Liebe im Spiel
Genie«, rief Rufa. »Das ist eine großartige Idee. Ich werde Roshan fragen, ob er einen Friseur empfehlen kann.«
Tristan saß am Steuer von Edwards Landrover. Er war ungebeten mit auf die Shopping-Tour gekommen und half nun mit anrührendem Eifer bei Lydias Verwandlung. Rufa fand es sehr süß von ihm, obwohl sie ein wenig Angst davor hatte, ihn Nancy vorzustellen. Nancy konnte Rufa lesen wie eine Speisekarte – und darauf war Rufa nicht scharf.
Tristan betrachtete sie im Spiegel. »Entschuldige, Lydia. Ich weiß, wir haben uns erst heute Morgen kennen gelernt, aber das sachliche Auge eines Fremden kann manchmal nützlich sein.«
»Sie sollte mehr von ihrem Gesicht zeigen«, stimmte Rufa ihm zu. »Du versteckst dich hinter all diesen Haaren, Liddy.«
Lydia sagte mit einem leichten Anflug von Widerstand in der Stimme: »Der große Mann liebte unser Haar.«
»Selena hat ihres abgeschnitten, und der Himmel ist nicht eingestürzt«, sagte Rufa forsch.
»Nun«, sagte Lydia zweifelnd. »Ich habe Linnet nicht um Erlaubnis gefragt. Sie könnte es abscheulich finden, und dann wären wir alle auf der schwarzen Liste.«
Das war ein gutes Argument, aber Rufa wusste, dass ihre Schwester auch über Ran sprach. »Sie könnte es auch lieben.«
Tristan lachte. »Wer ist dieses Kind? Mussolini?«
Beide Schwestern antworteten gleichzeitig: »Ja!« und stimmten in sein Lachen mit ein.
»Um Gottes willen«, schmeichelte Rufa, »trau dich einfach!«
Um kurz vor neun trafen sie bei Wendy ein. Nancy, die der Hitze entsprechend eine lange Weste mit anscheinend nichts darunter trug, bereitete unter dem Grill Stapel getoastetes Weißbrot. Sie hatte Tristan mit ihrer üblichen, leichten Herzlichkeit aufgenommen, aber die gewölbte Augenbraue, mit der sie Rufa hinter seinem Rücken ansah, war leicht beunruhigend. Roshan hatte einen Teller mit Croissants und einen Krug frischen Orangensaft vorbereitet. Selena hatte hinterlassen, dass sie nicht mit zum Shoppen gehen könnte, weil sie »ein dämliches Shooting« hatte.
»Ist sie denn nicht gerne Model?«, fragte Lydia, die unschuldigen Augen weit geöffnet.
Roshan, elegant in weißem Leinen, klopfte gegen die Kaffeekanne. »Sie würde eher sterben, als das zuzugeben, aber sie wird es nicht lang durchziehen. Sie macht das nur, um auf absurde Art gegen euch andere zu punkten. Rufa – kochst du den Kaffee? Ich muss für Tiger eine Tasse Kräutertee kochen.«
»Tiger?« Rufa war überrascht. »Ist er hier?«
»O ja. Er schläft oben noch.« Roshan wirkte forsch und geschäftsmäßig, aber er konnte nicht verbergen, dass er verliebt war – vernarrt und bezaubert, seine Seele mit der eines anderen verbunden. »Ich habe ihn nicht geweckt, weil Sex und natürlicher Schlaf ungefähr die einzigen Vergnügen sind, die er in seinem Leben noch hat. Er hat das Saufen, die Drogen, fettes Essen und das Anfallen junger Frauen aufgegeben. Nun, das alles tut er für mich, wie er immer sagt.«
»Liebe hat viele Gesichter«, sagte Nancy. »Der gute Tiger gehört in Tufnell Park inzwischen zum lebenden Inventar. Sogar Max hat zugegeben, dass er sich an ihn gewöhnt hat.«
»Er saugt sogar die Treppe«, warf Wendy ein. »Das hat er in der Reha gelernt.«
Rufa lächelte Roshan zu. »Also ist es endlich das Wahre?«
Er war ernst. »Rufa, ich habe nie gewusst, dass es so sein könnte. Tiger ist vollkommen durch den Wind. Er ist so eifersüchtig, dass ich nicht einmal dem Milchmann einen Zettel schreiben darf. Und als ich ihn das erste Mal sah, versuchte er gerade, meiner besten Freundin zudringlich zu werden. Aber ich bin ziemlich verrückt nach ihm.«
»Es ist schon komisch, wie schnell sich die Dinge ändern«, sagte Wendy glücklich. »Max hat Grüße geschickt, aber er bleibt bei seiner neuen Freundin, ich glaube, in Shepherd’s Bush.«
Tristan, den Mund voller Marmeladentoast, sagte: »Entschuldigung, ich muss pinkeln« und verließ den Raum.
In dem Moment, in dem er gegangen war, wandte sich Roshan an Rufa. »Was ist los?«
»Was meinst du?«
»Ich meine, Mrs. Reculver, wer, um alles in der Welt, ist dieser göttliche Junge?«
»Ich sagte es dir bereits, er ist der Neffe von Edwards erster Frau …«
»Ja, ja, diese Stammbaum-Geschichte hatten wir bereits, danke.« Roshan setzte sich an den Tisch. »Aber du hast vermutlich gemerkt, dass er echt ein junger Sexgott ist?«
»Natürlich nicht«, sagte Nancy. »Ru bemerkt die Attribute eines Mannes nie ohne schriftliche
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