Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
sich aus dem Staub machte, konnte sie nicht fassen, dass er sie wirklich ohne Umschweife auf dem Gehsteig vor dem Internationalen Flughafen Seattle-Tacoma abgeladen hatte. Und er hatte sie nicht nur abgeladen, sondern war auch noch, ohne einen Blick zurückzuwerfen, davongebraust.
Menschen im Business-Look oder in leichter Sommerkleidung hasteten an ihr vorbei. Taxifahrer luden Koffer aus, während die Auspuffgase ihrer Taxis die heiße Luft verpesteten. Gepäckträger scherzten mit ihren Kunden, während eine ausdrucklose Männerstimme über Lautsprecher warnte, dass der markierte Bereich vor dem Flughafen nur zum Be- und Entladen bestimmt war. Der Lärm um Georgeanne herum passte zu dem wirren Surren in ihrem Kopf. Gestern Abend hatte John sich so vollkommen anders verhalten als der gleichgültige
Kerl, der sie heute Morgen mit einer Bloody Mary in der Hand geweckt hatte. Gestern Nacht hatte er sie mehrmals geliebt, und sie hatte sich noch nie einem Mann näher gefühlt. Sie war sich so sicher gewesen, dass auch John sich ihr nahe gefühlt hatte. Er wäre doch bestimmt kein solches Risiko eingegangen, wenn sie ihm gleichgültig wäre. Wenn er nichts für sie empfände, hätte er seine Karriere bei den Chinooks nicht aufs Spiel gesetzt. Doch heute Morgen hatte er sich benommen, als hätten sie die ganze Nacht nur ferngesehen. Als er ihr eröffnete, dass er ihr einen Flug nach Dallas gebucht hatte, klang das, als würde er ihr einen Riesengefallen tun. Als er ihr in ihr Korsett und das pinkfarbene Hochzeitskleid half, waren seine Berührungen neutral. Ganz anders als die heißen Berührungen ihres Liebhabers in der Nacht zuvor. Während er ihr beim Anziehen half, hatte Georgeanne mit ihren verworrenen Gefühlen gekämpft. Sie hatte um die richtigen Worte gerungen, um ihn davon zu überzeugen, sie noch bei ihm bleiben zu lassen. Sie hatte ihre Bereitschaft signalisiert, alles zu tun und alles zu sein, was er wollte, doch er hatte ihre subtilen Hinweise ignoriert.
Auf dem Weg zum Flughafen hatte er seine Musik so laut gedreht, dass ein Gespräch unmöglich war. Während der einstündigen Fahrt hatte sie sich mit Fragen gequält. Sie hatte sich gefragt, was sie falsch gemacht hatte und was passiert war, da plötzlich alles so anders war. Nur ihr Stolz hatte sie davon abgehalten, den Kassettenrekorder auszuschalten und eine Erklärung zu verlangen. Nur aus Stolz hatte sie die Tränen unterdrückt, als er ihr aus dem Wagen half.
»Dein Flug geht in knapp einer Stunde. Du hast noch massenhaft Zeit, um dein Ticket am Schalter abzuholen und einzuchecken«, hatte John sie informiert, als er ihr ihre kleine Reisetasche gereicht hatte.
Eine Welle aus Panik überrollte sie. Ihre Angst besiegte ihren Stolz, und sie klappte den Mund auf, um ihn zu bitten, sie wieder in sein Strandhaus mitzunehmen, wo sie sich sicher fühlte. Doch seine nächsten Worte hielten sie davon ab. »In der Aufmachung kriegst du mindestens zwei neue Heiratsanträge, noch bevor du in Dallas landest. Ich will dir nicht vorschreiben, wie du dein Leben zu leben hast – meines hab ich weiß Gott vermasselt –, aber vielleicht solltest du dir über deinen nächsten Verlobten etwas mehr Gedanken machen.«
Sie liebte ihn so sehr, dass es wehtat, und ihm war es völlig egal, ob sie einen anderen heiratete! Ihre gemeinsame Nacht hatte ihm nichts bedeutet.
»Es war nett, dich kennenzulernen, Georgie«, hatte er gesagt und sich abgewandt.
»John!«, brach es aus ihr heraus, Stolz hin oder her.
Er drehte sich um, und ihre Miene hatte wohl keinen Zweifel an ihren Gefühlen gelassen, denn er stieß einen resignierten Seufzer aus. »Ich wollte dir nicht wehtun, aber ich hab dir von Anfang an gesagt, dass ich meinen Platz bei den Chinooks für dich nicht aufs Spiel setze.« Er verstummte und fügte hinzu: »Das ist nicht persönlich gemeint.« Dann war er gegangen, über den Bürgersteig aus ihrem Leben.
Georgeannes Hand schmerzte, und sie schaute auf ihr Reisetäschchen, das sie krampfhaft festhielt. Ihre Fingerknöchel waren weiß, und sie lockerte ihren Griff.
Von den dichten Abgasen wurde ihr übel, und sie machte endlich kehrt und betrat die Flughafenhalle. Sie musste hier weg. Sie musste weg, keine Ahnung, wohin. Sie merkte, dass die Spannung in ihrem inneren Stromkreis wieder zu stark wurde, und versuchte, den Kopf von allem frei zu bekommen. Sie suchte den Delta-Airlines-Ticketschalter und verneinte die Frage nach Reisegepäck zum Einchecken. Mit dem
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