Liebe im Gepäck (German Edition)
hast?«
Harry fuhr aus seinen Gedanken auf und grinste: »Das habe ich schon einmal gehört.«
»Hast du schon einmal überlegt aufzutreten? Es gibt doch so viele Talentshows? Wie wär’s mit ›Deutschland sucht den Superstar‹ oder etwas Ähnlichem?«
Harrys Miene verdüsterte sich mit einem Schlag: »Nein. Auf keinen Fall!« Seine Antwort klang endgültig.
»Aber warum denn nicht? Versuch es doch einfach mal.« Franziska war gar nicht bewusst, was sie da sagte. Sie wollte ihm eine Freude machen. Dass ihr das gründlich misslang, stellte sie erst etwas später fest. »Was kannst du schon verlieren?! Du hast wirklich eine gute Stimme! Einen Versuch ist es sicher Wert. Bewirb dich …«
Harry schüttelte den Kopf, und dann zeigte sich doch wieder ein Lächeln in seinen Augen und um seineMundwinkel. »Liebe Franziska«, er legte wieder seine Hände auf ihre Schultern, »wenn du nicht möchtest, dass ich mich ernsthaft ärgere und in meinem ganzen Leben nie wieder ein Wort mit dir spreche, dann schlag mir nie wieder vor, ich solle mich bei einem Nachwuchswettbewerb bewerben. Nie wieder. Versprichst du mir das?«
Jetzt erst erkannte sie den Ernst in seiner Stimme und beeilte sich, es ihm sofort zu versprechen.
Als Dank dafür bekam sie wieder sein Lächeln. Und einen Kuss. Und noch einen Kuss. Dann lehnte er sie gegen den Flügel, und mit einem Satz hatte er sie auf die Tastatur gehoben. Um ihr Gesicht zu streicheln und um seine Hände immer weiter ihren Körper entlanggleiten zu lassen …
Doch sie waren nicht Richard Gere und Julia Roberts in »Pretty Woman«. Dort hatte dieselbe Szene so sexy und so aufregend ausgesehen.
Nun gruben sich die Tasten schmerzhaft in ihre Gesäßbacken. Und auch die beiden chinesischen Kellner dachten nicht daran, sich den Film zum Vorbild zu nehmen und diskret zu verschwinden. Sie polierten ungerührt ihre Gläser weiter. Mit dem Unterschied, dass sie nun das Geschehen am Flügel mit großem Interesse verfolgten.
Franziska machte Harry darauf aufmerksam.
Der lachte, half ihr vom Flügel herunter und nahm sie bei der Hand. Die nächste Frage, die er stellte, war ebenso klassisch wie der Film: »Zu mir oder zu dir?«
Franziska lachte. »Zu mir.«
Hand in Hand eilten sie zum Lift. Als sich die Türen hinter ihnen schlössen, fielen sie übereinander her. Keiner konnte mehr die Hände vom anderen lassen. Ihre Lippen trafen sich, saugten sich aneinander fest, die Zungen verfingen sich in einem wilden Hexentanz.
Drei Stockwerke höher blieb der Aufzug mit einem Ruck stehen, und ein älteres chinesisches Ehepaar trat ein. Harry und Franziska ließen schlagartig voneinander ab. Sie beeilten sich, freundlich zu grüßen, und blieben Hand in Hand eng beieinander stehen. Im Spiegel sah Franziska ihre schuldbewusste Miene, und sie sah Harrys freches Lächeln, das sie mitten ins Herz traf. Sie hatte noch nie einen Mann zuvor so lächeln gesehen. In diesem Blick lag so viel Zärtlichkeit, so viel Wärme. Und gleichzeitig spiegelte sich darin seine unbändige Lust. Dieser Mann wollte sie! Und sie wollte ihn! Mehr als sie jemals zuvor einen Mann begehrt hatte.
Endlich war der Lift im siebten Stock angelangt, und sie verließen das ältere Ehepaar, das noch weiter nach oben fuhr.
Franziska Hand zitterte, als sie die Türkarte durch die Öffnungsvorrichtung schob.
Sie traten in ihr Zimmer ein, das beide nun schon gut kannten.
Doch heute war es anders als an den Abenden zuvor. Heute war kein Platz für kameradschaftliches Geplänkel. Niemand hatte Lust auf einen harmlosen Flirt, bei dem es ihnen egal war, wohin er führen würde. Heute wussten beide genau, was sie wollten. Sie wollten einander. Sie wollten sich ganz und gar. Mit Haut und Haaren. Dementsprechend schnell hatten sie sich die Kleider vom Leib gerissen.
Franziska ahnte, wie es weitergehen würde: Mat würde sie aufs Bett werfen, einige Küsse auf ihrem Körper verteilen, vielleicht kurz mit seinen Händen ihre empfindlichsten Stellen erkunden und dann in sie eindringen, um seiner Lust mit einer gewaltigen Explosion zur Befriedigung zu verhelfen. Sie würde es genießen, solange es dauerte. Und sich wieder einmal darüber ärgern, dass die Natur es so eingerichtet hatte, dass eine Frau viel länger brauchte, bis sie zum Höhepunkt kam, als ein Mann. Und dass kein Mann bereit war, solange zu warten. Eine Tatsache, die sie hinzunehmen gelernt hatte. Ihre zwei Jahre mit Bertrand hatten ihre Erfahrungen in dieser Hinsicht
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