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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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heftig widersetzte.
    »Sie hatten das Grab freigelegt, als wir dort ankamen«, sagte er, »wie einen archäologischen Fund. Die Leichen lagen in einem jämmerlichen Gewirr auf dem Grund.«
    Rufa fragte schwach: »Wie viele?«
    »Neunundvierzig. Wir haben sie natürlich gezählt. Neunundvierzig kroatische Muslime – so wurde es uns gesagt – im Namen der ethnischen Säuberung zusammengetrieben und erschossen. Sie sahen genauso aus wie auf den Bildern, die man in den Zeitungen sieht. Knochen, mit genügend Lumpen und Haut, dass es persönlich wirkte.« Er verlangsamte die Geschwindigkeit des Wagens kurz, um einen Traktor in ein Tor einbiegen zu lassen. »Leider wurde das Grab während der NATO-Bombardierung zerstört, und niemand scheint zu wissen, wo die beiden Frauen geblieben sind, die mit uns sprachen – das Chaos dort ist unglaublich. Also bleibt nur der Bericht, den wir seinerzeit erstellten.«
    »Habt ihr – gibt es keine Fotos?«
    »Ein Massengrab sieht so ziemlich aus wie das andere«, sagte Edward. »Sie werden einfach behaupten, dass wir ein anderes Grab, an anderer Stelle, fotografiert hätten. In diesem verdammten Land gibt es keinen Mangel daran.« Er hielt den Blick strikt auf die Straße vor ihnen gerichtet. »Diese ganze Erfahrung war ein Grund mehr dafür, dass ich die Armee nicht mehr ertragen konnte. Wenn man sieht, was sie im Namen von Gott weiß was bewirken können – die Männer in dem Grab hatten die Hände auf den Rücken gebunden. Man hatte sie alle in den Kopf geschossen, aus kurzer Entfernung. Daran besteht absolut kein Zweifel – die Schädel wiesen große, gähnende Löcher auf.«
    »Edward …«
    »Obwohl die Verteidigung wahrscheinlich schwören wird, dass sie aus Angst starben und die Löcher von Feldmäusen stammten. Diese Menschen sind grausam. Sie kennen die Bedeutung von Schande nicht.«
    »Edward … bitte … könntest du aufhören?«
    »Was?« Er fuhr jäh zu ihr herum. Rufas Gesicht war bleich, die Lippen bleifarben, und ein Schweißfilm stand auf ihrer Stirn. Er fuhr sofort an den Straßenrand und brachte den Wagen auf einem schmalen Grasstreifen zum Stehen.
    Rufa riss die Tür auf, fiel fast aus dem Wagen und erbrach sich aufs Gras. Ihr Inneres wurde abrupt und heftigst nach außen gekehrt. Sie war sich durch den Schleier der Übelkeit vage bewusst, dass Edward aus dem Wagen stieg, einen Arm um ihre Schultern legte und sie sanft aufrichtete, als sich das Entsetzen erschöpft hatte. Es gelang ihr durchzuatmen, und sie fühlte sich besser. Sie freute sich sogar unbestimmt, dass sie das alles so rasch und wirkungsvoll losgeworden war.
    »Ru, Liebling, es tut mir so Leid.« Er schlang die Arme um sie. »Ich kann nicht glauben, dass ich das erzählt habe – ich bin ein kompletter, unsensibler Idiot … Ich habe nicht nachgedacht. Ich hätte daran denken sollen.«
    »Meinst du, es könnte der geräucherte Schellfisch gewesen sein?«
    Edward sagte: »Ich scheiße auf den geräucherten Schellfisch. Ich wünschte, du würdest wegen dieser Albträume jemanden aufsuchen.«
    Rufa überhörte es entschlossen. »Geht es dir denn gut? Du hast mehr davon gegessen als ich.«
    Er stöhnte leise. Sie spürte seinen Atem warm in ihrem Haar. »Sag mir, wenn du dich besser fühlst, Liebes, dann bringe ich dich nach Hause.«
    Rufa entzog sich seinem Arm gereizt. »Unsinn. Es geht mir wieder gut. Vergessen wir es.« Sie wollte, dass er es vergaß, aber er sah sie weiterhin mit diesem entsetzlich mitleidigen Blick an – konnte er nicht erkennen, dass es zurückkäme, wenn er weiter darüber redete? Es war alles in Ordnung mit ihr. Sie trat zum Wagen zurück.
    »Warte …« Er legte eine Hand auf ihren Arm. »Lauf nicht davor davon.«
    »Vor was?«, fauchte sie. »Ich laufe vor nichts davon. Es geht mir vollkommen gut. Bitte, lass uns fahren.«
    Er seufzte, beunruhigt aber resignierend, und nahm seine Hand fort. »In Ordnung. Atme einfach noch mal durch, hm?«
    Sie standen einige Minuten schweigend da und waren sich beide auf überwältigende Weise dessen bewusst, was nicht gesagt werden konnte.
    Im normalsten Tonfall, den sie heraufbeschwören konnte, fragte Rufa: »Wann fährst du nach Den Haag?«
    »Ende nächster Woche.« Erneutes Schweigen. »Terry Poulter sagt, er kommt auf der Farm allein zurecht. Und Tristan kommt morgen zurück, sodass du nicht allein sein wirst.«
    »Tristan braucht nicht zu bleiben. Es geht mir auch allein gut.«
    Er lächelte mit einer Wärme und Freundlichkeit,

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