Liebe im Spiel
aus dem Bauchnabel lecken.«
Von Nancy dazu angeregt, lieh er sich für den Abend einen Frack. Vor dem Ball stolzierte er singend Wendys Treppe herab.
Nancy, Rufa und Max, die in der Diele versammelt waren, brachen in Applaus aus. Roshan sah unerwarteterweise hinreißend aus. Der Frack und das weiße Frackhemd unterstrichen die Anmut seiner schmalen Gestalt.
Nancy gab Roshan einen freundlichen Klaps auf den Po. »Du siehst hübscher aus als wir – wo hast du das alles her?«
»Er hat einen Konzertpianisten überfallen«, sagte Max.
Roshan ließ seine weißen Manschetten hervorblitzen, um die goldenen Manschettenknöpfe zu zeigen. »Ich bin zu einem ausgezeichneten Verleih in der Nähe der Savile Row gegangen. Nun …« Roshan wandte sich energisch den Mädchen zu. »Stellt euch unter dieses jammervoll unzulängliche Licht, und lasst euch ansehen.«
Er hatte Rufa an diesem Nachmittag von der Arbeit aus angerufen, um ihr von einem seiner Geistesblitze zu erzählen – dass sie ihre Kleider tauschen sollten. Rufa und Nancy hatte diese Idee begeistert. Obwohl Nancy zwei Zoll kleiner und anders proportioniert war als Rufa, hatten sie dieselbe Kleidergröße. Es war verblüffend zu sehen, wie die Eigenschaften der beiden Kleider verwandelt wurden. Die gelbe Crèpe lag locker um Rufas lange, schmale Gestalt und verlieh ihr die spröde Eleganz eines Filmstars aus den dreißiger Jahren. Ihr dichtes kastanienbraunes Haar war zum -Chignon einer Balletttänzerin geschlungen, sodass ihr Rücken und die Schultern freilagen. Nancys Rundungen verliehen dem schlichten, bronzefarbenen Samt hingegen greifbaren Sex-Appeal, und ihr offen getragenes Haar war ein Farbenrausch.
»Ich bin ein Genie«, verkündete Roshan. »Und ihr zwei seid einfach göttlich. Ihr werdet alle Herzen brechen – die Männer werden sich anstellen müssen.«
Der Ballsaal war ein gigantischer, blumengeschmückter Hangar an der Park Lane, der gedrängt voller Menschen war. Anstatt eines vornehmen Summens klangen die Unterhaltungen brüllend laut und waren von Kreischen und Schreien durchsetzt. Eine große, laute Band spielte. Vom oberen Teil der zum Tanzboden hinabführenden Treppe schauten Rufa und Nancy auf eine brodelnde Masse schwarzer Fräcke und pastellfarbenen Tülls. Wie Roshan vorausgesagt hatte, trugen mehrere der jüngeren Frauen tief ausgeschnittene Meringues zur Schau, die offensichtlich einmal teure Hochzeitskleider waren.
Nancy murmelte: »Das trifft es schon eher. Wir könnten uns sogar amüsieren.«
Pete, der Fotograf, ließ sie, von Roshan angewiesen, in mehreren nachlässigen, hedonistischen Posen Champagner trinken.
Runde Tische standen um den Tanzboden, von den rotierenden Disco-Lichtern darüber in Silberflecke getaucht. Ein einladender, vager Duft nach Essen lag in der Luft.
»Komm mit«, sagte Rufa und wollte die Treppe hinuntergehen. »Sehen wir uns die Sitzordnung an, damit wir wissen, wo wir Tiger finden.«
Nancy legte eine Hand auf ihren Arm. »Warte einen Moment, ich brauche noch einen Drink.«
»Nancy, bitte – wir sind geschäftlich hier.«
»Das habe ich nicht vergessen. Aber ich bin attraktiver, wenn ich was getrunken habe.«
»Lasst mich die Honneurs machen«, sagte Roshan. »Ihr müsst euer Geld für Handschuhe und Strümpfe sparen.« An der Wand neben ihnen war eine Bar errichtet worden. Er schloss sich den anderen Frackträgern an und überließ es Nancy, oben an der Treppe bewundernde Blicke einzuheimsen. Rufa war froh, als sie merkte, dass Nancy viele davon bekam – wie könnte Tiger Durward, oder jeder andere verfügbare, ansehnliche Mann ihr widerstehen?
Roshan kehrte mit Champagner zurück. Rufa trank ihren vorsichtig – ihr zweites Glas – und fand ihn köstlich. Ihre Stimmung hob sich. Dieses Mal schien alles wunderbar zu klappen. Sie ging die große Treppe hinab und fühlte sich festlich und elegant. Dies war genau die Szenerie, die sie sich vorgestellt hatte, als sie anfänglich vom Hochzeitsspiel träumte, unter dem tropfenden Dach von Melismate.
Am Fuß der Treppe hing eine große Tafel, auf der die Sitzordnung aufgeführt war. Rufa fand ihre Beute rasch unter D. »Hier ist er – Mr. Timothy Durward, Tisch 12.«
»Und hier sind wir, direkt nebenan an Nummer 11«, sagte Roshan. »Ich sagte euch ja, dass die gute alte Anita uns die große Ehre erweisen würde.«
Nancy drückte sich an ihn, um über seine Schulter hinweg zu lesen. »O Gott – ich glaube es nicht!« Sie lachte leise. »Ich
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