Liebe im Gepäck (German Edition)
schadet?«
»Darum war mir ja das Ganze von Anfang an unangenehm«, versuchte sich Lukas zu rechtfertigen. »Aber was sollte ich denn tun? Heute Morgen war es mir dann einfach zu viel. Ich hatte nicht den Mut, euch noch einmal unter die Augen zu treten. Das Lügen macht mir keinen Spaß, was denkst du denn? Außerdem ist mir plötzlich der Verdacht gekommen, dass hier mit gezinkten Karten gespielt wird. Und denkst du, ich lasse es sehenden Auges zu, dass Kaufmann etwas unternimmt, um meiner alten Freundin zu schaden?«
»Wie ehrenhaft«, sagte Harry spöttisch, »und was für eine große Hilfe, sich krank zu stellen! Wahrlich, ein echter Freund!«
Franziska, die aufgesprungen war, nahm wieder Platz. Im Stillen gab sie Mat Recht. Allerdings gab es etwas anderes, was ihr viel wichtiger erschien: »Du meinstalso, Kaufmann will mir schaden? Warum sollte er das tun? Ich bezahle ihn gut, er hat von mir einen langfristigen Auftrag bekommen. Warum soll diese Geschäftsbeziehung auf einmal nichts mehr wert sein?«
Luke hob die Hände, als wolle er sagen: Frag mich nicht! Ich tappe ebenso im Dunkeln wie du.
Harry interessierte etwas anderes: »Ich halte es für dringend notwendig, dass Franziska mit ihren chinesischen Gesprächspartnern spricht. Dafür ist sie schließlich nach Peking gekommen. Wir haben heute einen Vorstoß gewagt, es hat uns aber nur ein Sachbearbeiter empfangen. Und der konnte uns nicht weiterhelfen. Außerdem hatte er es eilig, uns loszuwerden.«
»Herr Rechtsanwalt, auf diese Idee bin ich auch schon gekommen«, unterbrach ihn Lukas etwas brüsk, »und darum war ich eben dabei, einen Termin mit Yu Yi zu vereinbaren, als Sie in mein Büro gestürzt kamen. Wenn Sie erlauben, werde ich dieses Telefonat nun tätigen.«
Harry gab mit einer gnädigen Geste zu verstehen, dass er es erlaubte.
»Welcher Termin wäre dir denn recht, Franzi? Sagen wir elf Uhr?«
Franziska war jeder Termin recht. Solange er ohne weitere Verzögerung stattfand.
Das Telefonat schien endlos zu dauern, doch dann verkündete Lukas Bares mit sichtlichem Stolz: »Na, es geht doch, wenn man weiß, wo man den Hebel ansetzen muss. Mister Wang To Min und Mister Wu Fang sind bereit, uns morgen zu empfangen. Punkt elf Uhr. Ich denke, es wird klug sein, die beiden anschließend zum Mittagessen einzuladen. Außerdemhalte ich es für besser, Kaufmann nicht davon in Kenntnis zu setzen.«
»Ich dachte, er sei dein Geschäftspartner?«
»Das dachte ich bisher auch. Doch in dieser Sache ist er es sicher nicht. Ich werde euch morgen begleiten. Und wieder den Übersetzer mitbringen. Wahrscheinlich hat man zwar ohnehin auf Seiten des Geschäftspartners an einen Dolmetscher gedacht, aber sicher ist sicher.«
Am nächsten Tag um Punkt elf Uhr standen Franziska, Lukas, der Übersetzer und Harry mit seinen nagelneuen Visitenkarten in einem Besprechungsraum der Firma »Yu Yi Best Bags Industrial Company«. Diesmal war der Raum wieder so, wie Franziska dies von ihren Besuchen zuvor kannte. Ein großer Tisch und eine Reihe von Stühlen, die auf eine größere Zahl von chinesischen Verhandlungsteilnehmern warteten.
Sie war sichtlich aufgeregt. Aufgeregter, als bei den früheren Gesprächen mit ihren Geschäftspartnern. Was war, wenn sie nicht kamen? Was war, wenn sie sie vollständig ignorierten? Sie kannten die Konstruktionspläne für den Koffer. Es war unvorsichtig von ihr gewesen, sie preiszugeben. Chinesen waren bekannt für ihre Fähigkeit, sich die Ideen anderer anzueignen. Und gefürchtet für ihre Skrupellosigkeit, dies auch zu tun. Doch wie hätten sie sonst die Verhandlungen führen können? Ach, sie fühlte sich so hilflos, so ausgenutzt, so unerfahren. Unsicher blickte sie zu Harry hinüber.
Der stand da, einen fremden Aktenkoffer in seinen schweißnassen Händen, und hatte mehr Lampenfieberals vor jedem Konzert. Als er Franziskas Blick wahrnahm, lächelte er ihr zu. Es sollte ein aufmunterndes Lächeln sein, das gründlich misslang.
Die Tür ging auf, und sechs chinesische Männer kamen herein, Mister Wang und Mister Wu an der Spitze. Sie begrüßten Franziska mit wohlwollender Freundlichkeit, und Franziska beeilte sich, ihnen ihre Begleiter vorzustellen.
Sie hielt es für angebracht, Kaufmann für sein Fernbleiben zu entschuldigen. Schließlich war er bei den letzten Gesprächen immer an ihrer Seite gewesen, und sie wollte nicht, dass die Herren dachten, es sei etwas nicht in Ordnung. Doch es war offensichtlich, dass sich die beiden
Weitere Kostenlose Bücher