Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
weniger als einem Tag in John Kowalsky verliebt. Ihre Gefühle für ihn waren so plötzlich gekommen, dass sie es selbst kaum glaubte. Doch es war so. Sie dachte an seine blauen Augen und das Grübchen in seiner rechten Wange, wenn er lächelte. Sie dachte an seine starken Arme, in denen sie sich geborgen fühlte. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie seine Hände auf ihrem Po spüren, die sie auf die Porzellanvitrine hoben, als wäre sie federleicht. Kein Mann, den sie je gekannt hatte, nicht einmal ihre Exfreunde, die zu lieben sie einmal geglaubt hatte, hatten ihr je dasselbe Gefühl gegeben wie John.
Du hättest mich warnen sollen, dass du perfekt bist , hatte er gesagt und ihr das Gefühl vermittelt, die amtierende Königin der San-Antonio-Fiesta zu sein. Bei keinem anderen hatte sie sich je so begehrenswert gefühlt. Und keiner hatte sie so unglücklich gemacht.
Ihre Augen brannten wieder, und vor ihr verschwamm alles. In letzter Zeit hatte sie ein paar echt miese Entscheidungen getroffen. Ganz oben auf der Liste stand ihr Entschluss, einen Mann zu heiraten, der ihr Großvater hätte sein können, dicht gefolgt von Platz zwei, sich wie ein Feigling von ihrer Hochzeit abzusetzen. Doch sich in John zu verlieben war kein bewusster Entschluss gewesen. Es war einfach passiert.
Eine einzelne Träne kullerte ihr über die Wange, und sie wischte sie weg. Sie musste John vergessen. Sie musste ihr Leben weiterleben.
Welches Leben? Sie hatte weder ein Zuhause noch eine Arbeit. Sie hatte so gut wie keine Familie, und ihre einzige Freundin hasste sie jetzt wahrscheinlich. All ihre Klamotten waren bei Virgil, und sie hatte keinen Zweifel daran, dass er sie verachtete. Der Mann, den sie liebte, erwiderte ihre Liebe nicht und hatte sie einfach auf der Straße stehen lassen.
Sie hatte nichts und niemanden außer sich selbst.
»Achtung«, verkündete eine Frauenstimme, »Passagiere mit Tickets für den Delta-Airlines-Flug Nummer 624 nach Dallas-Fort Worth International Airport können in fünfzehn Minuten an Bord gehen.«
Georgeanne schaute auf das Ticket in ihrer Hand. Fünfzehn Minuten, dachte sie. Fünfzehn Minuten, bevor sie in den Flieger stieg, der sie zurückbringen würde. Niemand würde dort sein, um sie zu begrüßen. Sie hatte niemanden. Niemanden, der sich um sie kümmerte. Niemanden, der ihr sagte, was sie tun sollte.
Niemanden außer sich selbst. Nur Georgeanne.
Panik überrollte sie, und sie senkte den Blick auf die Seattle Times , die auf dem Reisetäschchen auf ihrem Schoß lag. Sie spürte, dass ihre emotionale Überlastung sich bald Bahn brechen würde. Um einen Totalausfall zu vermeiden, konzentrierte
sie sich voll und ganz auf die Zeitung. Ihre Lippen bewegten sich, während sie langsam die Stellenanzeigen las.
Das Schild über »Heron Catering« hing merkwürdig schief nach rechts. Der Sturm am Donnerstag hatte es hin und her geschleudert, bis die Kette an einer Seite gerissen war, und nun sah der große, majestätische Reiher auf dem Schild aus, als wollte er sich kopfüber auf den Gehsteig stürzen. Die Rhododendren rechts und links von der Tür hatten die starken Winde überstanden, doch die roten Hängegeranien gehörten so ziemlich der Vergangenheit an.
Im Inneren des Häuschens hingegen war alles sauber und ordentlich. Im Büro im vorderen Teil des umgebauten Ladens standen ein Schreibtisch und ein runder Tisch. An der Wand hing eine große Fotografie zweier gleich gekleideter Menschen mit identischen Gesichtern, von denen jeder stolz ein Ende eines Dollarscheins festhielt. In der Küche glänzten eine Industrie-Schneidemaschine, ein Fleischwolf sowie Töpfe und Pfannen aus rostfreiem Edelstahl. Auf einem Tablett in einem der Kühlschränke warteten ausgewählte Menü-Kostproben, und die entgegengesetzte Ecke wurde vom Doppeldecker-Heißluftofen der Eigentümerin dominiert.
Die Eigentümerin selbst stand mit einem blauen Haargummi zwischen den Zähnen im Bad. Eine Neonlampe flackerte und brummte und warf einen gräulichen Schimmer über Mae Herons Gesicht. Ihre braunen Augen betrachteten kritisch ihr Spiegelbild über dem Waschbecken, während sie ihr blondes Haar bürstete und es hoch auf ihrem Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammenband.
Mae gehörte zu den natürlichen Frauen, die nur Wasser und CD an ihre Haut ließen. Sie hatte keinen Bedarf an fruchtigen Reinigungslotionen, Gesichtswässerchen oder ausgefallenen
Cremes. Sie hasste das Gefühl, wenn Make-up ihr Gesicht
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