das große Kreuz sahen wir noch, das sich allerdings allmählich auflöste und auch dem kleineren die Kraft raubte, so dass es nach unten fiel und auf meiner geöffneten Handfläche landete.
»Das war's«, sagte Suko. »Und Glenda?«
»Wir müssen nachsehen.«
Leichter gesagt als getan. Wie sollten wir die Tür aufbrechen? Suko nahm bereits einen Anlauf. Er wuchtete seinen Körper gegen die eine Hälfte der Doppeltür. Sie zitterte nur, das Holz jedoch hielt. Auch gemeinsam schafften wir es nicht, und meine Angst um Glenda steigerte sich wieder.
Suko trat zurück. Er blieb breitbeinig vor mir stehen, als er sagte: »Ich nehme die Handkanten, John.«
»Aber…«
»Kein aber. Erinnere dich, dass ich früher Dachziegel und Steine mit den Handkanten zerschlagen habe. Es muss auch hier zu schaffen sein, wenn ich mich lange genug konzentriere.«
Ich kannte Suko. Und ich wusste auch, dass er ein Meister war, wenn es um fernöstliche Kampftechniken ging. Ich drückte ihm beide Daumen und trat einen Schritt zur Seite, damit er genügend Platz hatte, um Anlauf zu nehmen.
Suko konzentrierte sich. Mein Freund schien einzufrieren, Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt sein Blick war gegen die Decke gerichtet, und er sammelte seine Gedanken. Geist und Körper sollten zu einer Einheit verschmelzen. Erst wenn ein bestimmter Punkt erreicht war und Suko sich voll konzentriert hatte, konnte er seine Kräfte einsetzen, und damit das Hindernis zu überwinden.
Ein paar Mal atmete der Chinese tief ein und aus. Unter seinem Hemd wölbte sich der Brustkorb. Der Mund stand offen, die Augen waren voll auf den Punkt an der Tür fixiert, den Suko durchschlagen wollte. Wir hätten es sicherlich schon früher versuchen können, aber wir waren von den Ereignissen überrollt worden.
Ich kannte meinen Freund. Als er erneut tief Luft holte, wusste ich, dass es bald soweit sein würde.
Dann stürmte Suko vor. Gewaltige Sprünge brachten ihn seinem Ziel näher, und zwei Körperlängen von seinem eigentlichen Ziel entfernt stieß er sich ab, sein Körper streckte sich in der Luft, den rechten Arm hatte er erhoben und ließ ihn im nächsten Augenblick mit ungeheurer Wucht nach unten sausen. Dabei stieß er einen urigen Kampfschrei aus, der durch den Saal hallte.
Treffer!
Ich erlebte die nächsten Augenblicke wie in Zeitlupe. Die gekrümmte Handkante wuchtete gegen die Tür, Suko rammte auch mit seinem Körper dagegen, das Holz erzitterte, mein Freund wurde wieder von dem Gegendruck zurückgestoßen, und dann hörte ich das Splittern, das wie Musik in meinen Ohren klang.
Geschafft?
Suko hatte sich nicht mehr fangen können, taumelte zurück, ging zu Boden, stand sofort wieder auf und hielt sich seine Hand. Wie auch ich starrte er auf die Stelle in der rechten Türhälfte, die getroffen worden war. Sie zeigte ein Loch.
»Mensch, Suko«, flüsterte ich und schüttelte den Kopf. Noch immer konnte ich nicht fassen, dass es mein Partner tatsächlich geschafft und die Tür an einer Stelle eingeschlagen hatte.
Freie Bahn?
Ich lief auf die Tür zu, und jetzt war ich es, der immer gegen die Stelle trat, wo das Holz ein Loch zeigte. Hart hämmerte mein Fuß gegen den Rand. Es blieb nicht ohne Wirkung. Immer mehr Holz wurde zerstört, es zersplitterte, flog als lange Späne weg, und als Suko mir half, hatten wir es bald geschafft. Das Loch war so groß geworden, dass sogar unsere Oberkörper hindurchpassten.
Zuerst kletterte ich nach draußen. In der Mitte blieb ich hängen, und Suko musste ein wenig nachschieben, wobei er gleichzeitig zutrat und mir eine größere Öffnung verschaffte, so dass ich besser hindurchkommen konnte.
Mit den Händen zuerst stützte ich mich am Boden ab. Suko drückte noch weiter nach, ich war frei, rollte mich herum und kam auf die Füße. Obwohl die Zeit verdammt drängte, setzte ich noch einige Sekunden hinzu und half dem Inspektor.
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