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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel
Autoren: Kate Saunders
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sie brausten davon.
    Berry schaute zur Seite, auf sein unerbittliches, rechtschaffenes Profil. Reculver sah jünger aus, als er zunächst angenommen hatte. »Das ist wirklich nett von Ihnen.«
    »Schon gut«, sagte Reculver.
    »W-wohin sagten Sie, wollen Sie mich bringen?«
    »Nach Melismate. Das alte Herrenhaus, in dem Roger lebt. Nur ein paar Meilen entfernt.«
    Berry fühlte sich allmählich etwas weniger grässlich. Polly würde nicht zu verärgert sein, wenn er sie schließlich von einem richtigen Herrenhaus aus anriefe. Er konnte sich etwas Kleidung borgen, und der vernünftige Mr. Reculver würde ihn wieder mit seinem festsitzenden BMW vereinigen. Dann könnte er dem verrückten Ran Verrall entkommen und ihn die nächsten zehn Jahre nicht wiedersehen.
    »Weiß Gott, was sie über mich denken werden«, sagte er. »Ich kann nicht glauben, dass ich in dieses absurde Durcheinander geraten bin.«
    »Ja«, sagte Reculver. »Randolph hat häufig diese Wirkung.«
    »Ich weiß. Ich hätte mich daran erinnern müssen, von der Schule her.«
    »Ah, so sind Sie also in seinen Dunstkreis geraten. Nun, machen Sie sich nichts draus. Ich kann Ihnen sagen, dass Sie im Grunde normal sind. Sie haben es sich nicht erwählt, darin verwickelt zu werden.«
    »Gott, nein«, erwiderte Berry, während er sehnsüchtig an Polly und ihr warmes Farmhaus dachte.
    »Ran war mit einem der Mädchen von Melismate verheiratet«, sagte Reculver. »Ich sollte Sie wegen dieses Hauses wirklich warnen. Es herrscht dort ein schreckliches Durcheinander. Sie wollen verkaufen. Sie haben keinen Penny mehr.« Er blickte stirnrunzelnd auf das Band von Katzenaugen vor ihm. »Dies wird ihr erstes Weihnachten ohne ihren Vater. Er starb letzten Juni.«
    »Oh«, sagte Berry, »wie schrecklich.«
    »Das war es«, sagte Reculver. »Wir sind alle noch nicht darüber hinweg, was immer das heißen mag. Er hat Weihnachten immer besonders gestaltet. Sie müssen ihn schrecklich vermissen.« Er warf Berry einen nachdenklichen Blick zu. »Zumindest gilt das für mich. Ich bin mit ihm aufgewachsen. Und ich kenne die Mädchen schon, seit sie Babys waren. Er hätte von mir erwartet, dass ich auf sie aufpasse.«
    »Sie mögen sie«, stellte Berry fest.
    »Ja«, sagte Reculver. »Wird Ihnen schon wärmer?«
    »Ein wenig.«
    »Wir flößen Ihnen gleich etwas Tee ein, und einen Schluck Brandy.«
    Berry merkte, dass er sich getröstet fühlte. Seine Zähne hatten aufgehört zu klappern, und er war unheimlich müde.
    Er hatte nicht gemerkt, dass er eingenickt war, bis er wieder aufwachte. Der Wagen hatte angehalten, und Reculver schüttelte ihn sanft an der Schulter.
    »Steigen Sie aus. Wir sind da.«
    Eindrücke stürzten auf Berry aus der Dunkelheit ein, bedrohlich wie die zusammenhanglosen Fragmente eines verrückten Traums. Da war ein großer Eingang, mit in Stein gemeißelten Worten und einem verwitterten Wappen darüber.
    »Seinen Sie nett zu ihnen«, sagte Reculver. »Sie sind alle mehr oder weniger verrückt. Aber sie haben eine Entschuldigung. Sie tun alles, um der Wahrheit über ihren Vater aus dem Weg zu gehen.« Er half Berry aus dem Wagen. »Tatsache ist, dass er sich eine Kugel durch den Kopf gejagt hat – hat das ganze Wohnzimmer unten bespritzt. Denken Sie daran, wenn sie anfangen, Ihnen Unsinn zu erzählen.«

Kapitel Vier
    Rufa zeigte dem zitternden Fremden das einzige funktionierende Badezimmer: ein widerhallender Schlauch im ersten Stock. Berry hatte, als er eintrat, sichtlich Mühe, sein Entsetzen zu verbergen. Rufa schämte sich. Das Badezimmer war ein Dreckloch. Aus einem unbestimmten Grund, an den sie sich jetzt nicht mehr erinnern konnte, stand es voller alter Fahrräder. In der großen, gusseisernen Wanne brach an einem Ende ein grünlicher Fleck hervor, wo Generationen von Hintern die Emaille abgescheuert hatten. Der Durchlauferhitzer, der an der Wand klebte wie ein böswilliges Insekt, gab nur ein kärgliches Tröpfeln lauwarmen Wassers von sich.
    Es war für Rufa offensichtlich, dass Berry nicht daran gewöhnt war, heißes Wasser als Luxus anzusehen. Er sagte nichts, verhielt sich aber so, als befände er sich in einer Barackensiedlung und als zerreiße es ihm vor Mitleid zu sehr das Herz, um an Kritik zu denken. Seine verblüfft dreinschauenden, unschuldigen braunen Augen meidend, reichte Rufa ihm ein Handtuch – hart und dünn, aber sauber. Sowohl sie als auch Berry ignorierten beflissen den entwürdigenden Haufen trockener Kleidung, die Roger
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