Liebe für Anfänger
Augen auf!«, sagte Deedee. »Sie verpassen ja das Beste, nämlich wenn Snakeman Big John die Schlange ins Gesicht hält und die Schlange mit der Zunge nach ihm schlägt.
Ein ohrenbetäubendes Gebrüll erhob sich aus der Menge, als die Boa den massigen Kopf wölbte und ihre Zunge aus dem seltsam geformten Maul hervorschoss. Billie entschied, dass sie lieber der Zunge der Boa begegnen wollte als der von Big John.
Big John straffte die Schultern, als wollte er den Hauch von Angst bezwingen, der sich auf seinem Gesicht zeigte, als Snakeman ihn mit der Schlange neckte. Ein Schiedsrichter wies den Wrestler an, die Schlange in einen großen Leinenbeutel zu geben, den ein Tierpfleger bereithielt. Billie seufzte erleichtert auf. Trotzdem war ihr das alles zu viel – der Lärm, die bevorstehende Gewalt, der Gedanke, dass Big John sie auch nur berührte. Es würde ein langer Abend werden, vor allem weil sie wahrscheinlich die meiste Zeit die Augen geschlossen halten würde.
Sie konnte nur hoffen, dass die Schlange sich nicht aus dem Beutel befreite.
»Ist schon okay«, flüsterte Nick ihr ins Ohr. »Keine Angst.«
Sein warmer Atem an ihrem Hals jagte ein Zittern über Billies Rücken und machte ihr eine Gänsehaut. Er zog sie näher zu sich heran, umschloss sie mit seinem Duft und wärmte sie mit der Hitze seines Körpers. Billie schaffte es nicht, sich ihm zu entziehen.
»Ich beschütze Sie«, fügte er hinzu.
Plötzlich erschienen Big John und die Schlange gar nicht mehr so bedrohlich.
KAPITEL 5
Als die Show vorüber war, fand Billie Wrestling eigentlich ganz nett. Bis auf das mit der Schlange natürlich. Aber ihr gefiel die Begeisterung der Fans und die Show. Und ihre Laune stieg beträchtlich, als die Limo vor einem beliebten Steakhouse hielt. Sie war dort schon einmal gewesen und wusste, dass es hier das beste Rindfleisch der Stadt gab. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, und ihr Magen knurrte, ein Pawlowscher Reflex auf den Duft, der ihnen entgegenkam, als sie durch die Glastüren traten.
Weniger begeistert war sie, als Nick sich zu ihr in die Sitznische schob, so dicht, dass sein Oberschenkel gegen ihren drückte. Die Nische schien auf halbe Größe zusammenzuschrumpfen. Sie versuchte, weiter an die Wand zu rutschen, aber es war kein Spaltbreit mehr Platz.
»Können Sie ein Stückchen rücken?«, flüsterte sie.
Er rutschte etwas herum, bewegte sich aber keinen Millimeter von ihr weg. Stattdessen legte er den Arm auf die Rückenlehne und ließ besitzergreifend die Hand auf ihre Schulter fallen. Oberflächlich wirkte es ziemlich locker, aber Billies Körper reagierte auf diese zwanglose Berührung alles andere als locker. Ihr Magen verkrampfte sich, und sie hielt die Luft an, vor lauter Sorge, sie könnte laut aufseufzen. Er fing an, mit träge kreisendem Daumen kleine Kreise in ihren Nacken zu zeichnen. Billies Magen machte einen kleinen Hüpfer. Wieder stieg ihr ein dezenter Hauch seines Parfüms in die Nase.
»Was möchten Sie gerne?«, flüsterte er.
Billie blinzelte ein paar Mal. »Wie bitte?«, krächzte sie.
»Essen.« Sein Mund verzog sich zu einem angedeuteten Lächeln, und in seinen dunklen Augen lag Belustigung.
Er wusste genau, was er da gerade mit ihr machte, dachte sie. Der Mann triefte vor Sinnlichkeit. Er hatte das Flirten zur Kunstform perfektioniert und genoss es offensichtlich, wie sie sich wand.
Aber warum?, fragte sie sich. Sie war wohl kaum die Sorte Frau, auf die Männer wie Nicholas Kaharchek standen.
Sie machte sich die Nägel selbst, ließ sich die Haare vom nächstbesten Feld-Wald-und-Wiesen-Friseur um die Ecke schneiden und kaufte ihre Kleidung zum halben Preis im Sonderangebot. Sie war eine ganz normale Frau, eine gewöhnliche Hausfrau, wahrscheinlich nicht zu vergleichen mit den Frauen, mit denen Nick normalerweise ausging.
Vielleicht meinte Nick, er täte ihr damit einen Gefallen, dachte sie plötzlich. Womöglich glaubte er, sie würde plötzlich ganz naiv und schüchtern werden wegen eines hinreißenden Millionärs, der nur mit dem Finger zu schnippen brauchte, um das Herz einer Frau zu erobern. Falls Nick an ihr interessiert war, konnte es dafür nur einen Grund geben, und der Gedanke war nicht gerade schmeichelhaft.
Wenn sich ihr Körper nur ebenso entschieden gegen ihn wenden könnte wie ihr Kopf.
Billie fragte sich, ob Nick wusste, was in ihr vorging. Der Gedanke, er könnte es tatsächlich darauf anlegen, dass sie sich von ihm angezogen fühlte, war
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