Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
auf und schaute zu den zugezogenen Gardinen. »Das ist eine zeitverzögerte Fernsehübertragung.«
»Ach so. Habt ihr gewonnen?«
»Ja.«
»Lexie wird sich freuen, das zu hören. Sie sitzt im Wohnzimmer und sieht dir zu.«
»Wie findet sie es?«
»Tja, ich glaube, es hat ihr richtig gut gefallen, bis dieser große rote Kerl dich zu Boden geworfen hat. Das hat sie sehr mitgenommen.«
Der »große rote Kerl« war zufällig der Detroiter Guard. »Geht es ihr wieder gut?«
»Ja. Als sie gesehen hat, dass du wieder rumfährst, hat sie sich beruhigt. Ich glaub, es macht ihr richtig Spaß, dir zuzuschauen. Das muss an den Genen liegen.«
John warf einen Blick auf den Notizblock am Telefon. »Was ist mit dir?«, erkundigte er sich und fragte sich, warum ihm ihre Antwort so wichtig erschien.
»Tja, normalerweise guck ich nicht gern Sport. Erzähl das bloß keinem, denn ich stamme aus Texas, wie du weißt«, erklärte sie mit ihrem schleppenden Südstaatenakzent. »Aber ich sehe mir lieber Eishockey an als American Football.«
Ihre Stimme ließ ihn an geheime Leidenschaft, Spiegelbilder in den Fenstern und an heißen Sex denken. Wenn du sie küsst, mag sie dich lieber als Charles . Beim Gedanken daran, dass sie ihren Freund küsste, fühlte er sich, als hätte er einen Schlag vor die Brust bekommen. »Ich hab Karten für dich und Lexie für das Spiel am Freitag. Ich wünsche mir sehr, dass ihr beide kommt.«
»Am Freitag? Der Abend vor der Hochzeit?«
»Ist das ein Problem? Musst du arbeiten?«
Sie schwieg lange, bevor sie antwortete. »Nein, wir können kommen.«
Er lächelte ins Telefon. »Aber die Sprache ist manchmal ziemlich deftig.«
»Ich glaube, daran sind wir inzwischen gewöhnt«, meinte sie, und er hörte die Belustigung in ihrer Stimme. »Lexie steht neben mir. Ich geb sie dir jetzt.«
»Warte, da ist noch was.«
»Was denn?«
Warte, bis ich nach Hause komme, bevor du dich entschließt, deinen Freund zu heiraten. Er ist ein jämmerliches Würstchen, und du verdienst einen besseren Mann. Er setzte sich schwerfällig auf sein Bett. Er hatte kein Recht,
irgendetwas zu verlangen. »Schon gut. Ich bin nur todmüde.«
»Wolltest du noch irgendwas?«
Er schloss die Augen und atmete tief durch. »Nein, gib mir Lexie.«
ACHTZEHN
Lexie spazierte zum Altar, als wäre sie schon als Blumenmädchen zur Welt gekommen. Ihre Locken hüpften auf ihren Schultern, und aus ihrer behandschuhten Hand flatterten Rosenblätter auf den Teppich der kleinen Kirche. Georgeanne stand links vom Pfarrer und widerstand dem Drang, am Saum ihres Trägerkleids aus pinkfarbenem Satin und Crêpe zu ziehen, das fünf Zentimeter über ihren Knien endete. Sie ließ ihre Tochter nicht aus den Augen, die im weißen Spitzenkleidchen strahlend den Gang entlangstolzierte, als sei eigentlich sie der Grund dafür, dass sich die Festgemeinde in der winzigen Kirche versammelt hatte. Auch Georgeanne konnte sich ein Strahlen nicht verkneifen. Sie war sehr stolz auf ihre kleine Diva.
Als Lexie neben ihrer Mutter stehen blieb, drehte sie sich lächelnd zu dem Mann im marineblauen Hugo-Boss-Anzug, der ihnen gegenüberstand. Sie löste eine Hand vom Griff des Blumenkorbs und wedelte ihm mit drei Fingern zu. John grinste und antwortete mit dem Victory-Zeichen.
Der Hochzeitsmarsch ertönte, und alle Blicke richteten sich auf den Eingang. Ein Kranz aus weißen Rosen und Schleierkraut schmückte Maes kurzes blondes Haar, und das lange weiße Organza-Futteralkleid, das sie sich mit Georgeannes Hilfe ausgesucht hatte, sah wunderschön an ihr aus. Das schlichte Kleid betonte Maes Figur, statt das kleine Persönchen mit meterweise Satin und Tüll zu erschlagen. Der
Schlitz vorn verlieh ihrer zierlichen Statur eine schöne vertikale Linie.
Mae schritt ohne Begleitung zum Altar. Sie hatte ihre Familie nicht eingeladen, und auf der Kirchenbank der Braut drängten sich befreundete Arbeitskollegen. Georgeanne hatte ihr zwar gut zugeredet, sich mit ihren Eltern zu versöhnen, doch Mae war stur geblieben. Sie waren damals nicht zu Rays Beerdigung erschienen, also hatten sie auch auf ihrer Hochzeit nichts zu suchen. Mae wollte sich von ihnen nicht den glücklichsten Tag ihres Lebens verderben lassen.
Während sich alle Blicke auf die Braut richteten, ergriff Georgeanne die Gelegenheit, den Bräutigam genauer in Augenschein zu nehmen. Hugh sah in seinem schwarzen Smoking sehr gut aus, doch sie war nicht an seinem Äußeren oder dem Schnitt seiner Jacke
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