Liebe im Spiel
Slips von Marks and Spencer (Lydia bevorzugte bis dahin Gesundheitsunterwäsche) und einen flotten kleinen Mantel für Linnet, dem beide Schwestern nicht widerstehen konnten. Es war ein Fest.
Schließlich saßen sie erschöpft in der Spätnachmittagshitze um einen Tisch in einem Coffeeshop. Berge von Einkaufstüten standen um sie herum.
Lydia trank ihren Milchkaffee. »Ru, ich hatte einen absolut phantastischen Tag. Vielen Dank – und bitte sag auch Edward meinen Dank.« Sie lächelte Tristan zu. »Und dir sollte ich auch danken. Ich weiß, Männer lassen sich nicht gerne durch Geschäfte zerren. Wenn es meinem Mann widerfährt, fängt er an zu weinen.«
Er lachte. »Ich konnte die Tränen gerade noch zurückhalten.«
»Du brauchst mir nicht zu danken«, sagte Rufa. »Es war ein Genuss. Leider muss ich zugeben, dass ich es herrlich finde, wenn sich Menschen von mir herumkommandieren lassen.«
»Wird viel Verkehr sein, wenn wir jetzt nach Hause fahren?« Lydia war erschöpft. Sie fuhr nicht gern im Auto, und der Weg nach Melismate schien auf einmal lang.
Tristan beugte sich vor und lächelte überzeugend. »Lydia, warum nimmst du nicht den Zug? Wir könnten dich zum Bahnhof bringen, und jemand könnte dich zu Hause abholen. Dann könnten Rufa und ich zurückfahren, wenn es ruhiger ist.«
Rufas Herz tat einen Satz. Die Aussicht, mit ihm allein in London zu sein, war herrlich, auch wenn sich sofort das Gefühl drohenden Unheils einstellte.
Er sah ihr in die Augen, als wären sie die einzigen beiden Menschen auf der Welt. »Ich hatte gerade die verrückte Idee, dass wir den Sommernachtstraum im Regent’s Park mitnehmen könnten. Es ist das perfekte Wetter dafür.«
Rufa rief: »O wie schön! Aber wir werden nie reinkommen …«
»Prudence nutzt immer diese exklusive Kartenvorverkaufsstelle, die sie überall reinbringt. Lass mich mal telefonieren.«
Alles klappte reibungslos. Tristan besorgte bei der atemberaubend teuren Agentur die Karten für das Open-Air-Theater. Dann verfrachteten sie Lydia und ihre Einkäufe in ein Taxi, begleiteten sie zum Bahnhof Paddington und setzten sie in einen Zug.
Lydia küsste sie beide dankbar. »Es war wunderbar. Wenn ich morgen früh aufwache, werde ich denken, ich hätte es nur geträumt.«
Der Zug fuhr in Richtung der grünen Felder im Westen davon, und Rufa und Tristan waren allein.
Es durfte nicht ausgesprochen werden, aber die schuldbewusste, schreckliche, berauschende Tatsache spukte in beider Köpfen. Tristan war heftiger verliebt denn je, und diese Liebe brodelte in ihm und wollte zum Ausdruck kommen.
Rufa war noch nie im Open-Air-Theater im Regent’s Park gewesen. Der Ort verzauberte sie. Mitten in London, in dieser stillen und tropischen Nacht, saßen sie inmitten eines magischen Baumkreises. Die Verkehrsgeräusche klangen fern und gedämpft. Auf der Bühne unter ihnen litten Shakespeares Liebende und seufzten, während die Elfen mit ihren Herzen Fußball spielten.
Nach der Pause bildete die Bühne in einem Nest grauer Schatten einen Lichtkreis. Es wurde dunkel, und Lichtpunkte erschienen in den Bäumen. Es war wunderschön. Rufa war vor Entzücken weit offen und hingerissen. Während der Mond aufging, wurden die Liebeskonflikte auf der Bühne auf wundersame Weise gelöst. Puck, der auf einem Scheinwerfergalgen saß, entbot ihnen sein Wohlwollen. Die Nacht senkte sich sanft auf sie herab, in tiefem, von erotischem Sehnen durchdrungenen Frieden.
Tristan ließ seine Hand auf ihrem Arm, während das übrige Publikum um sie herumwogte und aus dem Theater auf die dunklen Wiesen des Parks strömte. Das Lampenlicht der Straße schimmerte durch die Bäume und ließ die Blätter smaragdfarben wirken. Sie standen an den Parktoren und wollten nicht in die Realität zurückkehren.
»Wollen wir den Hauptweg entlanggehen?«, fragte Tristan leise.
»Ja.« Rufa überließ ihm ihre Hand. Sie ging neben ihm, durch einen Traum, bis sie ein beleuchtetes Taxi fanden. Tristan nannte dem Fahrer die Adresse. Sie saßen schweigend da, mit ausgetrocknetem Mund, sahen einander nicht an. Sie hielten sich noch immer an den Händen, als das Taxi sie an der Tufnell Park Road absetzte.
»Lass uns nicht reingehen«, murmelte Rufa. »Fahren wir nach Hause.«
»Okay. Gib mir die Schlüssel. Ich fahre – du bist zu müde.«
Edwards Wagen stand unter einer Laterne und schalt sie mit seiner zuverlässigen Vertrautheit. »Macht es dir etwas aus?« Sie war todmüde. Viel zu müde, um
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