Liebe im Gepäck (German Edition)
unbedingt ebenfalls weltweit schützen lassen.«
Kurz darauf war dann die Verhandlung fortgesetzt worden. Neue Gesprächspartner waren dazugekommen, während sich der Generaldirektor wieder verabschiedet hatte. Es war offensichtlich, dass er seinen Segen gegeben hatte und nun die Fachleute die Erlaubnis erhielten, sich um die Details zu kümmern.
Auch der Abend mit den Damen war eine Erfahrung für sich gewesen. Mat war mit Lukas und den chinesischen Geschäftspartnern aufgebrochen, um den Abend unter Männern zu verbringen. In einem feinen Restaurant würden sie auf Franziskas Kosten zu Abend essen und anschließend eine Karaoke-Bar besuchen, um dort mit Hingabe westliche und asiatische Lieder zu singen. Lukas kannte die Vorliebe seiner chinesischen Kollegen für derartigen Gesang zur Genüge. So hatte er nur kurz aufgestöhnt und sich dann ins Unvermeidliche gefügt.
Franziska hatte angenommen, Mat würde sich weigern, Karaoke zu singen. Sie kannte keinen Mann, der nicht bei dem bloßen Gedanken, vor anderen aus dem Stegreif irgendweiche Evergreens zu singen, Schweißausbrüche bekommen hätte.
Mat hatte nur mit den Schultern gezuckt und gemeint: »Wenn dir das bei deinen Geschäften weiterhilft, Franziska, dann singe ich eben.«
Dafür hätte sie ihn schon wieder auf der Stelle umarmen können. Doch das war natürlich unmöglich. Es hätte wohl überall auf der Welt seltsam ausgesehen, wenn eine Businessfrau ihren Rechtsanwalt vor allen anderen umarmt und abküsst.
Die Damen hatten für Franziska ein Sezchuan-Restaurant ausgesucht.
Sie waren zu fünft. Mei Ling mit ihrer Mutter, einer älteren Dame mit weißen Strähnen im schwarzen Pagenkopf. Sie war sehr still, hatte meistens die Augen zu Boden geschlagen und sah so gar nicht aus, wie Franziska sich eine Angehörige des Militärs vorgestellt hatte. Wie eine Tänzerin des Militärs schon gar nicht. Allerdings musste sie zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, wie denn eine Tänzerin des Militärs auszusehen hatte.
Ihre Freundin kam Franziskas vagen Vorstellungen davon schon näher, obwohl diese schon lange vom Heer ausgeschieden war. Sie war für eine Chinesin relativ groß, trug ihre grauen Haare kurz geschnitten und ihre Stimme hatte etwas Kommandierendes an sich.
Mei Ling hatte die Autotür geöffnet und darauf bestanden, dass Franziska sich auf den vorderen Sitz setzte, während ihre Mutter, die Freundin der Mutter und eine weitere Freundin, die Franziska noch nicht kannte, kichernd im Fond Platz nahmen.
Das Restaurant war schlicht eingerichtet, nichts von dem chinesischen Schnickschnack, der in Europa so viele Chinarestaurants zierte. Einfache Tische, ein buntes Sammelsurium an Stühlen, ein großer, beleuchteter Fischbehälter neben dem Eingang.
Vier Kellnerinnen in grüner Uniform stürzten herbei, schoben ihnen dienstbeflissen die Stühle zurecht und legten ihnen Servietten über den Schoß. Ein junger Kellner in gleicher Uniform goss aus einer Messingkanne in einem langen Strahl kochend heißen Tee in die bereitgestellten Tassen.
Die Damen hatten ihre Jacken ausgezogen und über die Stuhllehnen gehängt. Eine Kellnerin kam umgehend mit weißen Schutzhüllen, um damit die Kleidungsstücke abzudecken.
Madame Mei und ihre Freundin steckten die Köpfe zusammen und diskutierten ausgiebig die Speisenfolge. Franziska verstand kein Wort. Mei Ling trug ihres zur Unterhaltung bei, und auch die vierte Freundin mischte sich ein. So dauerte es geraume Zeit, bis sich die Damen auf das Menü geeinigt hatten.
Nach und nach wurden einfache weiße Teller, gefüllt mit den verschiedensten Spezialitäten, in die Mitte des Tisches gestellt. Den Beginn machten gekochte Erdnüsse und gekochter Salat, dann folgten Garnelen und Seegurken in Sauce. Fettes Schweinefleisch brutzelte in einer eisernen heißen Schale. Tofu wurde serviert.
Mei Ling, die die Namen aller Gerichte für Franziska übersetzte, stockte: »Ich habe keine Ahnung, wie dies hier auf Englisch heißt.« Sie schenkte ihrem Gast ein bedauerndes Lächeln. »Wir nennen es Tofu.«
Das fand Franziska originell: »Wir nennen es auf Deutsch ebenfalls Tofu.«
Mei Ling übersetzte diesen Satz für die anderen Damen, und alle stimmten ein kicherndes Lachen an.
Dann wurde ein großer Fisch serviert. Franziska wollte gar nicht daran denken, dass er noch vor nicht allzu langer Zeit im Fischbehälter neben dem Eingang geschwommen war. Der Fisch schmeckte köstlich, und man aß ihn, wie alles andere auch, mit
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