Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
verkniff sich das Lachen. »Deine Fans müssen dich echt mögen, wenn sie dir bis aufs Klo folgen.«
»Sie kennen mich nicht. Sie mögen den, für den sie mich halten. Ich bin ein ganz normaler Mann, der sich seinen Lebensunterhalt rein zufällig mit Eishockeyspielen verdient statt mit Baggerfahren.« Ein selbstironisches Lächeln verzog seinen Mundwinkel. »Wenn sie mich wirklich kennen würden, würden sie mich wahrscheinlich genauso wenig mögen wie du.«
Ich hab nie gesagt, dass ich dich nicht mag. Der Satz hing unausgesprochen in der Luft und wartete darauf, von Georgeanne wiederholt zu werden. Sie könnte ihm sagen, dass sie ihn mochte – kein Problem. Schließlich war sie von klein auf zu höflichen Lügen erzogen worden. Doch als sie jetzt in seine kobaltblauen Augen sah, war sie sich nicht sicher, wie viel davon gelogen wäre. Als er dort so saß wie
die Fleisch gewordene Fantasie aller Frauen und sie mit seinem Lächeln bezauberte, war sie sich nicht mehr sicher, wie groß ihre Abneigung gegen ihn wirklich war. Irgendwie war er auf ihrer Skala von minus dreißig zu etwa minus zehn aufgestiegen. Ein Riesenfortschritt innerhalb einer Stunde. »Ich mag dich lieber als diese Papierschnittwunde«, räumte sie ein und hielt ihren Zeigefinger hoch. »Aber weniger als einen echten Scheißtag.«
Er schaute sie lange an. »Dann … liege ich also irgendwo zwischen einer Papierschnittwunde und einem echten Scheißtag?«
»Genau.«
»Damit kann ich leben.«
Georgeanne wusste nicht, was sie zu ihm sagen sollte, wenn er so nett zu ihr war. Das Klingeln des Telefons löste ihr Problem. »Entschuldige mich kurz«, murmelte sie und nahm den Hörer ab. »Heron Catering, Georgeanne am Apparat.« Die Männerstimme am anderen Ende kam sofort zur Sache.
»Nein«, antwortete sie auf seine Frage. »Wir machen keine Torten mit nackten Weibern darauf.«
John lachte vor sich hin und stand auf. Er sah sich im Zimmer um und schlenderte zum Bücherregal unter dem Fenster. Die Sonne blinkte auf seinem goldenen Manschettenknopf, als er hinter einen prächtig gedeihenden Farn griff und sich eines der Fotos angelte, die Georgeanne am allerwenigsten mochte. Mae hatte es geknipst, als Georgeanne im achten Monat schwanger war. Deshalb war es auch hinter der Pflanze versteckt.
»Ich bin mir sicher«, flötete sie in den Hörer, »dass Sie uns mit einer anderen Firma verwechseln.« Der Anrufer behauptete hartnäckig, er sei sich absolut sicher, dass Heron’s die Junggesellenparty seines Freundes ausgerichtet hätte. Dabei
ging er so sehr ins Detail, dass Georgeanne sich gezwungen sah, die Stimme zu senken und zu zischen: »Ich weiß ganz sicher, dass wir zu keiner Gelegenheit Oben-ohne-Poolkellnerinnen angeheuert haben. Und ich weiß nicht einmal, was ein Booty Girl ist.« Sie warf John einen verstohlenen Blick zu, doch seine Miene gab nichts preis. Er starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen auf das Bild, auf dem Georgeanne in einem pink-weiß getupften Umstandskleid aussah wie ein Zirkuszelt.
Als sie aufgelegt hatte, stand sie auf und umrundete ihren Schreibtisch. »Das ist ein schreckliches Foto«, sagte sie und stellte sich neben ihn.
»Du warst riesig.«
»Danke.« Sie wollte ihm das Foto entreißen, doch er hielt es so hoch, dass sie nicht rankam.
»Ich meinte damit nicht dick«, erklärte er und starrte weiter auf das Bild. »Ich meinte sehr schwanger.«
»Ich war sehr schwanger.« Wieder griff sie vergeblich danach. »Gib es mir!«
»Was hattest du für Gelüste?«
»Wovon sprichst du?«
»Schwangere gelüstet es angeblich nach sauren Gurken und Eiscreme.«
»Sushi.«
Er zog eine Grimasse und sah sie aus den Augenwinkeln an. »Du magst Sushi?«
»Nicht mehr. Ich hab so viel davon gefuttert, dass ich lange danach keinen Fischgeruch mehr ertragen konnte. Und Küsse. Jeden Abend gegen halb zehn hatte ich Lust auf Küsse.«
Sein Blick senkte sich auf ihren Mund. »Von wem?«
Ihr wurde leicht flau im Magen. Ein sehr gefährliches Gefühl. »Schokoküsse.«
»Roher Fisch und Schokolade, hm.« Er starrte noch ein paar Sekunden auf ihren Mund und betrachtete wieder das Foto. »Wie viel hat Lexie bei der Geburt gewogen?«
»Knapp über vier Kilo.«
Er machte große Augen und lächelte, als sei er sehr stolz auf sich. »Heiliger Strohsack!«
»Das hat Mae auch gesagt, als Lexie gewogen wurde.« Sie schnappte wieder nach dem Bild, und diesmal entriss sie es ihm.
Er wandte sich zu ihr und streckte die Hand danach aus.
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