Liebe Hoch 5
Ich sterbe vor Neugier!«
» Versprochen. Aber langsam frage ich mich … vielleicht habe ich mich getäuscht?«
» Neiiiin!« Sylvia ruft schon wieder so laut, dass ich genervt mit der Zunge schnalze. »Ich bin mir sicher, er wird es tun. Hat er nicht gesagt, dass er eine Überraschung für dich hat? Was sollte das denn sonst sein?«
» Bestimmt spinne ich mir da was zusammen«, gebe ich kleinlaut zu. »Wir sind ja erst seit sechs Monaten verliebt, ich sollte nicht erwarten, dass er …«
» Quatsch. Ihr kennt euch schon ewig, ihr seid perfekt zusammen. Sogar deine Mutter ist begeistert. Und du hast dich zum ersten Mal in deinem Leben auf einen Mann einlassen können und das Drama deiner Eltern fast vergessen. Weil er dir das Gefühl gibt, dich zu lieben und immer für dich da zu sein. Und ehrlich, Emma … wenn ich sehe, wie er dich anschaut … du kannst dich glücklich schätzen. Oh, ich muss auflegen, Süße. Orlando hat gekocht und wir … oooh, hmm.«
Ich verdrehe die Augen und beende das Gespräch hastig, bevor ich unfreiwillig am Telefon Zeugin von was auch immer werde.
Jason wartet vor der Restauranttür und legt seinen Arm um meine Taille, um mich zum Auto zu führen. Da Orlando heute frei hat (so wie er überhaupt sehr häufig frei hat in der letzten Zeit, aber das dürfte meine Schuld sein – oder Sylvias) fährt Jason selbst, und ich liebe es! Genauso sehr liebe ich, dass er mir die Tür öffnet und mich einsteigen lässt, bevor er selbst auf dem Fahrersitz des alten Jaguars Platz nimmt. Der Wagen ist schwarz und winzig, ein Sportmodell und vielleicht so alt wie wir. Ich bin ein bisschen verknallt in ihn. Und warte sehnsüchtig auf den Tag, an dem Jason mich mal fahren lässt. Allerdings lande ich vermutlich vorher im Altersheim, mit dem Jaguar ist Jason entsetzlich pingelig.
» Ist wirklich alles in Ordnung? Ich mache mir etwas Sorgen heute.« Jason wirft mir einen Seitenblick zu, den ich mit einem breiten Lächeln erwidere. Dann lege ich die Hand auf seinen Oberschenkel.
» Das Essen war großartig, danke dafür.«
» Für dich nur das Beste«, murmelt er. Er beugt sich zu mir und küsst mich sanft in den Nacken. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus. Bestimmt hat er zu Hause etwas vorbereitet. Aber was?
» Warum kaust du an deinen Nägeln? Du wirkst schrecklich nervös, Em. Worüber machst du dir Gedanken?«
Nur darüber, wie du mir heute den Antrag machen wirst, von dem Sylvia und ich überzeugt sind.
» Ich habe mich gefragt, ob das mit dem Vorstellungsgespräch am Montag klappen wird und wieso ich da eigentlich hingehe.«
Er zieht die Brauen hoch, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. »Du gehst dahin, weil du den Job gern haben möchtest. Oder etwa nicht?«
» Ich weiß nicht … Ehrlich gesagt passe ich so gut in die Redaktion eines Modemagazins wie ein Huhn auf die Straußenfarm.«
Jason lacht. »Du unterschätzt dich, Emma. Ich bin mir sicher, dass du eine hervorragende Moderedakteurin wirst. Wenn du willst. Ansonsten solltest du nicht hingehen. Du musst nicht unbedingt arbeiten.«
Empört wende ich mich ihm zu. »Glaubst du, es macht mir nichts aus, seit Monaten von deinem Geld zu leben? Außerdem langweile ich mich und möchte endlich eine Aufgabe haben.«
» Ich weiß«, sagt er beruhigend und tätschelt mein Knie, bevor er die Hand darauf liegen lässt. Ich starre auf seine langen, schlanken Finger und spüre schon wieder dieses merkwürdige Ziehen im Bauch. Wie immer, wenn er mich berührt. Als ob er elektrisch geladen wäre und sich ausschließlich über mich entlädt.
» Du hast deinen Job meinetwegen verloren und ich habe ein verdammt schlechtes Gewissen deswegen. Ich unterstütze dich gern, du weißt, dass es kein Problem für mich ist.«
» Für mich aber«, brumme ich etwas missmutig. Weil es stimmt. Seit knapp sechs Monaten lebe ich mehr oder weniger bei Jason, esse bei ihm, trinke bei ihm, lasse mich von ihm ausführen. Und habe fast nichts zu tun, außer Bewerbungen zu schreiben und mich nach Weiterbildungsmaßnahmen für Journalisten umzusehen.
Gut, mein Job beim Kirchenblatt war nicht gerade mein Traumjob, aber es war eine Aufgabe und ich habe damit Geld verdient. Jetzt allerdings fühle ich mich, als ob ich Jason ausnutzen würde, und das ist das Letzte, was ich will. Dabei ist es mir egal, ob die Kosten für das, was ich esse, nicht mal in seiner Portokasse auffielen und sogar der Wagen hier mehr
Weitere Kostenlose Bücher