Liebe für Anfänger
gestellt worden. Dass in ihrer Einfahrt ein teurer Mercedes und eine Unheil verkündende schwarze Stretch-Limousine standen, irritierte sie nicht weiter. Die Nachbarn würden auch keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwenden, wenn sie erst Deedee in ihrem Aufzug sahen, in Begleitung eines zweimeterzehn großen Riesen, dessen Brustkorb buchstäblich aus dem Smoking platzte.
»Vielleicht fahren wir am besten in zwei Wagen«, sagte Nick, den Arm besitzergreifend um Billies Schultern gelegt. »Ich fürchte, in meinen passen wir nicht alle vier.«
»Vergiss es«, fauchte Deedee. »Wir fahren alle in der Limo. Und behalt die Finger bei dir, Kaharchek.«
Billie funkelte ihn mit einem Blick an, der Deedees Worten Nachdruck verlieh. Nick grinste dazu nur. Er hatte seinen Spaß.
»Diese Retter-in-der-Not-Nummer ist ganz schön hart«, flüsterte Nick Billie zu. »Keiner weiß es zu schätzen. Hier bin ich, um Sie zu retten, wie versprochen, und werde dafür nur beschimpft.«
Billie sah ihn kühl an. »Sie haben sich nicht an unseren Plan gehalten.«
»Vielleicht ist Big John gar nicht der Mann, vor dem Sie gerettet werden müssen.«
Verdammt, seine Augen waren aber auch wirklich sehr sexy, dachte sie. Der Ausdruck »Schlafzimmerblick« war ihr natürlich geläufig, aber sie erfasste erst jetzt seine ganze Bedeutung. »Glauben Sie nicht, das hätte ich nicht in Betracht gezogen, aber ich habe Pfefferspray in der Handtasche und bin wild entschlossen, es noch vor dem Verfallsdatum zu benutzen.«
Er strich ihr über den Nacken und spielte mit ihrem kurzen, seidigen Haar.
»Okay, ich habe gelogen. Ich bin kein Held, und ich habe keine Ahnung, was ein Retter in der Not zu tun hat.«
»Na, so eine Überraschung.«
Ein Chauffeur in Livree hielt die Tür auf, als Frankie und Deedee sich auf dem luxuriösen Rücksitz niederließen. Billie kroch mit einem feierlichen Gefühl ins dunkle, kühle Innere und setzte sich Deedee gegenüber. Nick nahm neben Billie Platz und wandte sich an Frankie. »Wie, keine Bowling-Bahn hier drin?«, fragte er.
Frankie lächelte. »Ich wollte nicht so angeben.«
Eine Stunde später fuhren sie an einer Halle in Washington D. C. vor.
»Wir haben Plätze in der ersten Reihe«, sagte Deedee. »Es gefällt Ihnen bestimmt, Billie, Süße. Manchmal kommen sie geradewegs über die Seile zu einem runter, und wenn Big John in einem Body Slam ist, bleibt einem das Herz stehen.«
Billie lächelte schwach.
Als sie die Halle betraten, erhob sich ein Gebrüll, das Billie zurückprallen ließ.
»Das ist wegen Frankie!«, schrie Nick. »Er ist sehr beliebt.«
»Ach ja? Warum buhen dann einige und brüllen Obszönitäten?«
»Wahrscheinlich finden ihn nicht
alle
toll. Er hat letzte Woche einen Kampf verloren.«
Deedee hatte das offensichtlich gehört und drehte sich um.
»Da konnte Frankie nichts für«, flüsterte sie Billie zu. »Er hat sich einen Lendenmuskel gezerrt, als er mit seinem Gegner einen Overhead Spin gemacht hat, und dann – na ja, es war halt Pech, dass er dann auf den Kopf gefallen ist. Zum Glück hat er mich, um sein Ego wieder aufzubauen, in sowas bin ich nämlich richtig gut.«
Die Halle war hell erleuchtet und bis in den letzten Winkel gefüllt mit kreischenden Fans. Big John trat ein, ließ seinen bodenlangen Pelzmantel fallen und stolzierte herum.
»Der ist ja fett!«, sagte Billie. »Warum wollen Sie mich mit so einem fetten Kerl verkuppeln?«
»Süße, das sind alles Muskeln«, flüsterte Deedee.
Für Billie sah es aus wie Speck. Big John wandte sich der Menge zu, faltete die fleischigen Hände und hob sie hoch in die Luft. Das Publikum brüllte und pfiff und stampfte mit den Füßen. Big John hielt kurz inne und lächelte, als er Frankie und Deedee entdeckte. Sein Blick wanderte automatisch weiter zu Billie, als hätte er sie dort erwartet. Er öffnete den Mund und wackelte in einer neckischen Geste mit der Zunge. Dann formte er mit den Lippen das Wort »später«.
Billie wich entsetzt zurück.
»Uuuh!«
»Er mag Sie«, sagte Deedee. »Und glauben Sie nicht, er wüsste diese Zunge nicht geschickt einzusetzen. Ich habe da so Gerüchte gehört.«
Big Johns Gegner, Snakeman, kletterte mit einer sechs Meter langen Boa um den Körper durch die Seile, den Kopf der Schlange in der Hand. Die Arme des Mannes waren mit Schlangen tätowiert.
Billie schloss die Augen. »Das ist eine echte Schlange, oder? Sagen Sie mir Bescheid, wenn es vorbei ist.«
»Billie, machen Sie die
Weitere Kostenlose Bücher