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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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die aus einem unbestimmten Grund fast unerträglich war. »Liebling, du warst dein ganzes Leben lang nicht allein. Du warst stets von Trubel umgeben. Du hast noch nie wahre Stille erlebt.«
    »Doch, das habe ich.« Es gab nichts Stilleres als die Stille, die man hörte, wenn man die Toten rief.
    Er sagte: »Ich spreche nicht von metaphorischer Stille. Dieses Haus kann unglaublich einsam sein. Und wenn ich denken muss, du seist einsam, werde ich verrückt.«
    »Ein paar Wochen lang allein zu sein hat noch niemanden umgebracht«, sagte Rufa.
    »Hmm.« Seine Skepsis ärgerte sie. »Mir wär dennoch lieber, dass du Tristan in der Nähe hast, und sei es nur zur Abschreckung von Einbrechern. Ich wünschte, ich könnte dich mit mir nehmen, aber …«
    »Aber Terry muss Zugang zum Büro haben, und du brauchst jemanden, der Nachrichten weiterreicht. Ich wäre froh, wenn du mich nicht wie eine Versehrte behandelst.« Sie forderte ihn heraus, wohl wissend, dass er das Tabu ihrer schwarzen Trauer berühren müsste, wenn er widersprechen wollte. Und auch wohl wissend, dass er es nicht ertragen konnte, ihr diesen Schmerz zuzufügen.
    Er wagte zu sagen: »Du bist nicht so zäh, wie du glaubst. Du musst dich von dem Gedanken befreien, dass du für alles und jedes verantwortlich seist, und mir gestatten, mich um dich zu kümmern.«
    »Tut mir Leid«, sagte Rufa. »Es ist lieb von dir, dass du das willst. Ich bin nicht daran gewöhnt, das ist alles.«
    Edward küsste sie rasch, und stieg dann wieder in den Wagen. Er sagte über die Schulter hinweg: »Ich habe das Gefühl, dich fast zu Tode beansprucht zu haben, seit wir zurückgekommen sind. Zumindest musst du keine Trauben mehr für Pru schälen.«
    »Ich habe sie absolut gehasst«, verkündete Rufa plötzlich.
    Er lachte. »Das habe ich gemerkt.«
    »Hat sie es auch gemerkt? Ich meine, hat sie etwas gesagt?«
    »Nein. Sie ist nicht wie du. Sie liegt nicht wach und sorgt sich, was die Leute über sie denken.«
    Ihm ihre Meinung über Prudence zu sagen hatte sie schlagartig heiter werden lassen, auch wenn seine Reaktion eher enttäuschend war. Rufa stieg in den Wagen, und sie fuhren weiter.
    Rufa fragte, einem Impuls folgend: »Hast du in Paris mit ihr geschlafen?«
    Er war bestürzt – bestürzter als sie ihn je zuvor erlebt hatte – und dann zornig. »Nein«, sagte er kurz angebunden. »Das habe ich nicht.«
    »Aber du hast in letzter Zeit mit ihr geschlafen, oder?« Die Wochen der Sehnsucht hatten sie leichtsinnig werden lassen. »Nicht nur unmittelbar nach Alices Tod, meine ich.«
    Edward blickte finster die Stirn runzelnd auf die Straße. »Ich kann mir nicht vorstellen, was sie dir erzählt hat, aber es ist vorbei. In Ordnung?«
    »Wo ist sie jetzt? In London?«
    »Rufa, es ist vorbei. Mehr brauchst du wirklich nicht zu wissen.«
    Er schwieg lange Zeit und Rufa fürchtete, ihn verletzt zu haben. Der Wagen verlangsamte die Fahrt an den neuen Toren von Melismate, die mit dem Familienmotto Evite La Pesne verziert waren. Edward bog in die Einfahrt ein.
    Er sagte mit seiner ruhigen, festen Offiziersstimme: »Die Vergangenheit ist unwichtig. Ich werde nicht behaupten, du seist die einzige Frau, die ich je geliebt habe, aber du bist die Frau, die ich jetzt liebe.« Er zog scharf die Handbremse an und wandte sich ihr voll zu. »Pru hat vielleicht ein wenig Unruhe gestiftet, aber du hast gewonnen. In Ordnung?«
    Sie waren an der Tür angekommen, und Linnet kam heraus, bevor er noch mehr sagen konnte.

    Rufa versuchte sich an den Gedanken zu halten, welches Glück es sei, von einem Mann wie Edward geliebt zu werden. Seine Erklärung trug ein wenig dazu bei, die Giftschlange zu vertreiben, die Prudence in ihr Herz gepflanzt hatte.
    Sie ließ ihn so gelassen wie möglich nach Den Haag abreisen. Erst im allerletzten Moment, als Edward am Flughafen gerade zu seinem Flugsteig gehen wollte, begriff Rufa, wie furchtbar sie ihn vermissen würde. Ihre Welt wirkte ohne seine beruhigende Gegenwart unvertraut und beängstigend. Er legte die Arme um sie, und sie klammerte sich wild an ihn, barg ihr Gesicht an seiner Schulter und ergriff mit beiden Händen seine Arme.
    Edward küsste sie eilig – und so, als täte er etwas Unzulässiges – mit wahrhafter und überraschender Leidenschaft auf den Mund. Dann war er fort, und Rufa fühlte sich einsam und nutzlos und von sexuellem Verlangen nach ihm gequält. In der ersten Nacht ohne ihn schlief sie erst ein, als die Sonne schon aufging.
    Tristan

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