Liebe im Spiel
vage. Prudence hatte ihn angerufen, und obwohl es keine einfache Unterhaltung war, hatten sie sich im Wesentlichen versöhnt. Was bedeutete das? Wenn es gute Neuigkeiten waren, warum wirkte Edward dann so verärgert und gequält? Und wie hatte Prudence die Telefonnummer ihrer Flitterwochen-Einsamkeit herausgefunden? Edward hatte ihr verboten, sie Rose oder Nancy zu geben, mit der Begründung, dass sie Erholung von den ständigen Forderungen ihrer Familie brauchten –, aber hatte er Prudence die Nummer gegeben? Rufa wollte nicht darüber nachdenken, warum die Frau das Recht zu haben glaubte, sich einzumischen. Zu dem Zeitpunkt war sie zu verwirrt und ängstlich gewesen, um ihn danach zu fragen.
Die offizielle, verzögerte Hochzeitsnacht war also ein Reinfall. Da Rufa nicht wusste, was sie sonst tun sollte, war sie erneut zuerst hinaufgegangen und hatte sich erneut in nackter Erwartung unter das einzige Leintuch gelegt. Und Edward hatte sie bestürzt, indem er wütend reagierte. Er hatte ihr gesagt, es wäre keine Schau nötig. Er könne sie erst lieben, wenn er das Gefühl verlöre, einen Handel abzuschließen.
Rufa, vor Demütigung wie betäubt, hatte die Nacht an der äußersten Bettkante verbracht und gedämpft in ihr Kissen geschluchzt, während Edward – unerträglicherweise mit einem Pyjama bekleidet – neben ihr geschlafen hatte.
Am darauf folgenden Morgen hatte er sich sehr lieb entschuldigt. Sie verbrachten einen zauberhaften Tag zusammen, schlenderten auf dem örtlichen Markt umher und speisten unter wildem Wein. Edward hatte sich ihr sogar ein wenig anvertraut. Er erklärte, ihn trieben noch ganz andere Dinge um als nur Prudence – er führe eine lange und schmerzliche Korrespondenz mit der Kriegsverbrechenskommission in Den Haag, die seine Erfahrungen in Bosnien betraf. Er erzählte ihr zum ersten Mal von der Desillusionierung des Soldatentums, die ihn bewogen hatte, die Armee zu verlassen. Fast beiläufig fügte er hinzu, dass Prudence immer noch die Macht besäße, ihn zu verletzen, weil sie fast seine einzige Familie wäre, und Rufa (die nur zu gut wusste, wie schwierig Familien sein konnten) solle sich keine Sorgen machen.
Er war hinreißend und charmant gewesen. Rufa genoss seine ungeteilte Aufmerksamkeit, die zu Hause stets so schwer zu erringen war. Und am Ende dieses goldenen Tages waren sie gemeinsam zu Bett gegangen, hatten sich aber immer noch nicht geliebt. Rufa, die sehr verlegen über ihre misslungene »Schau« war, hatte ihre Nacktheit mit einem T-Shirt bedeckt. Die Tonlage für die Flitterwochen war festgelegt.
Sich nicht zu lieben war Gewohnheit geworden. Rufa hatte Nacht für Nacht wach neben ihrem Ehemann gelegen und seinem stetigen Atem gelauscht. Unglaublicherweise schlief er. Er hatte gelernt, in Panzern und Gräben sowie an anderen, noch unbequemeren Orten als einem Doppelbett mit einer ungevögelten Frau darin auf der Stelle einzuschlafen. Rufa hätte sich Sorgen gemacht, dass etwas mit ihm nicht stimmte, oder mit ihr, wäre nicht dieses eine Mal gewesen.
Die Erinnerung daran machte sie atemlos und unbeholfen. Sie dachte wie besessen und ein wenig schamerfüllt daran, als klammere sie sich an die Erinnerung eines Traums.
»Es ist wohl eine Art hiesiger Brandy, sagte man mir.« Er goss zwei Gläser der hellgoldenen Flüssigkeit ein und reichte eines davon Rufa. Der Geruch vermischte sich Schwindel erregend mit den Düften von Lavendel und Kiefer und der dichten Rosmarinhecke, die unterhalb der Terrasse wuchs. Silvia, die ältliche Haushälterin, deren Dienste zusammen mit der Villa gemietet wurden, hatte die Überreste eines langen, trägen Mittagessens weggeräumt. Sie waren beide vor Hitze und Sättigung ermattet.
Rufa wusste, dass sie nicht viel vertrug, und beschränkte sich normalerweise auf ein Glas vollmundigen Rotweins. Aber mit dem Brandy war es etwas anderes. Jeder Mund voll verbreitete in ihrem ganzen Körper Mattigkeit und träge Zufriedenheit.
Sie saßen auf dicken Kalikokissen, die nach ausgetrocknetem Staub rochen, im Schatten eines großen grünen Sonnenschirms. In weißen Kübeln wuchsen üppige scharlachrote Geranien. Die Wände der Villa waren magentafarben gesprenkelt, wo Bougainvilleen um die mit Läden versehenen Fenster kletterten.
»Das ist der Himmel«, sagte Rufa. »Der vollkommene Himmel. Ich möchte nie wieder abreisen.«
Edward sagte: »Trink noch etwas«, und füllte ihre Gläser nach.
Sie hatten, wie sie es häufig taten, über die auf
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