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Liebe im Gepäck (German Edition)

Liebe im Gepäck (German Edition)

Titel: Liebe im Gepäck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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Das waren Blicke, die ihr durch und durch gingen. Blicke – sie wusste nicht, wie sie es bezeichnen sollte. Aber diese Blicke hatten etwas. Die zogen sie an. Die machten sie heiß. Oder kalt? Oder heiß und kalt?
    Franziskas Lächeln verstärkte sich. Sie wusste es nicht genau. Sie wusste nur, dass es ein extrem schönes Gefühl war. Ein Gefühl, das sie schon lange vermisst hatte. Nein, ein Gefühl, das sie überhaupt noch nicht gekannt hatte.
    Wann hatte Bertrand sie auch je so angesehen? Seine Blicke waren eher kritisch oder nachdenklich gewesen, oder er hatte durch sie hindurchgesehen, so als hinge er seinen Gedanken nach und nähme sie gar nicht wahr.
    Franziska griff nach ihrer Handtasche. Es war schon erstaunlich. War es wirklich erst wenige Tage her, dass sich ihre Verlobung mit einem Knall in Luft aufgelösthatte? Wo waren die Tränen, um Bertrand nachzuweinen? Alle vergossen in der einen Nacht, als Mat bei ihr geblieben war, um sie zu beschützen? Um sie zu trösten, damit sie nicht allein war mit ihrem Schmerz?
    Jetzt, da sie ihre Gedanken schon wieder ordnen konnte, war ihr klar, dass nur die wenigsten Tränen in jener Nacht wirklich ihrem französischen Lebensgefährten gegolten hatten. Aber auch wirklich nur die allerwenigsten. Die meisten Tränen waren ihrem Traum gewidmet gewesen, der sich ebenfalls mit einem Schlag in Luft aufzulösen gedroht hatte. Das war es gewesen, was wirklich schmerzte. Nicht die Trennung von einem Mann, der sie, wenn sie ehrlich zu sich war, nie verstanden hatte.
    Zwei Jahre lang hatte sie vermieden, ehrlich zu sich zu sein. Doch jetzt war der Tag gekommen. Jetzt tat Ehrlichkeit nicht mehr weh. Bertrand hatte sie fasziniert mit seinem Intellekt, mit seinem umfangreichen Wissen. Ja, es hatte ihr auch imponiert, dass Bertrand einer alten französischen Familie entsprang, die sogar vor ihrer kritischen Mutter Gnade fand. Franziska de Valleau, das hatte schon einen besonderen Klang. Was war schon Querulin dagegen?
    Und Gerstenberg? Matthias Gerstenberg. Franziska Gerstenberg. Das klang auch nicht schlecht. Sie musste grinsen.
    Wurde dann aber schlagartig ernst. Matthias Gerstenberg war verheiratet. Na gut, wenn man ihm Glauben schenken durfte, und Franziska war geneigt, ihm Glauben zu schenken, dann hatte seine Frau einen Geliebten. Doch wusste sie denn, ob die Gerstenbergs sich nicht darauf geeinigt hatten, eine offene Ehe zu führen?Mat schien nicht unglücklich zu sein. Vielleicht hatten sich die beiden arrangiert und er dachte gar nicht daran, sich scheiden zu lassen, obwohl er das einmal gesagt hatte.
    Doch egal. Hier ging es nicht darum, zu heiraten. Hier ging es darum, die letzten beiden Tage, die Mat noch in Peking war, bestmöglich zu nutzen.
    Und das würde sie tun. Sie hatte sich verhebt, und sie würde dieses Verliebtsein auskosten, solange es dauerte. Ein Verliebtsein, das ganz schleichend begonnen hatte. Spätestens an dem Morgen war es da gewesen, nachdem er an ihrer Seite geschlafen hatte und sie aufgewacht war und in sein zärtliches Gesicht geblickt hatte. Sie hatte es sich nur nicht sofort eingestehen wollen.
    Franziskas Strahlen vertiefte sich. Sie warf ihrem Spiegelbild eine Kusshand zu und verließ das Zimmer.

    Sie erreichte die Hotelhalle fünf Minuten nach der vereinbarten Zeit und blickte sich suchend um. Von Mat keine Spur.
    »Er hat mich vergessen«, war ihre erste Reaktion. Ein ziehender Schmerz in ihrer Brust die zweite. So bemerkte sie den jungen Chinesen zuerst gar nicht, der blitzschnell seine Portierloge verlassen hatte, um auf sie zuzugehen: »Miss Querulin?«
    »Ja?« Franziska fuhr herum und blickte den jungen Mann in seiner weinroten Livree erstaunt an.
    »Der Gentleman wartet auf Sie im Jade-Salon«, sagte er in einem etwas schwer zu verstehenden Englisch.»Ich bringe Sie zu ihm. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.« Dann ging er mit langsamen Schritten voraus, in einem so gemächlichen Tempo, dass die ungeduldige Franziska Mühe hatte, ihn nicht zu überholen. Sie fuhren mit dem Lift in den ersten Stock.
    Leise Klaviermusik klang durch den mit schwerem Teppichboden ausgelegten Flur. Hatte Mat einen Pianisten für dieses Rendezvous engagiert?
    Ihr chinesischer Begleiter öffnete eine der Türen und machte ihr ein Zeichen, einzutreten. Dann schloss er die Tür und ging zu seinem Arbeitsplatz zurück.
    Franziska fand sich in einem kleinen Salon wieder, dessen Wände mit hellgrünen, bemalten Seidentapeten dekoriert waren. Schwere grüne

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