Liebe im Spiel
Sie sehen nicht wohl aus.«
Rufa lachte auf und dachte grimmig, das müsse die Untertreibung des Jahres sein. »Oh, es geht mir gut – es ist nur …« Die Frau wirkte nett. Sie war so mütterlich und tröstlich wie Mrs. Noah. Impulsiv, den Klang der Worte prüfend, sagte sie: »Ich bin schwanger.«
Das war eine vollkommen befriedigende Erklärung – eine, die sogar das Weinen in einem Zug plausibel machte. Die Frau lächelte erleichtert.
»Morgenübelkeit? O du liebe Güte. Ist es nicht die Hölle? Dann ist eine gute Tasse Tee genau das, was Sie brauchen.« Sie erhob sich energisch, ergriff ihre einfache Handtasche und glättete den Tweed-Rock. »Bei mir hat das immer geholfen.«
»Gerne«, sagte Rufa, dankbar, als normal akzeptiert zu werden. »Sie sind sehr freundlich.«
»Ich kann mich erinnern, wie sich das anfühlt.«
Allein gelassen, ließ Rufa von dem qualvollen Lächeln ab. Sie könnte wetten, dass diese Frau nicht wusste, wie es sich anfühlte, vor einem Ehemann und einem Geliebten davonzulaufen, während sie das Kind des Geliebten in sich trug. Sie dachte, wie seltsam es war, dass sie um den großen Mann geweint hatte, obwohl sie bisher noch keine einzige Träne über ihre zerstörten Hoffnungen vergossen hatte.
Endlich ausreichend ruhig, um über die rauchenden Ruinen hinwegzublicken, dachte Rufa an den Anfang ihres Abstiegs in ein Albtraumland zurück. Es war schrittweise geschehen. Obwohl die Zeichen vorhanden gewesen waren, wenn sie nur vernünftig genug gewesen wäre, sie zu erkennen.
Die traumhafte Hitzewelle hatte über Nacht geendet. Eines Morgens waren Rufa und Tristan bei einem gewaltigen Wolkenbruch erwacht. Tristan war schlechter Launer. Er hatte verkündet, dass er sich »klaustrophobisch« fühle, und vorgeschlagen, dass sie nach Melismate hinüberfahren sollten. Er hatte nicht begreifen wollen, warum das unmöglich war. Sie hatten sich gestritten. Kein lebensbedrohlicher, aber ein bissiger, zänkischer, gereizter Streit – überwiegend von seiner Seite, da er sie sehr schnell zum Weinen gebracht hatte. Erschrocken, aber auch befriedigt, dass er so viel Macht über sie besaß, hatte sich Tristan reuevoll gezeigt und sie getröstet. Jetzt wünschte sie, sie hätte seine Unfähigkeit bemerkt, sich der Zukunft zu stellen, und gestand sich ein, dass diese zwischen ihnen stand.
Auf gewisser Ebene, dachte sie, wusste ich genau, was geschah.
In jener Nacht, während sie in Tristans Armen in dem beengten Gästebett schlief (ihre Weigerung, mit ihm in ihrem eigenen Bett zu schlafen, war eine weitere Sache gewesen, die er nicht verstanden hatte), hatten die Albträume erneut begonnen. Sie hatte geträumt, dass sie auf dem Boden des kleinen Wohnzimmers in Melismate kniete und die Überreste von etwas Wertvollem auf eine Kehrichtschaufel fegte. Die Stimme des unsichtbaren großen Mannes war um sie gewesen und hatte ihr versichert, dass sie es reparieren könnte. Aber Rufa hatte im Traum gewusst, dass dies etwas war, was sie niemals reparieren könnte. Sie war weinend aufgewacht und hatte, im Moment des Erwachens, schmerzliche Enttäuschung empfunden, dass Tristan nicht Edward war.
Tristan war süß gewesen, aber sein Trost konnte mit dem Edwards nicht mithalten. Er war während Rufas stockender Schilderung des Traums eingeschlafen. Und Rufa hatte umso entschiedener jeden Gedanken an die Zukunft verdrängt.
Während des ganzen folgenden (ebenfalls verregneten) Tages hatte sie sich große Mühe gegeben, die Atmosphäre leicht und unbeschwert zu gestalten. Die magische Seifenblase war wieder intakt. Aber sie hatte sich den hoffnungsvollen Gedanken erlaubt, Edward würde ihr vergeben und die Chance eröffnen, neu anzufangen.
An ihrem letzten Tag mit Tristan war die Sonne für einen letzten großen Auftritt zurückgekehrt. Es war nun weniger heiß, und in der Außenwelt blies ein frischer Wind. Tristans Fähigkeit, die Zukunft zu ignorieren, war außerordentlich ausgeprägt, aber selbst er hatte nun eingesehen, dass er nach Oxford zurückkehren musste. Sie hatten letzte Spaziergänge an ihre Liebesplätze unternommen, und dann war er plötzlich in Panik geraten. Er hatte Rufa gebeten, gleich mit ihm zu gehen, bei ihm zu bleiben, mit ihm zu leben und zu sterben.
Ihr war es dagegen damals wichtig erschienen, sich formell von Edward zu verabschieden, wie auf ihrem Totenbett. Oder als würde sie um Erlaubnis bitten, ihn zu verlassen.
Vielleicht, dachte sie jetzt, hoffte ich, dass er einen Weg
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