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Liebe im Gepäck (German Edition)

Liebe im Gepäck (German Edition)

Titel: Liebe im Gepäck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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Augen und schob sie in den Mund.
    »Halt!«, rief Lukas, der ihr am runden Tisch gegenüber saß.
    Aber da war es schon zu spät. Sie hatte bereits zugebissen.
    »Du musst zuerst den Darm entfernen. Schau, so geht das.« Er hantierte mit geübten Griffen an seiner Schnecke herum. »Es hat sich jede Menge Sand im Darm von einer solchen Seeschnecke angesammelt.«
    Das hatte Franziska soeben selbst bemerkt. Ihr gesamter Mund schien mit Sand angefüllt. Es knirschte zwischen den Zähnen.
    Mrs. Yang blickte sie erwartungsvoll an. Schmeckte dem Gast diese kostbare Spezialität?
    Franziska traute sich nicht, alles wieder auszuspucken. Also kaute sie tapfer weiter und bemühte sich um ein entzücktes Lächeln.
    Das weitere Essen verlief ohne besondere Vorkommnisse. Die Atmosphäre war gelöst und freundschaftlich. Zum Glück sahen ihre chinesischen Geschäftsfreunde davon ab, sie mit wiederholten »Gambe!«-Aufforderungen unter den Tisch trinken zu wollen.

    Am nächsten Vormittag traf sich Franziska mit Lukas und Mei Ling, um die weitere Zusammenarbeit zu besprechen.Die beiden würden sie in Zukunft als ihre Agenten in China betreuen.
    Harry bummelte durch die Stadt und fühlte sich großartig. Er freute sich auf zu Hause. Er freute sich, in aller Ruhe die Notizen, die er zu Papier gebracht hatte, in richtige Lieder umzuwandeln. Und, ja, er freute sich aufs Tonstudio, um endlich diese Lieder einzusingen. Seeberstein was back! Bereit für neue Taten.
    Er setzte sich an einen der Tische, die vor einer Bar am Straßenrand aufgestellt worden waren, und betrachtete das geschäftige Treiben. Vor ihm lag sein dickes Notizbuch, in das er in den letzten Tagen und Wochen sämtliche Texte geschrieben hatte, die ihm spontan eingefallen waren.
Ich habe die Gabe ,
mich zu hinterfragen.
Nichts ist mehr sicher
außer Steuer und Tod.
Ich habe mir selbst
lang schon nichts mehr zu sagen.
Komm, friss mir du noch
die Butter vom Brot.
geschrieben von Seeberstein, im Juni
erschienen auf der CD »Frau« unter dem Titel
     »Nichts ist mehr sicher«
    Hatte er das wirklich geschrieben? Wie mies war er denn damals drauf gewesen? Heute stand ihm mehr der Sinn nach Heiterem. Und nach Liebesballaden.

    Am Nachmittag würde sie der Chauffeur zurück nach Peking bringen. Franziska wollte ihre Sachen packen und am Montag nach Tianjin übersiedeln. Mei Ling hatte ihr angeboten, im Gästezimmer zu wohnen. Ein Angebot, das sie gerne annahm. Sie wollte noch zwei Monate in China bleiben, die Produktion überwachen und sicherstellen, dass auch wirklich alles nach ihren Wünschen ablief. Da war es schön, nicht ganz allein zu sein. Und Abend für Abend in ein leeres Hotelzimmer zurückzukehren.
    Harry beschloss, seine Eifersucht für sich zu behalten. Franziska sollte allen Ernstes bei diesem Brad-Pitt-Verschnitt wohnen? Zwei ganze lange Monate?
    Doch was hätte er wirklich dagegen vorbringen sollen? Er wollte sich schließlich nicht lächerlich machen. Außerdem war Lukas Bares verheiratet. Und so, wie er Mei Ling einschätzte, hatte sie ihren Gatten gut im Griff. Auch wenn es nach außen hin so wirkte, als habe er die Hosen an. Und was noch stärker wog: Er hatte gar kein Recht, eifersüchtig zu sein. Wer war er denn schon? Franziskas Geschäftspartner vielleicht. Ihr Lebenspartner sicher nicht. Harry straffte die Schultern, steckte sein Notizbuch wieder in den Rucksack und verlangte vom Kellner die Rechnung. Er hatte es plötzlich eilig.

    Sie erreichten Peking in den späten Nachmittagsstunden.
    Franziska wollte sofort in ihrem Zimmer verschwinden, um sich frisch zu machen. Als sie gemeinsam vorden Lifttüren standen, schlug sie vor, sich am Abend ins Nachtleben der Hauptstadt zu stürzen. Lukas hatte ihnen eine Bar am Hohei-See empfohlen, die der letzte Schrei sein sollte. Harry murmelte etwas Zustimmendes und verkündete dann, er müsse dringend ins Business-Center des Hotels, um seinen Rückflug für Montag bestätigen zu lassen.
    »Also dann, bis um acht. Ich freue mich.«
    Er hob grüßend die Hand und eilte von dannen.

 
XVI
    Franziska stand vor dem Spiegel und lächelte sich zu. War das Leben nicht schön? Sie war hier in einem aufregenden Land, sie war ihrem großem Traum zum Greifen nah, und vor allem – es fiel ihr gar nicht schwer, das zuzugeben: In wenigen Minuten würde ein gut aussehender Mann in der Hotelhalle auf sie warten. Ein verflixt gut aussehender Mann. Mit Augen, die einen auf eine ganz bestimmte Weise ansehen konnten.

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