Liebe im Gepäck (German Edition)
zwei oder drei Tagen wieder in Peking zu sein. Dann werde ich euch sofort aufsuchen. Sprecht mit niemandem über mein Vorhaben.«
Harry lachte auf: »Mit wem sollten wir sprechen? Mit dem Zimmerkellner?«
Luke grinste kurz, antwortete aber nicht. Er verabschiedete sich von Franziska, schüttelte Harry die Hand und bot seiner Frau den Arm. Diese nickte ihnen einen Gruß zu, dann verließen sie Franziskas Zimmer.
Harry und Franziska waren allein.
XIV
»Na ja, dann werde ich mal …« Harry erhob sich von der Bettkante und blickte sich unsicher im Raum um. So als stünde irgendwo die Antwort, wie er sich weiter verhalten sollte.
»Du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen!«, entrüstete sich Franziska unter lautem Schluchzen.
Was sollte er tun? Bei ihr bleiben? In ihrem Bett schlafen? Sie sah ihn so flehentlich an, dass er gar nicht anders konnte, als seine eigene Frage innerlich sofort mit »ja« zu beantworten. Also ging er auf sein Zimmer, das neben Franziskas lag, duschte und machte sich für die Nacht fertig. Dann schlüpfte er wieder in seine Jeans und ging in Franziskas Zimmer zurück.
Das Bett war breit genug für beide. Franziska rückte zur Seite, Harry legte sich neben sie. Etwas steif lag er da. Eine neue, ungewohnte Rolle. Mit wie vielen Frauen hatte er schon im Bett gelegen?! Aber noch nie hatte eine so herzerweichend neben ihm geschluchzt. Er wollte sie beschützen, er wollte ihr helfen, er wollte Bertrand eigenhändig erwürgen. Doch er konnte nichts anderes tun, als hier zu liegen und zu hoffen, dass er zu irgendetwas nütze war.
»Darf ich in deinen Arm, Mat?« Franziskas Stimme war nur noch ein müdes Wispern.
Harry streckte den Arm aus, und sie kuschelte sich an ihn. Zärtlich küsste er ihre Stirn. Sie war ihm wie eine Schwester geworden in den letzten Tagen, versuchte er sich einzureden. Doch sein Körper sprach eine andere Sprache. Ha, Schwester! Was er jetzt spürte, waren alles andere als brüderliche Gefühle. Er fühlte ihren vollen prallen Busen an seiner Brust, ein Schenkel legte sich über seine Beine. Während er kaum zu atmen wagte, wurde ihr Atem immer ruhiger. Es war offensichtlich, dass sie sofort eingeschlafen war.
Seeberstein lag mit einer jungen Frau im Bett und die Frau schlief ein! Was wäre das für eine tolle Schlagzeile für die Boulevardpresse. Doch die Boulevardpresse war weit weg. Und diese Frau war da. Harry rückte sie noch ein Stück näher zu sich heran. Es war gut, sie zu spüren, ihre weiche Haut an seiner. Ihr Nachthemd war kurz und dünn, er schlief in Boxershorts und T-Shirt. Da war nicht viel Stoff zwischen ihnen. Ihr Vertrauen rührte ihn, die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihn ins Herz geschlossen hatte. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie seine Hilfe annahm. Bertrand war der größte Trottel, der ihm je untergekommen war. Und doch verdankte er ihm diese Nacht. Diese Nacht, in der er so viel Zärtlichkeit verspürte wie noch nie, so weit er zurückdenken konnte.
Und dann schlief auch er ein.
Es war ein anstrengender Tag gewesen, beide hatten vergessen, den Wecker zu stellen, und so schliefen sie fast bis zum Mittag.
Harry erwachte als Erster, sein Arm war ihm eingeschlafen. Franziska lag noch immer an ihn gekuschelt, und er zog vorsichtig seine Hand unter ihrem Kopf hervor, um sie nicht zu wecken. Nachdenklich betrachtete er ihr Gesicht. Sie sah hübsch aus, wie sie da lag. Die vielen Sommersprossen auf der Nase gaben ihrem Gesicht etwas Kindliches. Ihre langen Wimpern waren erstaunlich dunkel, ihre dunkelblonden Locken lagen auf dem Kopfkissen wie ein Feuerschein. Eine Woge von Zärtlichkeit ergriff ihn. Was war nur los? Hier lief alles anders, als er es gewohnt war. War es das fremde Land? War es die exotische Umgebung, die all seinem Tun eine neue Perspektive gab?
In diesem Moment öffnete Franziska die Augen, und Harry fühlte sich ertappt. Rasch wandte er sein Gesicht von ihr ab, starrte gegen die Zimmerdecke und murmelte: »Es tut mir Leid.«
Franziska war mit einem Schlag hellwach, sie stützte sich auf ihren Unterarm. »Was tut dir Leid?«
Harry wandte sich ihr mit reuigem Lächeln zu: »Dass ich dich so angestarrt habe. Meine Frau hasst es, von mir angestarrt zu werden, bevor sie Zeit hatte, sich zu schminken.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Aber sicher ist es mein Ernst. Macht es dir nichts aus, dass ich dich so … ich meine, so frisch vom Schlaf erwacht sehe? Für Gisi ist das ein Gräuel. Als wir noch im
Weitere Kostenlose Bücher