Liebe im Spiel
Oberseite der Finger übers Haar. »Sie wird ausrasten, wenn sie sieht, wie wunderschön du bist.«
»Hast du ihr erzählt, ich wäre unscheinbar?«
»Tristan wird von meiner Wirkung auf Frauen beeindruckt sein.«
Rufa lachte. »Also erwarten wir den Jungen auch. Ich sollte besser die Betten herrichten.«
»Es ist lieb von dir, dass du nicht böse bist«, sagte Edward.
»Ich weiß.«
»Danke. Ich mache es wieder gut – und ich gestehe Rose, dass alles mein Fehler ist.«
»Ärgere dich nicht, Mum wird das nichts ausmachen. Sie kann immer zu einem anderen Zeitpunkt kommen.«
»Es wird ein wenig unterschwelligen Ärger wegen Geld geben.« Edward ließ sie nach einem weiteren liebevollen Kuss los. »Aber Tristan wird es uns nicht verdenken – er ist ein netter Junge. Und Pru ist viel zu gut erzogen, um Szenen zu machen.«
Polly kippte den Inhalt der Besteckschublade auf den narbigen Küchentisch. Es war hässliches Zeug, fleckig und verbogen. Alles musste raus. Natürlich erwartete man in einer Farmküche ein gewisses Maß an Gammeligkeit, aber das galt nur für Dinge, die ursprünglich qualitativ gut gewesen waren. Hier war alles minderwertig, verbeult, krumm und verdreckt. Wenn nötig, könnten sie in einem Hotel wohnen, während Semple Farm ausgemistet wurde. Polly war nicht so verrückt vor Liebe, dass sie das hübsche kleine Hotel im nächstgelegenen Marktflecken nicht bemerkt hätte.
Und eine vorübergehende Umsiedelung hätte den willkommenen Nebeneffekt, das Kind aus dem Weg zu halten, bis Polly herausgefunden hatte, wie mit ihr umzugehen wäre. Kinder waren so geheimnisvoll. Was tat man den ganzen Tag mit ihnen, wenn man keine Nanny hatte? Linnet hatte bisher die ganze Zeit an Ran gehangen und Polly feindselig angesehen. Sie hatten keine Sekunde für sich gehabt.
Polly hatte dies bisher nicht mit Ran besprochen. Es war nie Zeit dazu. Sie konnten nicht allein miteinander sein, ohne ausgehungert übereinander herzufallen. Polly seufzte und streckte sich genüsslich. Die Hitze verstärkte ihre Leidenschaft noch. Nacht für Nacht lagen sie nackt unter einem dünnen Laken, vor Schweiß feucht und nach Moschus riechend. Polly, die die Existenz von etwas so Unfeinem wie Schweiß nie zugegeben hatte, liebte es nun, den Salzfilm von Rans glatter Haut zu lecken. Ran teilte in der mondbeschienenen Dunkelheit ihre Beine. Die Federn in seiner klumpigen, uralten Matratze quietschten, wenn er sich auf sie rollte. Sie wurden ein Fleisch, das sich drängend zu scheinbar stundenlangen Höhepunkten wiegte.
Rufas Hochzeit hatte an einem Samstag stattgefunden. Am darauf folgenden Montag hatte Polly Berry forsch erklärt, sie führe nach Petersfield, um ihre Eltern zu besuchen. Der arme Berry hatte angenommen, es habe mit ihrer eigenen Hochzeit zu tun, und hatte sie zum Abschied mit dankbarer Zuneigung geküsst.
Polly war jedoch direkt nach Semple Farm gefahren, ohne sich darum zu kümmern, wer sie sähe. Ran hatte gewartet, wie sie es während ihres heißen Austauschs geflüsterter Worte vereinbart hatten. Minuten später hatten sie sich geliebt, auf einem kratzigen Sofa, das nach Hund roch. Es war wie eine Wiedergeburt. Polly hatte die sie umgebende Verkommenheit nur vage wahrgenommen. Sie war zu trunken vor Verwunderung über Rans außergewöhnliche Schönheit. Sie war sich seiner schrecklichen Kleidung und seiner verrückten Ansichten wie aus großer Entfernung bewusst, aber das zählte nicht. Er war ein Unschuldiger, ein Engel. Kleidung konnte man ändern, und seine Ansichten waren zumindest liebenswert. Polly hatte ihre alte Haut freudig abgestreift.
Später waren sie Hand in Hand den unebenen Weg zu ihrem Wagen hinabgegangen. Es endete damit, dass sie sich auf dem Gras erneut liebten, unter einem gewaltigen, orangefarbenen, von blauen Adern durchzogenen Mond. Rans lautes Freudenstöhnen hatte sich mit den Schreien der Füchse und Eulen vermischt. Danach hatte er dicke Tränen auf ihr Schlüsselbein vergossen und sie gebeten, für immer zu bleiben. Sie sei die Frau, nach der er sein ganzes Leben lang gesucht habe. Es gäbe kein Leben ohne sie. Bei ihrem zweiten heimlichen Besuch hatte Polly jenseits allen Zweifels gewusst, dass sie ihn nie wieder verlassen konnte.
Es war grässlich gewesen, Berry den Laufpass zu geben, aber sie hatte sich entschlossen, die Angelegenheit ebenso gründlich abzuwickeln, wie sie auch alles andere abwickelte. Sie hatte sichergestellt, dass es an einem Freitag geschah, damit Berry
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