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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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finden würde, mich zu retten, und mich zu halten.
    Als Tristan fort war, hatte die Zeit wieder zu laufen begonnen. Rufa hatte sich abgelenkt, indem sie Notwendiges einkaufte (Waschpulver, Bleiche, Putztücher), was sie während ihrer Idylle vernachlässigt hatte. Bei Boots lief sie methodisch alle Regale entlang und füllte ihren Korb mit Zahnpasta, Shampoo, Seife und einigen Waschlappen im Sonderangebot.
    Und dann hielt sie, wie sie es immer tat, vor den Pflegeartikeln inne. Eine Hand auf einem Paket Lillets, merkte sie – mit plötzlicher, kalter Panik –, dass sie sich fragte, wann sie ihre letzte Periode hatte. Normalerweite markierte sie den Beginn jeder Periode in ihrem Notizbuch.
    Die nächsten Momente liefen mit der schrecklichen Klarheit eines Films vor ihrem geistigen Auge ab. Sie würde die Stille nie vergessen, als sie ihren Korb abgesetzt und das Notizbuch aus ihrer Handtasche genommen hatte. Sie hatte die Seiten zurückgeblättert, mit vor Panik verengter Kehle, und festgestellt, dass sie fast zweieinhalb Wochen überfällig war. Offensichtlich verging die Zeit auch, wenn man sich vormachte, dass sie stehen geblieben sei. Sie hatte einen Schwangerschaftstest gekauft und sich bemüht, die unglaubliche, unwirkliche Tatsache zu begreifen, dass sie schwanger war.
    Danach war ihr nur ein Weg offen geblieben. Es war sinnlos, das Unrecht, das sie Edward angetan hatte, auch nur ansatzweise tilgen zu wollen. Dafür war es viel zu spät. Ob es gut oder schlecht war, gehörte sie jetzt zu Tristan – an dieser Vorstellung hielt sie sich fest. Die Gewaltigkeit des neuen Gefühls, das sich vor ihr eröffnete, wenn sie über ihr Baby nachdachte, hatte sie in Ehrfurcht versinken lassen. Vielleicht würde es ein Junge, der den durch den Tod des großen Mannes in ihrem Herzen klaffenden Riss heilen könnte.
    Die freundliche Frau kam mit einer kleinen Papiertüte den Gang zwischen den Sitzen entlang zurück.
    »Ich habe ihnen zwei Milchdöschen mitgebracht«, sagte die Frau, »weil eine nie genügt. Und ein paar Ingwerkekse.«
    »Vielen Dank, aber ich glaube wirklich nicht …«
    »Sie glauben nicht, dass Sie sie mögen«, unterbrach die Frau sie bestimmt, »aber sobald sie einen gegessen haben, fühlen sie sich erheblich besser.«
    Rufa lächelte und zog das Zellophanpäckchen zu sich heran. »Hat das bei Ihnen auch funktioniert?«
    »Als ich meine Tochter erwartete, haben nur die Ingwerkekse mich vor dem Umkippen bewahrt. Ich unterrichtete zu der Zeit eine Klasse Achtjähriger und aß so viele Kekse, dass sie mich Mrs. Ingwerkeks nannten.«
    Rufa nahm aus Höflichkeit einen Schluck Eisenbahntee und einen Bissen Eisenbahnkeks. Zu ihrer Überraschung fühlte sie sich danach wirklich besser. Das schwindelige, schwache Gefühl verging, und sie merkte, dass sie wieder klarer denken konnte.
    »Ich sagte es Ihnen ja«, erklärte Mrs. Ingwerkeks. Sie nahm lächelnd und taktvoll ihre Zeitschrift wieder auf.
    Die Fenster waren schwarze Spiegel, die ein behagliches Bild des beleuchteten Wageninneren spiegelten. Rufa fühlte sich nun stark genug, die Lösung des gewaltigen Chaos in Angriff zu nehmen, das sie seit der Hochzeit und eigentlich seit dem Tod des großen Mannes, aus ihrem Leben gemacht hatte. Alle Wege führten immer wieder dorthin zurück. Sie fragte sich, wo sie gewesen war und was sie dazu getrieben hatte, sich so vollkommen zu vergessen.
    Dass Tristan die unromantische Frage der Empfängnisverhütung übersehen hatte, war verständlich, wenn auch nicht verzeihlich. Er war jung und hatte angenommen, dass sie sich darum kümmern würde. Bisher war Rufa sehr stolz auf ihr perfekt geordnetes Leben gewesen. Rose hatte Verhütung, als junges, schlankes Mädchen, als irrelevant angesehen. Rufa – die dieser Torheit ihre Existenz verdankte – hatte ihre Mutter immer ein wenig dafür verachtet, dass sie sich unbedacht in Leidenschaft gestürzt hatte, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Jetzt schämte sie sich dafür.
    Was für eine aufgeblasene kleine Kuh ich gewesen bin, dachte sie, dass ich mir eingebildet habe, tugendhafte Selbstkontrolle zu besitzen, und die anderen für ihre Schwächen verdammt habe.
    Sie konnte es kaum ertragen, über dieses so reine und rechtschaffene frühere Selbst nachzudenken. So blind, unterdrückt, gehemmt. Sie wollte sich am liebsten von der Erdoberfläche tilgen.
    Nachdem sie aus Tristans Haus davongelaufen war, hatte sie sich und ihren Koffer zum Bahnhof Oxford und in einen Zug

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