Liebe im Spiel
Heimfahrt im Wagen. Aber ihre Kocherei war ein Erfolg, und sie entdeckte die Freude daran neu, ein perfektes Essen zu gestalten. Sie erkannte die Qualität des Rindfleischs und des Lachses. Ihre Arbeitgeberin hatte schottische Moorhühner so lange aufgehängt (wie sie Rufa stolz erzählte), bis sich die Maden durch die Hälse gefressen hatten und sie sie auf dem Boden der Vorratskammer vorfand. Rufa hatte sich während des Rupfens und Herausnehmens der Bleikugeln zweimal übergeben, aber das Ergebnis war ein Wunder an Zartheit und Geschmack. Sie konnte noch immer kochen, und sie konnte noch immer Geld verdienen.
Es würde in den Wochen vor Weihnachten weitere Dinnerpartys geben. Rufa durfte nicht an Weihnachten denken. Die Sehnsucht nach Melismate wurde mit jedem Tag größer. Während sie die Straßen durchwanderte, oder die Parkettböden der warmen National Gallery of Scotland beschritt, probte sie im Geiste Telefonate mit Nancy. Sie rief jedoch nie an. Nancy würde sie dazu überreden, nach Hause zu kommen, sich der Schrecklichkeit dessen zu stellen, was sie getan hatte. Ohne sie waren alle besser dran – Edward mit Sicherheit, obwohl sie sich ein wenig schämte, weil sie ihn schrecklich vermisste. Das Baby, das in ihr wuchs, machte ihr Mut. Sie werden mir verzeihen müssen, wenn ich das Baby bekommen habe, dachte sie.
Einer ihrer Spaziergänge führte sie einige Treppen zu einer schmalen Straße mit ramschigen Kunstläden und Boutiquen hinauf. Es gab ein Café, wo sie manchmal eine Tasse Tee trank: ein lauter Ort mit jungem Publikum, wo Studenten von der Universität stundenlang herumsaßen. Rufa beobachtete sie und wunderte sich darüber, wie unreif sie waren. War Tristan wirklich so jung gewesen, als sie sich in ihn verliebte?
Ich habe mir vorgemacht, ebenso jung zu sein, dachte sie. Meine Gefühle für Tristan waren eine Illusion, eine Täuschung. Und ich war zu dumm, es zu merken.
Im beschlagenen Fenster des Cafés hing ein Zettel, dass ein Koch gesucht würde. Sie bewarb sich um den Job und gab Diana Carstairs-McInglis als Referenz an. Nach einem erschöpfenden Probeabend wurde sie eingestellt, um Berge von Stovies (eine köstliche Mischung aus Minze, Zwiebeln und Kartoffeln) für die Studenten zu machen. Die Arbeit war hart und heiß und ließ ihre Füße anschwellen. An ihren freien Tagen konnte sie nur noch auf dem kurzen Sofa in ihrer Wohnung liegen und billige Klassiker aus einem Secondhand-Buchladen am Grassmarket lesen. Aber die harte Arbeit dämpfte ihre Sinne, ließ die Zeit vergehen und verlieh den Tagen Bedeutung und Gestalt. Sie freundete sich mit Amy an, der energischen Frau mittleren Alters, der das Café gehörte. Es waren Menschen um sie herum, und allmählich hasste sie sich etwas weniger.
Messer wühlten in ihrem Inneren. Rufa spürte den Schmerz bereits, bevor sie merkte, dass sie wach war. Vom Schlaf benommen, sagte sie sich, dass dies der schlimmste Periodenschmerz war, den sie je erlebt hatte.
Nur dass es nicht sein konnte.
Sie tastete nach dem Licht. Blut sammelte sich auf dem Laken unter ihr. Sie starrte es endlos an, weigerte sich zu akzeptieren, was sie sah. Die Messer wühlten weiterhin, intensivierten den Schmerz. Rufa brach in ein animalisches Heulen der Verzweiflung aus.
Sie war nicht gut genug gewesen. Sie wurde noch immer bestraft. Sie schwebte unmittelbar am Rande der Welt und hatte keinen Grund mehr zu leben.
Kapitel Dreizehn
Ich dachte daran, die Wand zwischen der Küche und der Spülküche herauszunehmen«, sagte Polly. »Um einen großen, warmen Raum zu schaffen – eher wie die Küche in Melismate, wenn auch natürlich ordentlicher. Ich möchte den Geist dieses Ortes wieder erschaffen.«
Sie trat an Rans Seite des Tisches, ihre weiße Alltags-Wedgwood-Kaffeekanne in der Hand, und goss duftenden schwarzen Kaffee in seinen hohen Becher mit dampfender Milch. Er brummte abwesend und wandte mit lautem Geräusch eine Seite des - Guardian um, wodurch eine Toastscheibe auf den Boden fiel. Ran war nicht in der Lage, mehr als eine Sache auf einmal zu tun, und den - Guardian zu lesen, erforderte seine ganze Aufmerksamkeit.
Polly beugte sich herab, um den Toast aufzuheben. Rom, wie sie sich beständig gemahnte, wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Ran war blind für seine Umgebung, und ihre große Erneuerung ging quälend langsam vonstatten, aber es waren schon Veränderungen erfolgt. Sie erlaubte es sich, optimistisch zu sein. Seine verwahrloste Küche war jetzt
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