Liebe im Spiel
wie möglich nach ihr und beendete den Anruf abrupt, sobald Wendy ihm gesagt hatte, dass Rufa nicht dort war.
Angst nagte an ihm. Rufa war irgendwo auf der Welt, schwanger und allein. Sie war vor ihrem Ehemann davongelaufen, sie war vom Vater ihres Kindes abgewiesen worden. Die furchtbare, umgebende Dunkelheit hatte sie schließlich eingeholt. Er musste sie finden.
Inzwischen saß hier Tristan, der in den ausgebrannten Ruinen seiner großen Leidenschaft weinte. Edward merkte, dass sein Zorn verraucht war.
Er berührte Tristan unbeholfen an der Schulter. »Komm schon, denk nach. Denk an alles, was sie jemals zu dir gesagt hat. Wo würde sie hingehen? Hatte sie Angst, dass ich verärgert wäre?«
Tristan hob den Kopf. »Sie war böse auf dich. Du hast sie verletzt.«
»Ich? Was, zum Teufel, habe ich denn getan?«
»Du hast Prudence von eurem Sexleben erzählt. Oder eher von dessen unerklärlichem Mangel.« Tristan sammelte sich wieder, jetzt wo er etwas hatte, was er dem ungerecht behandelten Ehemann erwidern konnte.
Edward atmete schwer aus und zügelte einen weiteren Zornanfall. »Das hat Prudence dir erzählt.«
»Natürlich. Was hast du denn gedacht?«
Nun, natürlich, dachte Edward. Er hätte daran denken sollen, Prudence nichts anzuvertrauen, was sie gegen ihn verwenden könnte. Er hätte niemals zulassen dürfen, dass sie ihn durch Schmeicheln und Wohltun und Flirten dazu gebracht hatte, sich ihr anzuvertrauen. Die Versuchung, sich jemandem anzuvertrauen, hatte ihn überwältigt. Rufa musste glauben, er hätte sie verraten. Und sie hätte Recht.
»Jeder einzelne Mann, den sie je liebte, hat sie im Stich gelassen«, sagte er. »Gott allein weiß, was sie jetzt durchmacht.«
Tristan richtete sich auf. »Edward …«
»Hm?«
»Es tut mir Leid.«
»Du entschuldigst dich bei der falschen Person. Aber ich verzeihe dir dennoch.«
»Danke.« Tristan putzte sich die Nase, kraftlos vor Erleichterung. »Und es tut mir Leid wegen des Wagens.«
Edward musste beinahe lachen. Der schrottreife Wagen war bereits Geschichte und lächerlich irrelevant. »Schon gut. Ich bin froh, dass du es heil überstanden hast.«
Sie sahen einander unsicher an, prüften die Atmosphäre.
»Danke«, flüsterte Tristan.
Gott, er wirkte so jung. »Lass dich von alledem nicht bei deinem Studium beeinflussen, Triss«, sagte Edward impulsiv. »Du wirst darüber hinwegkommen – es wird sich nicht ewig so demütigend anfühlen. Eines Tages wirst du darauf zurückschauen und erkennen, was für ein vollkommener kleiner Scheißkerl du warst. Und dann wirst du wahrscheinlich einen Roman schreiben.« Er zauste Tristans Haar, liebevoll und ein wenig verächtlich. »Also hake es als Erfahrung ab, rate ich dir.« Er verließ den Raum.
Clytie war in der Küche. Sie fing Edward ab, als er sich an den Fahrrädern in der Diele vorbeiquetschte, und legte eine Hand mit abgekauten Fingernägeln auf seinen Arm. »Bitte«, murmelte sie, »bitte, seien Sie nicht zu böse auf ihn. Ich glaube, sein Herz ist gebrochen.«
Edward fragte sich verbittert, was, um alles in der Welt, dieses Kind über gebrochene Herzen wusste.
Kapitel Elf
In Rufas Traum rief der große Mann sie. Sie sah sich selbst, wie sie am Fenster ihres Schlafzimmers in Melismate saß. Gleichzeitig konnte sie den großen Mann im Wohnzimmer unten sehen, der seinen Kopf in beiden Händen hielt. Rufa konnte das Selbst in ihrem Traum nicht dazu bringen aufzustehen, um es in Ordnung zu bringen, obwohl sie wusste, dass er sie brauchte. Sie saß einfach nur da. Der große Mann rief und rief.
Plötzlich erwachte sie, das Gesicht tränenüberströmt. Die Frau auf der anderen Seite des kleinen Tisches sah sie über den oberen Rand ihrer Ausgabe von Good Housekeeping hinweg mitleidsvoll an. Rufa richtete sich auf ihrem Platz auf und wandte sich dem Fenster zu. Draußen verdunkelten sich die wogenden, grauen Felder – der Standardblick aus jedem Zugfenster in England – in der Dämmerung. Sie sah über der Landschaft ihr blasses Spiegelbild mit den wirren Haaren im Wagenfenster.
»Ich habe für Sie aufgepasst«, sagte die Frau ihr gegenüber.
»Wie bitte?« Rufa brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, dass sie gemeint war.
»Ihre Tasche. Man sollte vorsichtig sein, wenn man einschläft.«
»Danke.« Rufa versuchte ein Lächeln.
Die Lippen der Frau zuckten mehrmals, bevor sie ihrer Neugier Luft machte. »Ich gehe gleich in den Speisewagen – soll ich Ihnen eine Tasse Tee mitbringen?
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