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Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Titel: Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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verkleisterte. Manchmal trug sie ein bisschen Mascara, doch da sie nur wenig Übung damit hatte, sich zu schminken, war sie nicht sehr gut darin, es aufzutragen. Nicht so wie Ray früher. Ray war ein Genie darin gewesen, sich herzurichten.
    Mae betrachtete sich im Profil und bemühte sich, die Haare glatt zu streichen. Vielleicht hätte sie das Zopfgummi wieder herausgenommen und noch mal von vorn angefangen, wenn die Glocke über der Eingangstür nicht die Ankunft der Kundin angezeigt hätte, die Mae bereits erwartete. Mrs. Candace Sullivan war Stammkundin bei Heron’s und hatte Mae telefonisch den Auftrag erteilt, die goldene Hochzeit ihrer Eltern auszurichten. Candace war die Frau eines angesehenen Kardiologen. Sie war steinreich und Maes letzte Hoffnung, ihren und Rays Traum am Leben zu erhalten.
    Sie schaute an sich herab, um sicherzugehen, dass ihr blaues Polohemd hübsch ordentlich in ihrer khakifarbenen Shorts steckte, und atmete tief durch. Sie war nicht besonders gut, was diesen Aspekt des Geschäfts anging. Kunden in den Arsch zu kriechen und ihnen Honig um den Bart zu schmieren, war Rays Stärke gewesen. Sie war nur die Buchhalterin, für die Zahlen zuständig. Sie konnte nicht gut mit Menschen umgehen. Die ganze letzte Nacht und auch heute fast den ganzen Tag hatte sie über den Zahlen gebrütet, bis ihre Augen sich sandig anfühlten, doch egal, wie kreativ sie mit den Zahlen jonglierte, wenn das Catering-Geschäft, das sie und Ray vor drei Jahren eröffnet hatten, nicht bald eine großzügige Finanzspritze erhielt, musste sie den Laden dichtmachen. Sie brauchte Mrs. Sullivan; sie brauchte ihr Geld.
    Mae griff nach dem großen braunen Umschlag auf dem Waschbecken und verließ das Badezimmer. Sie durchquerte die Küche und blieb abrupt in der Tür zum Büro stehen. Die
junge Frau, die vor ihr stand, hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Mrs. Sullivan. Sie sah eher aus wie eine Entflohene aus Hugh Hefners Playboy Mansion. Sie war all das, was Mae nicht war: groß, vollbusig, mit dichten dunklen Haaren und hübsch gebräunter Haut. Wenn Mae auch nur an die Sonne dachte, wurde sie schon krebsrot. »Ähm … Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich bin hier, um mich um die Stelle zu bewerben«, antwortete sie mit eindeutigem Südstaatenakzent. »Als Beiköchin.«
    Mae warf einen Blick auf die Zeitung in der Hand der Fremden und ließ den Blick über das pinkfarbene Satinkleid mit der großen weißen Schleife schweifen. Ihrem Bruder Ray hätte der Fummel sehr gefallen. Er hätte ihn liebend gern selbst getragen. »Haben Sie schon einmal für einen Catering-Service gearbeitet?«
    »Nein. Aber ich bin eine gute Köchin.«
    So wie sie aussah, bezweifelte Mae ernsthaft, ob die Frau auch nur Wasser kochen konnte. Doch sie wusste besser als jeder andere, dass man einen Menschen nicht nach der Farbe seines oder ihres Partykleids beurteilen sollte. Schließlich hatte sie einen Großteil ihres Lebens damit verbracht, ihren Zwillingsbruder gegen engstirnige Zeitgenossen zu verteidigen, die ihn unbarmherzig verurteilten, einschließlich ihrer eigenen Verwandten.
    »Ich bin Mae Heron«, sagte sie.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Ms. Heron.« Die Frau legte die Zeitung auf dem Tisch an der Tür ab, ging auf Mae zu und schüttelte ihr die Hand. »Mein Name ist Georgeanne Howard.«
    »Gut, Georgeanne, ich hole Ihnen ein Bewerbungsformular«, murmelte sie und trat hinter ihren Schreibtisch. Wenn
sie den Auftrag der Sullivans an Land zog, würde sie eine Beiköchin brauchen, doch sie bezweifelte ernsthaft, dass sie ausgerechnet diese Bewerberin einstellen würde. Sie zog es nicht nur vor, erfahrene Köche zu engagieren, sondern stellte auch den gesunden Menschenverstand einer Kandidatin in Frage, die sich in einem aufreizenden Kleid um einen Job in der Küche bewarb.
    Auch wenn sie nicht vorhatte, Georgeanne einzustellen, würde sie das Formular von ihr ausfüllen lassen und sie dann abwimmeln. Sie griff gerade in die unterste Schreibtischschublade, als die Klingel über der Tür erneut bimmelte. Sie schaute auf und erblickte ihre reiche Kundin. Wie bei den meisten Cocktails schlürfenden, Tennis spielenden Country-Club-Damen ähnelte Mrs. Candace Sullivans Frisur einem Platinhelm. Ihr Schmuck war echt, ihre Fingernägel nicht, und sie war typisch für alle anderen reichen Ziegen, für die Mae je gearbeitet hatte. Sie fuhr zwar einen Achtzigtausend-Dollar-Wagen, legte sich aber mit ihr an, weil ihr die Himbeeren zu teuer waren.

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