Liebe im Spiel
erfüllen.«
»Alles wird besser werden. Es muss besser werden.«
Edward sagte: »Melismate zu verlieren könnte das Beste sein, was euch je passiert ist.«
Sie atmete hörbar ein. Das war Ketzerei.
»Nein, hör mir zu. Ich meine natürlich nicht die Tatsache, dass der Mann gestorben ist. Aber sein Tod könnte den positiven Nebeneffekt haben, euch zu befreien. Ich habe deinen Vater sehr gemocht, und ich mag seine Familie sehr. Aber dich mag ich am liebsten. Du bist so viel wert wie alle anderen zusammen.« »Mögen« war Edwards Bezeichnung für »lieben«. »Zumindest würde ich auf diese Art nicht daneben stehen und zusehen müssen, wie du in die gleiche Falle tappst – die irrige Vorstellung, dass es dich irgendwie über das gewöhnliche Leben erhebt, einen Haufen Ziegelsteine zu erben. Das hat deinen Vater umgebracht.«
Er würde ihr nicht gestatten zu protestieren.
»Wenn dieses Haus erst verkauft ist, möchte ich, dass du in die wahre Welt eintauchst. Es kümmert mich nicht, was du tust, solange es konstruktiver ist, als die Dienstmagd für deine hoffnungslosen Verwandten zu spielen.«
Das war für Edwards Verhältnisse eine sehr lange und sehr offenherzige Rede – und er war noch nicht fertig. Er nahm etwas aus seiner Jackentasche. »Ich möchte, dass du das bekommst. Es gehörte meiner Mutter.«
Er reichte Rufa eine kleine Schachtel aus abgegriffenem Leder. Überrascht darüber, ein Geschenk von Edward zu bekommen, das kein Gutschein war, öffnete sie sie. Darinnen lag auf verblasstem Samt eine viktorianische Brosche aus schwerem Gold, besetzt mit großen, matten Edelsteinen.
»Diamanten und Saphire«, sagte Edward.
»Sie ist wunderschön … aber ich könnte nicht …«, stotterte Rufa.
»Tatsächlich hätte sie gewollt, dass du sie bekommst. Du warst immer ihr Liebling.« Er lachte leise. »Und sie hätte von dir erwartet, dass du sie verkaufst. Man hat mir gesagt, sie wäre einige Mäuse wert.«
»Oh, Edward …« Rufas Gedanken sprangen sofort wieder zum Hochzeitsspiel. Die Brosche könnte genug Wert besitzen, um ihre Erstürmung Londons zu finanzieren, ohne dass sie ihr Auto verkaufen müsste. Edward brauchte nicht zu erfahren, wie dieses Geschenk investiert wurde, bis er eine geprägte Hochzeitseinladung erhielt.
Sie umging ihr Schuldgefühl, indem sie sich sagte, dass seine Mutter sie unterstützt hätte. Sie hatte die alte Mrs. Reculver gemocht – eine lebhafte, pferdenärrische Dame, die vor fünf Jahren gestorben war. Edwards Mutter hätte die Absicht, Geld zu heiraten, als positive Pflicht einer verarmten Tochter aus gutem Hause angesehen. Sie hatte die Ansichten ihres Republikaner-Sohnes über Klassen und Erbfolge nicht geteilt.
Sie sah ihn lächelnd an. »Ich danke dir.«
Edward küsste sie auf die Stirn. »Frohe Weihnachten.« Er zwickte sie in die Nase, wie er es zu tun pflegte, als sie ein kleines Kind war. »Und wage es nicht, den anderen etwas davon zu erzählen.«
Bevor Edward ging, um mit Roger im Teich nach Berrys Schlüsseln zu fischen, trug er sein offizielles Weihnachtsgeschenk für die Familie herein – einen großen Karton mit verschiedenen Flaschen. Rose jauchzte vor Freude und umarmte ihn fest. Nachdem er gegangen war, bemerkte sie jedoch, es sei so, als würde man von Gott für Selbstverleugnung belohnt.
»Er prüfte sie, und sie enttäuschten ihn nicht – ja, sie kauften keinen Gin und waren in seinem Angesicht vergnügt.« Sie goss einen ordentlichen Schuss Gordon’s ins nächststehende Glas.
Lydia und Selena waren in die Küche hinuntergekommen, von den Klängen der Geselligkeit und den Zwiebelgerüchen angelockt. Lydia strahlte, weil Linnet fest schlief und Rans letzte Freundin ihn verlassen hatte. Sie organisierte weitere Gläser, während Selena ihr Buch lange genug hinlegte, um eine Flasche Barolo zu entkorken.
Die Tür öffnete sich. Ganz langsam und vorsichtig schlich Berry herein. Er war groß, mit einem stattlichen Bauch. Die geborgte Kordsamthose passte an der Taille nicht, und der weit offene Hosenschlitz wurde von einer weiten, pinkfarbenen Jacke nur teilweise verdeckt. Sein braunes Haar war zu einem Kaminfeger getrocknet, und die Naht seiner Hose klemmte zwischen den Pobacken.
Alle brachen in Gejohle und brüllendes Gelächter aus. Wie Rufa später sagte, hätte es vielleicht heikel werden können, wenn Berry nicht so viel Humor bewiesen hätte. Nach einem kurzen Moment der Verwunderung grinste er und zog dann die Hosenbeine hoch, um
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