Liebe im Gepäck (German Edition)
Hand auf den Tisch. Dann zog er sein Handy aus der Sakkotasche, tippte ein paar Zahlen ein und warf es missmutig auf den Tisch. »Du gestattest, dass ich das Telefonbenutze, Franzi? Der Akku meines Handys hat soeben den Geist aufgegeben.«
Franziska nickte zustimmend und wies mit der Hand auf das Telefon auf dem Schreibtisch.
»Wen rufen Sie an?«, erkundigte sich Harry, »Die Polizei? Den Staatsanwalt? Einen Detektiv? Ein Erschießungskommando?«
Lukas schüttelte den Kopf: »Nein. Meine Frau.«
Harry verschluckte sich fast am letzten Bissen seines Sandwichs. »Ihre Frau? Ja, seit wann sind Sie denn verheiratet?«
»Seit sieben Jahren.«
»Aber, das meine ich doch nicht.« Harry machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich wundere mich nur. Zuerst flirten sie schamlos mit Franziska, und jetzt stellt sich heraus, dass Sie eine Frau haben.«
Lukas sah ihn mit großen Augen an: »Ich habe was? Ich habe doch nicht schamlos mit Franziska geflirtet!«
»Er hat doch überhaupt nicht mit mir geflirtet.«
»Ach, nicht? Und was sollte dann das ganze Küsschen hin, Küsschen her?«
Lukas ließ den Hörer auf die Gabel fallen: »Höre ich da einen gewissen Grad an Eifersucht, Herr Rechtsanwalt?«, erkundigte er sich höflich, und es war offensichtlich, dass er jedes einzelne Wort dieses Satzes genoss.
Franziska, die wieder zu weinen begonnen hatte, hielt inne und wartete atemlos auf die Antwort.
»Blödsinn«, war das Einzige, was Harry von sich gab. »Franziska ist meine Klientin.«
»Bin ich nicht, und das weißt du genau.«
Lukas, der eben wieder zum Hörer hatte greifen wollen, hielt in der Bewegung inne: »Ist sie nicht?«
»Ist sie nicht«, bestätigte Harry.
»Und was ist sie dann?«
Harry lehnte sich gegen Franziskas aufgestellte Unterschenkel, atmete tief durch, und dann sagte er anstelle einer Antwort: »Am besten ist es, Herr Bares, Sie rufen jetzt Ihre Frau an. Warum auch immer das sein muss.«
»Um sie herzuholen natürlich.«
Harry tat, als könnte ihn an diesen Tag nichts mehr überraschen. »Natürlich, um sie herzuholen«, wiederholte er, »die gute Dame hat sicherlich die höchste Freude daran, Sie am Bettrand Ihrer so guten, so lieben, so alten Freundin anzutreffen.«
Lukas ließ ein schallendes Lachen hören: »Aber Sie sind doch bei uns, Herr Rechtsanwalt! Und auch, wenn Franziska nicht Ihre Mandantin ist, wie ich soeben zu meiner großen Überraschung erfahren habe, so sind Sie doch immerhin eine Respektsperson, die stets über die Ehre der Dame und über die Einhaltung von Sitte und Moral gewacht hat und auch jetzt noch ihr wachsames Auge nicht von uns lassen wird.«
Harry musste unfreiwillig grinsen. »Also telefonieren Sie schon und holen Sie Ihre Frau her. Und dann ist es wohl an der Zeit, dass Franziska und ich Ihnen reinen Wein einschenken.«
Nachdem Lukas ein kurzes Telefonat geführt hatte, in fließendem Chinesisch, wie Harry mit widerwilliger Bewunderung zu hören glaubte, saßen sie zu dritt auf Franziskas Bett und warteten auf die Ankunft von FrauBares. Harry informierte Lukas währenddessen über die Art der Bekanntschaft von Franziska und ihm.
Mal weinte Franziska, manchmal lachte sie, oftmals schnäuzte sie sich geräuschvoll in die weißen Tücher. Doch sie hatte sich sichtlich etwas beruhigt. Der Schmerz schien vorerst gebannt. Doch es war allen dreien bewusst, dass sie noch viel länger brauchen würde, um diesen Schmerz ganz zu überwinden.
Was ihren Verlobten anging, so konnte ihr alter Freund Lukas Bares ihr nicht im Geringsten helfen. Doch was die Koffer betraf, so hatte er bereits einen Plan gefasst. Und diesen Plan zu verkünden, sollte er bald die Gelegenheit haben.
Denn eine gute halbe Stunde später klopfte es an der Zimmertür, und eine elegant gekleidete chinesische Dame trat ein, Sie trug ein enges feuerrotes Kostüm, das ihren hellen Teint noch unterstrich und einen wundervollen Kontrast zu ihrem dunklen Haar bildete. »Du hast mich rufen lassen, mein Liebster?« Sie sprach lupenreines Englisch, als sie bat, den beiden anderen Anwesenden vorgestellt zu werden. Sie stellte keine Frage zu der Tatsache, dass sie sich offensichtlich im Zimmer einer anderen Frau befanden. Sie stellte keine Frage zu der Tatsache, dass diese in Tränen aufgelöst mit verquollenen Augen in die Kissen gelehnt saß. Sie agierte im sichtlichen Vertrauen darauf, dass ihr Mann sie in alle Einzelheiten einweihen würde, sobald er dies für angebracht hielt.
Lukas hatte sich
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