Liebe, die der Teufel schenkt
Fenster sickerte Tageslicht. Es glitt durch die Schlitze der Jalousien und malte Streifen auf den Boden.
Glenda sah dies alles, während sie noch auf dem Boden lag. Mit den Händen stützte sie sich auf und hob ihren Kopf so weit an, dass sie auch etwas erkennen konnte.
Ratten sah sie. Tote Ratten…
Sie lagen vor ihr, und die Körper waren von einer unheimlichen Macht zerrissen worden. Als hätten Kräfte an beiden Enden dieser Tiere gezogen und sie zerfetzt.
Glenda wusste, dass dies nicht der Fall war. Magie hatte dafür gesorgt, dass diese Tiere nicht mehr lebten. Und zwar die Magie des Kreuzes, die von John Sinclair eingesetzt war.
Plötzlich begann Glenda zu lachen. Sie riss ihren Mund weit auf, und das schrille Lachgeräusch drang daraus hervor. Sie konnte sich kaum beruhigen, schüttelte den Kopf, ihre langen Haare flogen, während das Gelächter aus ihrem Mund gellte.
Sie fühlte sich zu schwach, um aufzustehen, robbte auf Händen und Füßen weiter und erreichte schließlich die Nähe eines Tisches. Beide Arme hob sie an, klammerte die Hände um die Kante der Platte und zog sich daran in die Höhe. So klappte es.
Glenda musste die Zähne zusammenbeißen, um stehen zu bleiben Mit dem Gleichgewicht hatte sie Mühe, zudem schwankte der Boden vor ihr und wurde zu einem regelrechten Wellenmeer, das auf und nieder wogte.
Einige Male holte sie tief Luft und stellte fest, dass sie wieder die Kontrolle über ihren Körper bekam. Dann schaute sie nach vorn. Aus dem Halbdämmer des Zimmers stachen deutlich die Umrisse der Tür ab. Glenda freute sich darüber, dass sie die Umrandung klar erkennen konnte, und sie ging darauf zu.
Schleppend und müde waren ihre Schritte. Sie konnte die Beine kaum vom Boden in die Höhe kriegen, aber sie besaß wieder Hoffnung. Noch ein Schritt, und sie fiel nach vorne, weil sie sich nicht mehr halten konnte. Hart prallte sie gegen die Tür, ihre Hand fiel auf die Klinke, aber die Tür war verschlossen.
Glenda schluchzte vor Enttäuschung auf. Jetzt steckte sie schon in der Wohnung und kam doch nicht raus. Höchstens durch das Fenster. Aber da gab es noch andere Türen. Glenda dachte nach und kam zu dem Schluß, dass sie erst dort nachschauen wollte, bevor sie sich daranmachte, aus dem Fenster zu klettern. Vielleicht fand sie in den anderen Zimmern einen bequemeren Weg.
Wieder strengte sie sich ungemein an. Ihre Sohlen schleiften dabei über den Steinboden. Es bereitete ihr Mühe, die Treppenstufen zu nehmen, aber sie zwang sich dazu, auch noch diesen Weg zu schaffen. Sie erinnerte sich dunkel daran, dass Wikka aus der rechten Tür gekommen war.
Dahinter befand sich das Bad. Dort hatte Glenda kein Fenster gesehen, deshalb wollte sie die nächste Tür nehmen, und sie wandte sich scharf nach links.
Sie hatte Glück. Sie war nicht abgeschlossen, und Glenda geriet in einen Schlafraum. Auffallend war der große runde Spiegel. Er hing der Tür gegenüber, und seine Fläche war pechschwarz.
Dieser Spiegel hing gleichzeitig am Kopfende eines Betts. Es hatte eine ovale Form und war mit einer roten Decke belegt. Darauf saß - Glenda konnte es kaum glauben - ihre Todfeindin. Jane Collins!
Und zahlreiche Ratten umgaben sie.
***
»Satan! Satan! Satan!« So zischten uns die Weiber voller Hass entgegen. Vielleicht hätten wir mit einer Blitzaktion den Ring durchbrechen können, doch wir waren stehen geblieben und schauten sie an.
Die Frauen waren besessen. Der Teufel hielt sie unter seiner Kontrolle, und sie würden alles tun, um ihm zu gefallen. Jedes Verbrechen, jede verabscheuungswürdige Tat. Bei ihnen war die Lehre der Hölle auf fruchtbaren Boden gefallen.
Was sollten wir tun? Angriff? Ich zögerte noch, denn auch die Gesichter der Figuren interessierten mich. Bei Bea hatte ich diese Statue schon gesehen. Sie zeigten ja das Zerrbild des Satans, dazu in Gold, und schon immer war es dieses edle Metall gewesen, das die Menschen in seinen Bann gezogen hatte. Des Goldes wegen hatte es Tote gegeben, waren Frauen und Männer zu Mördern geworden, und nicht umsonst behauptete mancher, dass der Teufel persönlich das Gold erfunden habe.
Vielleicht stimmte es, wenn man darüber nachdachte, und wer den Tanz um das goldene Kalb kennt, wird über dieses Problem noch intensiver nachdenken.
Leicht geduckt standen sie vor uns. Sie trugen noch immer die Kleidung, die sie auch unten im Hof angehabt hatten. Ein wenig verrückt, ein bisschen poppig und ausgeflippt. Aber harmlos wie ihre Kleider
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