Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
Vom Netzwerk:
nach London bugsiert. Sie hatte die Absicht gehabt, in Wendys Haus Zuflucht zu suchen. Sie war bereits auf dem Weg dorthin gewesen, während sie auf der Rückbank eines Taxis nervös die Hände knetete, als sie plötzlich erkannte, dass sie Nancy, Wendy oder auch Roshan nicht gegenübertreten konnte. Sie würden es Edward erzählen, und Rose. Das konnte sie nicht ertragen – ihre Blicke wären wie ätzende Säure gewesen. Sie hatte sich, einem Impuls folgend, nach King’s Cross bringen lassen, dem einzigen Bahnhof an der Hauptstrecke, der ihr in ihrem inneren Aufruhr einfiel.
    Dort hatte sie bei W. H. Smith Halt gemacht, um eine Postkarte und Briefmarken zu kaufen. Sie wollte nicht, dass sich ihre Leute zu viele Sorgen machten – sie würde ihnen schreiben, wo sie war. Sie hätte einige Zeit zur Verfügung, bevor sie sie einholten.
    Ein Zug nach Edinburgh sollte bald abfahren. Rufa dachte, dass Edinburgh sonor und historisch klang, was ihr gefiel. Sie erinnerte sich an eine ihrer Dinnerparty-Kundinnen, die dort ein Haus besaß. Diese liebenswürdige Dame mit den guten Beziehungen wäre vielleicht ein nützlicher Kontakt, denn sie würde wieder arbeiten müssen. Im Moment war viel Geld auf ihrem Konto, aber es war Edwards Geld. Er würde ihre Zuwendungen gewiss stoppen. Und auch wenn nicht, wollte Rufa nichts davon anrühren. Sie würde den Schmerz mit harter Arbeit betäuben und für ihre Dummheit büßen, indem sie ihrem Baby ein Leben einrichtete. Es war seltsam beruhigend, sich wieder um Arbeit und Geld sorgen zu müssen.
    Die Postkarte zeigte eine Ansicht vom Buckingham Palast, der unter einem türkisfarbenen Himmel gelb wie Butter wirkte. Rufa tippte lange Zeit mit dem Ende des Stifts an ihr Kinn und rang um die Worte, die ihr törichtes Selbst am wenigsten offenbaren würden. Sie schrieb: »Es tut mir sehr Leid.« (Sie dachte an »Bitte hasse mich nicht«, tat es aber sofort wieder als zu kläglich ab). »Bitte sage allen, sie sollen sich keine Sorgen machen. Es geht mir gut. Liebe Grüße, Rufa.« Sie adressierte die Karte an Nancy in Tufnell Park – Nancy würde sie am wenigsten hart verurteilen.
    Die Landschaft wich beleuchteten Gebäuden. Viele Lichter und Häuser tauchten um sie herum auf. Die Räder drehten sich langsamer, als sie in Durham einfuhren.
    Der Zug hielt an, und die freundliche Frau gegenüber erhob sich. »Nun, auf Wiedersehen«, sagte sie lächelnd. »Und viel Glück.«
    Rufa hielt ihr die Karte hin. »Wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände macht – könnten Sie die vielleicht für mich einstecken? Sie ist frankiert und alles.«
    »Natürlich. Überhaupt kein Problem.«
    »Danke«, sagte Rufa. Das Abschiedslächeln, das sie der Frau gewährte, war gar nicht mehr qualvoll. Ihr schwindelte vor Euphorie, von ihrer eigenen feigen Gerissenheit benommen. Nancy würde eine Postkarte aus Durham bekommen, und dann könnten sie jeden Winkel Durhams durchsuchen, ohne sie zu finden. Sie wäre unsichtbar, in Edinburgh. Zum ersten Mal in ihrem Leben würde niemand wissen, wo sie war. Wie erschreckend einfach es war, dachte sie, zu verschwinden.
    Der Bahnhof von Waverley war ein Strom von Licht und Menschen. Rufa, ein einsamer Punkt in der Menge, überlegte, was sie tun sollte. Es war spät. Sie war auf neue Art müde bis ins Mark. Sie hatte das dringende Bedürfnis, sich hinzulegen – das Baby gab jetzt die Befehle. Beeindruckt von ihrer eigenen Geistesgegenwart, trat sie an einen der Bahnwärter heran und fragte nach dem nächsten Hotel.
    Der Mann betrachtete sie von Kopf bis Fuß, registrierte ihren Mulberry-Koffer, die Prada-Handtasche, den Schmuck an ihrem Ringfinger und wies ihr den Weg zum Balmoral.
    An der glänzenden Rezeption zeigte sie ihre Kreditkarte vor. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es umgehen könnte, ihren wahren Namen zu nennen, und trug sich als Mrs. Reculver ein. Welch großes Glück, dachte sie, dass sie die Karte in Durham abgeschickt hatte – es würde gewiss Ewigkeiten dauern, bevor jemand daran dachte, Hotels in Edinburgh zu überprüfen.
    Das Zimmer war wunderbar gemütlich. In dem Moment, in dem sie dem Kofferträger ein Pfund Trinkgeld gegeben und die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ließ sie ihren Mantel von den Schultern gleiten und sank auf das stabile, mit dicken Quilts bedeckte Doppelbett. Die Erleichterung machte sie schwindelig. Sie hoffte inbrünstig, dass es nicht die ganzen neun Monate so wäre. Morgen würde sie darüber nachdenken, sich eine Wohnung zu

Weitere Kostenlose Bücher