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Liebe Hoch 5

Liebe Hoch 5

Titel: Liebe Hoch 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu , Katrin Koppold , Ivonne Keller , Katelyn Faith , Nikola Hotel
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hatte die Geschichte innerhalb weniger Stunden verschlungen. Und keinesfalls wollte ich mir eingestehen, wie sehr sie mich gefesselt hatte.  
    Irgendwie war ich mir sicher, dass der Mann wiederkommen würde, um es erneut auszuleihen. Als wäre es ein geheimer Briefkasten. So geheim wie die Spalte in einer Baumrinde, die man nur durch Zufall entdeckte und niemals, wenn man danach suchte.
    Vor meiner Mittagspause schob ich den Band zurück ins Regal. Sollte jemand anderes das Buch vor ihm ausleihen, so würde er nicht wissen können, dass diese Nachricht von mir kam, versuchte ich, mich zu beruhigen.
    Doch als ich nach einer Stunde zurückkehrte, schlug mir das Herz bis zum Hals: Die Stelle im Regal war leer.
    »Wer hat Anne Elliot ausgeliehen?«, fragte ich Frau Klein.  
    Sie sah mich verwundert an. » Anne Elliot? Das kann ich Ihnen nicht sagen.«  
    »Waren denn so viele Kunden da?«
    »Eine Handvoll«, wiegelte sie ab.
    »Auch ein Mann um die Dreißig, etwas so groß.« Ich hielt mir die Hand über den Kopf. »Mit einem auffälligen Grübchen, wenn er lächelt?«
    »Wenn er lächelt?« Frau Klein musterte mich eingehend.
    Sofort bereute ich meine unbedachte Frage. »Ach, vergessen Sie’s, ist nicht so wichtig!«
    Schmunzelnd schenkte sie sich eine Tasse Kaffee ein. »Möchten Sie auch einen?«
    »Nein, danke.« Mit einer wegwerfenden Handbewegung ließ ich mich wieder auf meinen Sitz fallen und öffnete das Schreibprogramm. Ein Herr Jacobs hatte vergessen, den neuen Dan Brown zurückzubringen. Auf meinem Desktop blinkten bereits drei Ausrufezeichen. Eine Mahnung war dringend nötig. Aber zum ersten Mal benutzte ich nicht die vorgefertigten Textbausteine. Stattdessen überflog ich seine zuletzt gelesenen Bücher und schrieb:
     
    Dan Brown ist irre spannend. Bestimmt haben Sie das Buch bereits zu Ende gelesen. Bitte bringen Sie es schnellstmöglich zurück, damit keine Mahngebühren anfallen. Dafür wartet hier ein Buch von David Baldacci auf Sie. Ich bin sicher, es wird Ihnen gefallen. Ich verwahre es unter der Theke, damit Ihnen niemand zuvorkommt.
     
    Ich druckte das Schreiben aus und faltete es zusammen, um es in den Briefumschlag zu stopfen. Frau Klein sollte keinesfalls sehen, was ich da geschrieben hatte. Und da ich deshalb ohnehin in die Stadt musste, konnte ich bei der Gelegenheit gleich den Kugelschreiber zurückzubringen.
    Aber als ich am Laden ankam, hatte er geschlossen. Deshalb bummelte ich ziellos herum und entdeckte im Schaufenster eines Deko-Ladens wunderschöne Seidenblumen und blieb davor hängen.  Noch vor wenigen Tagen hätte ich sie als albernen Firlefanz bezeichnet, aber heute erschienen sie mir sehr hübsch. Ich betrat das Geschäft und wählte eine zarte Rose in Weiß, die ich ans Revers meines Mantels heftete. Es war ein törichter Gedanke, aber ich fühlte mich gleich mädchenhafter und schlenderte mit einem Lächeln auf den Lippen über das Straßenpflaster.
    Aischylos. Andersen, Hans Christian. Aristophanes. Mit dem Zeigefinger fuhr ich die Reihe A bis F der Klassiker entlang. Man hätte mal wieder Staub wischen können.  
    Arnim, Bettina von. Und dann Austen, Jane. Direkt neben Balzac, Honoré de und Böll, Heinrich. Stolz und Vorurteil war eigentlich immer verliehen. Umso mehr verwunderte es mich, dass Cornelius Brückner ausgerechnet Anne Elliot ausgewählt hatte. Kaum jemand las es je. Im Original hieß es Persuasion, was so viel bedeutete wie Überredungskunst. Wer wollte schon von einer Liebe lesen, die dieser Kunst bedurfte? Und der verblasste Einband von 1948 war auch nicht dazu angetan, Sehnsüchte zu wecken.  
    Ein leichtes Ziehen am Buchrücken, und Anne Elliot fiel in meine Hand. Mit einem Blick zur Ausleihe vergewisserte ich mich, dass Frau Klein immer noch damit beschäftigt war, DVDs in Schutzhüllen zu verstauen, und verschwand hinter dem nächsten Regal. Vorsichtig klappte ich den Einband auf. Nichts. Ich blätterte die ersten Seiten um, das Deckblatt, den Schmutztitel, dann schneller das ganze erste Kapitel. Ich warf die Rückseite auf, aber auch dort wurde ich nicht fündig. Immer rascher glitten die Seiten durch meine Finger, bis ich es nicht mehr aushielt, das Buch auf den Kopf stellte und kräftig schüttelte.  
    »Vorsicht! Der Einband ist schon ganz brüchig.«
    Die Stimme ließ mich zusammenfahren. Vor Schreck riss ich das Buch in die Höhe. Dabei löste sich der Buchblock und plumpste zu Boden. Beinahe gleichzeitig bückten wir uns, aber Cornelius war

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