Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
gegenüber nicht anders als gegenüber Charles. Trotzdem bestand bei John ein Risiko, das bei einem anderen Mann nicht bestanden hätte. John war Lexies Daddy, und ein Teil von Georgeanne fürchtete sich vor dieser Beziehung. Es war eine Beziehung, aus der sie selbst ausgeschlossen war. Eine Beziehung, die sie persönlich nie gekannt hatte, nie verstehen würde und nur aus der Ferne beobachten konnte. John war der einzige Mann, der Georgeannes enge Beziehung zu ihrer Tochter gefährden konnte.
Es klopfte an der Tür, die unvermittelt aufschwang. Georgeanne schaute auf, als ihre Chefköchin den Kopf ins Zimmer steckte. Sarah war eine intelligente Studentin und eine begabte Konditorin. »Da ist ein Mann, der Sie sprechen will.«
Das aufgeregte Funkeln in Sarahs Augen kam Georgeanne nur allzu bekannt vor. In den vergangenen zwei Wochen hatte sie es in unzähligen Frauengesichtern gesehen. Normalerweise folgten darauf albernes Gekicher, lächerliches Herumscharwenzeln und verlegene Autogrammwünsche. Die Tür öffnete sich weit, und sie schaute an Sarah vorbei zu dem Mann, der die Frauen zu derart degradierendem Verhalten verleitete. Er trug einen formellen Smoking und sah darin seltsam entspannt aus.
»Hallo, John«, begrüßte sie ihn und stand auf. Er betrat das Büro und dominierte den kleinen femininen Raum sofort mit seiner Größe und maskulinen Ausstrahlung. Über seinem weißen Plisseehemd hing locker eine schwarze Seidenkrawatte, und der oberste goldene Kragenknopf stand offen. »Was kann ich für dich tun?«
»Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schau mal vorbei«, antwortete er und schüttelte die Jacke ab.
»Brauchen Sie irgendwas?«, erkundigte sich Sarah.
Georgeanne ging zur Tür. »Setz dich, John«, sagte sie über ihre Schulter. Dann warf sie einen Blick zu ihren Angestellten in der Küche, die sich nicht einmal die Mühe machten, ihre Neugier zu verbergen. »Nein danke«, rief sie und schloss resolut die Tür vor ihrer Nase. Danach drehte sie sich um und registrierte Johns Aussehen mit einem Blick. Sein Jackett hatte er sich, an zwei Fingern festgehakt, lässig über die Schulter geworfen, und über sein schlichtes weißes Hemd verliefen schwarze Hosenträger, die auf seinem Rücken ein Y bildeten. Er sah zum Anbeißen aus.
»Wer ist das?«, fragte er und nahm ein Foto in die Hand. Aus dem Porzellanrahmen schaute ihm Ray Heron entgegen, ganz besonders reizend mit Pagenfrisur-Perücke und Kimono. Obwohl Georgeanne Ray nie kennengelernt hatte, bewunderte sie sein Geschick, Eyeliner aufzutragen, und sein Gespür für dramatische Farben. Nicht jede Frau, schon gar nicht jeder Mann, konnte dieses spezielle Rot tragen und darin so gut aussehen.
»Das ist Maes Zwillingsbruder«, antwortete sie und verzog sich wieder hinter ihren Schreibtisch. Sie wartete auf eine abfällige und grausame Bemerkung. Fehlanzeige. Er zog nur süffisant eine Augenbraue hoch und stellte das Foto zurück auf ihren Schreibtisch.
Wieder fiel Georgeanne auf, wie deplatziert er in ihrer Umgebung wirkte. Er passte nicht hierher. Er war zu groß, zu männlich und sah viel zu gut aus. »Willst du etwa heiraten?«, witzelte sie, als sie sich setzte.
Er sah sich um und warf das Jackett über die Rückenlehne eines Stuhls. »Himmel, nein! Das ist nicht meiner.« Er zog sich den Stuhl heran und nahm Platz. »Ich hab in Pioneer Square ein Interview gegeben«, erklärte er lässig und schob die Hände in die Vordertaschen seiner Wollhose.
Pioneer Square, Seattles ältestes, traditionsreichstes Viertel, lag etwa acht Kilometer von Georgeannes Geschäft entfernt. Nicht gerade in der Gegend. »Schicker Smoking. Wem gehört er denn?«
»Keine Ahnung. Die Zeitschrift hat ihn wahrscheinlich irgendwo ausgeliehen.«
»Welche Zeitschrift?«
»GQ. Sie wollten ein paar Bilder von mir am Wasserfall«, antwortete er so nonchalant, dass Georgeanne sich fragte, ob er sich bewusst so blasiert gab.
»Ich brauchte eine Pause, deshalb bin ich abgehauen. Hast du ein paar Minuten?«
»Ein paar«, antwortete sie mit einem Blick auf die Uhr. »Ich muss um drei eine Party catern.«
Er legte den Kopf schief. »Wie viele Partys caterst du pro Woche so?«
Warum klopfte er auf den Busch? »Hängt von der Woche ab«, antwortete sie ausweichend. »Warum?«
John sah sich im Büro um. »Das Geschäft scheint gut zu laufen.«
Sie traute ihm keine Sekunde. Er wollte was von ihr. »Überrascht dich das?«
Er schaute wieder zu ihr. »Keine Ahnung. Ich
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